
© Ronny von Wangenheim
Verkaufsoffener Sonntag, keine Maskenpflicht: Castrop hat eine klare Meinung
Coronavirus
Keine Maskenpflicht mehr: Das gilt seit Sonntag. Ausgerechnet am verkaufsoffenen Sonntag in Castrop-Rauxel. War das ein Anreiz, wieder ohne Maske einzukaufen? Wir haben Einzelhändler und Kunden gefragt.
Am Wochenende ist Frühlingsmarkt in der Castroper Altstadt. Am Sonntag von 13 bis 18 Uhr haben dazu etliche Geschäfte geöffnet. Das erste Mal seit zwei Jahren können Menschen ohne Masken stöbern und kaufen. Doch wollen das die Castrop-Rauxeler überhaupt? Der Gang durch die Geschäfte bringt ein eindeutiges Bild.
„Wir freuen uns, wenn Sie freiwillig Maske tragen“, steht bei der Bäckerei Grobe, steht beim Schuhgeschäft Große-Kreul an der Eingangstür. Jens Reiter hat an seinem Bekleidungsgeschäft Am Markt sogar ein Schild aufgehängt, dass „heute“ im Laden weiter Masken getragen werde. Änderungen in Zukunft, wenn sich die Lage ändert, sind nicht ausgeschlossen.
Ob im Schuhgeschäft, ob bei Cecil, Street One, Tom Tailor, Bonita, in der Buchhandlung Leselust , in der Parfümerie Pieper und anderen Geschäften in der Altstadt – überall sind Kunden und Verkäufer mit Masken zu sehen. Die meisten Geschäfte setzen auf Freiwilligkeit. Vom Hausrecht, wie es Gesundheitsminister Karl Lauterbach vorgeschlagen hatte, wollen die wenigsten Gebrauch machen.
Maske als Eigenschutz und Schutz für andere
Offenbar ist der Wegfall der Maskenpflicht auch kein Anreiz gewesen, zum Frühlingsmarkt zu kommen. Denn fast alle Einzelhändler sind mit dem Besuch am Sonntag unzufrieden.

Ein Schild erinnert noch an strengere Corona-Regeln, das andere kam neu dazu. Auch im Schuhgeschäft Große-Kreul setzt man darauf, dass die Kunden weiter freiwillig Masken tragen. © Ronny von Wangenheim
„Es ist noch nicht die Zeit“, dieser Kommentar zu den Lockerungen ist häufig zu hören. „Die Fallzahlen sind viel zu hoch“, sagt Uli Biniek. Seine Frau arbeite im Krankenhaus, da wisse er wie wichtig es sei, Ansteckungen zu vermeiden. „Aus Eigenschutz und Schutz für andere trage ich weiter Maske“, sagt er, bevor er mit einem T-Shirt in eine der Umkleidekabinen bei Fashion Reiter verschwindet.
„Keine Maskenpflicht mehr ist schwer verständlich, ich kann es aber nachvollziehen“, sagt Kerstin Lahten, die in der Leselust nach einem Buch sucht. „In meinem Umfeld hatten viele Menschen Corona, alle hatten nur leichte Symptome.“ Aber auch sie und ihr Mann Klaus-Peter behalten die Masken auf.

Bedienen weiter mit Masken in der Stadt-Parfümerie Pieper: v.l. Mihriban Yeniyapan, Christina Krupka, Nadine Kurzawa und Anna Allerborn. © Ronny von Wangenheim
Buchhändlerin Martina Tielker bestätigt, dass die Kunden weiter Masken tragen. „Wir haben eine gewisse Vorbildfunktion“, glaubt sie, dass der Blick auf die Mitarbeiter der Buchhandlung auch Kunden davon abhält, die Masken abzuziehen.
Lippenstifte können endlich wieder getragen werden
Das gleiche Bild zeigt sich in der Parfümerie Pieper. Da wird die Maske nur mal runtergezogen, um an einem Parfüm zu schnuppern. Auch die Mitarbeiterinnen schützen sich, auch wenn das über den Tag hinweg schon lästig sei.
Umdenken muss aber doch schon bei den Menschen begonnen haben. Mitarbeiterin Mihriban Yeniyapan berichtet, dass am verkaufsoffenen Sonntag neben Düften und Pflegeprodukten vor allem auch Lippenstifte gefragt waren. „Die kann man ja jetzt endlich wieder mehr zeigen.“