Marktplatz ist fertig - und wo kommt der Markt hin?

Bushaltestelle fehlt noch

Viele Diskussionen, antike Ausgrabungen und ein Jahr Bauarbeiten auf dem Altstadtmarkt in Castrop-Rauxel. Jetzt ist der letzte Bauabschnitt beendet und der Marktplatz offiziell eröffnet. Der Wochenmarkt will aber eigentlich nicht dorthin zurück, sondern in der Fußgängerzone bleiben. Jetzt ist aber eine Lösung in Sicht.

von Abi Schlehenkamp

CASTROP-RAUXEL

, 02.03.2017, 19:03 Uhr / Lesedauer: 3 min

Strahlende Mienen und jede Menge verbale Blümchen gab es am Donnerstagmittag am Reiterbrunnen. Der zweite Bauabschnitt am Altstadtmarkt ist beendet, der Platz ist offiziell eröffnet. Nur die allerletzte Bake konnte noch nicht zur Seite geräumt werden, eine Fuge fehlte noch, der Regen war schuld.

Ein gewaltiger Kraftakt liegt hinter den Akteuren. Zwölf Jahre sind verstrichen seit dem Wettbewerb „Stadt macht Platz – NRW macht Plätze.“ „Jetzt heißt es Bürger machen Leben“, unterstrich Bürgermeister Rajko Kravanja.

"In Stein gemeißelter Bürgerwille"

Die Aufenthaltsqualität hat enorm gewonnen, keine Frage, das bestätigten gestern auch die Gäste aus Politik, Verwaltung und dem öffentlichen Leben. Welche Turbulenzen gab es nicht alles, wie viele Diskussionen, schließlich in Stein gemeißelten Bürgerwillen. „Das war für uns auch ein Stück Neuland“, bestätigte Kravanja. Im Sommer des vergangenen Jahres dann die absolute Sensation bei den Ausgrabungen, als sich herausstellte, dass sich die Geschichte unserer Stadt bis ins neunte Jahrhundert zurück datieren lässt.

2,4 Millionen Euro hat es gekostet, das „Wohnzimmer“ in der Altstadt wieder fit zu machen. Wobei der Parkplatz nicht mit öffentlichen Mitteln gefördert worden ist. Was jetzt noch fehlt, das ist die Bushaltestelle vor dem Gretenkordhaus, die barrierefrei errichtet wird.

„Wir nehmen uns das nach ,Castrop kocht über‘ unter Ausnutzung der Schulferien vor“, betonte EUV-Stadtbetriebschef Michael Werner. Auch die Übergänge zu anderen Straßen, wie etwa zum Biesenkamp, stehen noch auf der Agenda. Die sehen im Vergleich zum neuen Granitpflaster doch bescheiden aus. Der Reiterbrunnen kommt ebenfalls noch an die Reihe. Und bekommt die passende Beleuchtung. 

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Kompromiss für Marktplatz-Diskussion in Sicht

Jetzt wo der Marktplatzausbau vollendet ist, könnte der Wochenmarkt wieder zurück an den Reiterbrunnen ziehen. Könnte - denn zwei Drittel der Markthändler haben sich dafür ausgesprochen, in der Fußgängerzone zu bleiben. Jetzt zeichnet sich aber ein Kompromiss ab, der auch die Markthändler berücksichtigt, die nicht in der Innenstadt bleiben wollen und ein Zeichen setzt, dass der Umbau nicht umsonst war.

Die Kurzformel für den Kompromiss: Fußgängerzone plus Nutzung des Bereichs am Reiterbrunnen und des Boulevards. Die endgültige Entscheidung über den Standort trifft der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag, 9. März.

Aber der Reihe nach: Im Fachausschuss B1 erklärt Nils Bettinger am Mittwochabend, dass die Koalition noch keine gemeinsame Meinung hätte und die Entscheidung erst im Rat getroffen werden soll. Der FDP-Mann verweist auf eine Einladung der Standortgemeinschaft Casconcept zu einem Meinungsaustausch mit der Politik am selben Abend.

Sicherheitsfrage und Stromversorgung

Die Diskussion im Ausschuss ist gleichwohl lang und mitunter heftig. Die Sicherheitsfrage ist es, die Grünen, FDP und FWI Sorgen bereitet. Was ist mit rangierenden Marktwagen im schmalen Bereich bei zwischen Targo-Bank und Tchibo, hält das Pflaster das überhaupt aus? „Das Pflaster gibt das her und die Feuerwehr hat eindeutig Ja gesagt zurt Fußgängerzone“, sagt EUV-Stadtbetriebschef Michael Werner. „Nicht toll, aber hinnehmbar“, ergänzt Dezernent Michael Eckhardt.

Die 28.000 Euro, die es kosten würde, die Stromversorgung in der Fußgängerzone für den Markt vernünftig zu gewährleisten, müssten nicht aus dem allgemeinen Haushalt bezahlt werden, versichert Werner. Das Geld würde über die Marktgebühren hereingeholt. Das wüssten auch die Marktbeschicker.

Dass morgens Anwohner schon ganz früh vom Aufbaulärm geweckt würden, weist Werner zurück: „Vor 6 Uhr darf keiner aufbauen, sonst droht ein Platzverweis.“ Für die Linke bekräftigt Fraktionschef Ingo Boxhammer noch einmal, dass der Markt auf den Marktplatz gehöre. Ursula Mintrop-Werkle (Grüne) erinnert an den Aufwand, der für die Gestaltung des Marktplatzes betrieben worden sei. „Und das alles für einen Parkplatz?“, fragt sie. Und setzt nach: „Leute von außen glauben doch an einen Schildbürgerstreich.“

Neues Konzept und begleitende Gespräche

Bei der späteren Zusammenkunft von Casconcept weist deren Vorsitzender Matthias Zimmer dann auf die ungelöste Situation mit der Weihnachtsscheune hin. „Da sollte es unbedingt eine gute Lösung geben“, sagt er. Die Erhaltung des Platzcharakters auf dem Lambertusplatz und die Nutzung des Boulevards für den Markt stehen ebenfalls auf der Wunschliste der Standortgemeinschaft.

Bis zur Ratssitzung soll die Verwaltung eine neue Vorlage erarbeiten. Mit der Platzierung von kleinteiligen Ständen auf dem Boulevard und großen Wagen am Reiterbrunnen. „Damit die Kunden mit schwerem Obst es nah zum Auto haben“, sagt SPD-Fraktionschef Bernd Goerke. Im Durchgang von Targo-Bank und Tchibo soll es ebenfalls kleinteilig werden. Alle zwei Monate, so der Koalitions-Vorschlag, soll es begleitende Gespräche geben. Und in einem Jahr eine grundsätzliche Bewertung.

Die Neuerungen auf dem Altstadtmarkt
  • Auf dem Boulevard und am Reiterbrunnen bieten zehn Bänke Platz für 30 Menschen.
  • Die Mülleimer haben zum Teil Unterflurreservoires und fassen so bis zu einem Kubikmeter Müll.
  • Die umgestaltete Fläche ist rund 6000 Quadratmeter groß, Vorschläge zur Nutzung sind willkommen.