Martin Frischmuths Urteil ist glasklar: Er steht mit seinem Backwarenstand lieber in den Altstadtgassen als auf dem Marktplatz.

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Markt auf dem Marktplatz? Martin Frischmuth: „Stehe lieber in der Altstadt“

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Am Samstag war der Castroper Wochenmarkt auf dem Marktplatz. Ausnahmsweise. Seit Jahren aber wird diskutiert, ob er da nicht dauerhaft wieder hingehört. Händler und Kunden sind da uneins.

Castrop

, 02.04.2022, 14:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Manch einer musste den Wochenmarkt am Samstag (2.4.) in der Castroper Altstadt suchen: Die Stände waren nicht wie sonst in den Straßen verteilt – alle waren zentral auf dem Marktplatz aufgebaut. Ein ungewohntes Bild, das einige überraschte. So zum Beispiel das Ehepaar Sabine und Michael Kortmann, die früher die Fleischerei „Schmidt“ am Markt geführt haben. Sie kommen aus dem Urlaub und hatten von der Verlegung nichts mitbekommen.

Kommen gerade aus dem Urlaub und waren total überrascht, den Markt mal wieder auf dem Marktplatz zu sehen: Sabine und Michael Kortmann, ehemalige Besitzer der Fleischerei „Schmidt“ am Marktplatz.

Kommen gerade aus dem Urlaub und waren total überrascht, den Markt mal wieder auf dem Marktplatz zu sehen: Sabine und Michael Kortmann, ehemalige Besitzer der Fleischerei „Schmidt“ am Marktplatz. © Natascha Jaschinski

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Denn seit vor Jahren das Pflaster auf dem Marktplatz aufwändig saniert worden ist, befindet sich der Markt nur noch in Ausnahmefällen auf dem Markt. Wenn zum Beispiel wie an diesem April-Wochenende gleichzeitig eine Veranstaltung wie der Frühlingsmarkt in der Altstadt ist. Ansonsten ist der Marktplatz ein Parkplatz. Ob das gut ist, sorgt immer wieder für Diskussionen.

Kunden: Auf dem Marktplatz ist es nicht so eng

Wir haben uns am Samstag umgehört: Wie finden Kunden und Händler einen Markt auf dem Markt? „Ich finde es gut auf dem Marktplatz, hier ist nicht so eng“, sagt Aljca Wojynek. Sie isst gerade Fisch am Stand von Tevil‘s Fischwerk. Normalerweise ist dieser gegenüber der Parfümerie Douglas, am Samstag nun ist er an der Mühlenstraße aufgebaut.

Zu wenig Laufkundschaft: Am Fischstand „Tevil‘s Fischwerk“ ist man nicht zufrieden mit dem Standort am Markt.

Zu wenig Laufkundschaft: Am Fischstand „Tevil‘s Fischwerk“ ist man nicht zufrieden mit dem Standort am Markt. © Natascha Jaschinski

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Auf der anderen Seite der Theke ist man nicht so erfreut über den Standort. Denn: Er sei nicht günstig fürs Geschäft, so die beiden Mitarbeiterinnen: „Hier fehlt die Laufkundschaft, Leute die sich spontan ein Brötchen mitnehmen“, kann Kus Sevgi nach dreieinhalb Stunden am Samstag schon sagen: Seit 6 Uhr verkauft sie Fisch und es sei weniger zu tun als sonst. Und das liege nicht nur an der Kälte, ist sich ihre Kollegin Doreen Schlüsener sicher: „Es fehlen sogar Stammkunden.“

Erst mussten noch Autos abgeschleppt werden

Dass weniger los ist, kann auch Markthändler Martin Frischmuth bestätigen: Zunächst mal habe er nicht gleich starten können, als er ankam. Auf seinem Platz hätten noch Autos geparkt, deren Fahrer wohl nicht mitbekommen hätten, dass das an diesem Samstag nicht erlaubt ist. Das Ordnungsamt habe erst abschleppen lassen müssen, gegen 8 Uhr habe er dann seinen Backwarenstand öffnen können.

Am Samstagmorgen war der Castroper Marktplatz ausnahmsweise autofreie Zone.

Am Samstagmorgen war der Castroper Marktplatz ausnahmsweise autofreie Zone. © Natascha Jaschinski

Er mache aber etwa „ein Viertel Umsatz weniger“, schätzt Frischmuth. Auch ihm fehlten die Spontankäufe. Auf den Marktplatz müsse man gezielt gehen. Daher steht für ihn fest: „Ich stehe lieber in der Altstadt.“

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Markt-Stammkundin Sabine Roskoden kann das verstehen: „Es ist zwar total schön, wenn alles an einem Platz ist“, sagt sie. Sie fürchtet aber auch, dass „die Händler zu sehr abseits stehen“ und zu viele Altstadt-Besucher gar nicht über den Marktplatz gingen.

Markt-Stammkundin Sabine Roskoden gefällt es gut, wenn der Markt auf dem Marktplatz ist. Sie befürchtet aber Nachteile für die Markthändler.

Markt-Stammkundin Sabine Roskoden gefällt es gut, wenn der Markt auf dem Marktplatz ist. Sie befürchtet aber Nachteile für die Markthändler. © Natascha Jaschinski

Händler Frischmuth führt noch einen weitern Contra-Marktplatz-Aspekt an: Die Fläche sollte für Autos frei bleiben, sagt er. „Parkplätze sind schließlich rar.“ Dass die Parkplätze vorteilhaft sind, hat auch das Ehepaar Kortmann beobachtet, als sie noch ihre Fleischerei hatten. „Wir waren auch erst für den Markt auf dem Markt, sagen sie. Doch dann hätten sie ihre Meinung geändert.

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„Schön, wenn alles an einem Platz ist“

Die Kunden mögen also den Markt auf dem Markt, die Händler nicht? So eindeutig ist das Urteil nicht. „Ich finde den Standort am Markt viel besser – und das habe ich immer schon gesagt“, sagt Anke Schräder vom Wild & Geflügel-Stand „Schräder‘s Spezialitäten“. Schräder ist schon eine Institution auf dem Castroper Wochenmarkt. Seit 22 Jahren dabei, kennt sie auch die Zeiten, als der Markt immer auf dem Marktplatz war. So, wie es sich laut Firmeninhaberin für einen Markt gehöre: „In der Stadt sind wir alle verteilt, hier auf dem Markt können sich alle sehen.“

Nicht alle Händler sind gegen den Marktplatz: Anke Schräder verkauft ihr Wild und Geflügel weit lieber wie am Samstag, wenn alle Stände zusammenstehen.

Nicht alle Händler sind gegen den Marktplatz: Anke Schräder verkauft ihr Wild und Geflügel weit lieber wie am Samstag, wenn alle Stände zusammenstehen. © Natascha Jaschinski

Außerdem sei der Marktplatz viel komfortabler gerade für ältere Kunden mit Rollator, die sich über das Hoppelpflaster der Altstadt „mühen“ müssten. Und über die ganzen Kabel, die für den Markt quer über die Gassen verlegt werden. Schräder: „Damals hat man den Marktplatz schließlich saniert mit dem Hinweis darauf, dass er dann barrierefrei ist.“ Und nun stehen dort nur Autos.