Stadtgeschichte

Ludwig Schönefeld weiß (fast) alles über Straßenbahnen in Castrop-Rauxel

Die Straßenbahngeschichte ist sein großes Steckenpferd. Ludwig Schönefeld hat jetzt Internetseiten darüber an den Start gebracht. Eine widmet sich komplett dem Nahverkehr in Castrop-Rauxel.

Castrop-Rauxel

, 04.08.2022 / Lesedauer: 4 min

Ludwig Schönefeld hat eine Leidenschaft: die Geschichte der Straßenbahn im mittleren Ruhrgebiet und damit auch in Castrop-Rauxel. Für seine Leidenschaft forscht der gebürtige Wattenscheider seit seiner Jugend der Straßenbahn hinterher.

„Ich war sogenannter Fahrschüler, bin immer mit der Bahn von Wattenscheid nach Bochum zur Schule gefahren“, erzählt der 59-jährige gelernte Journalist heute. Und dabei habe er irgendwann angefangen, mit den Straßenbahnfahrern zu quatschen. „Das war früher nicht ganz so streng geregelt wie heute“, sagt Schönefeld.

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Durch seine Beharrlichkeit bekam er schließlich direkten Kontakt zur Bogestra, durfte als Junge dort sogar auf dem Betriebsgelände herumstromern („heute aus Sicherheitsgründen undenkbar“), wurde von der Pressestelle unterstützt und sogar vom damaligen Bogestra-Chef persönlich unter die Fittiche genommen. „Es hat mich sehr geprägt, dass diese Menschen mich, den 14-Jährigen, das Kind, mit meiner Leidenschaft damals ernst genommen haben“, erzählt Ludwig Schönefeld.

Beruf ließ lange keine Zeit für die Leidenschaft

Während und speziell nach der Schulzeit fing er nicht unerwartet damit an, weiteres Material zu sammeln und sogar Bücher über die Bogestra (eine Fahrzeugchronik aus seiner Feder erschien 1989 zur U-Bahn-Eröffnung in Bochum) und das Thema Straßenbahn generell zu verfassen.

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Als er nach seiner Journalisten-Ausbildung im Ruhrgebiet erst in Frankfurt und später in der Schweiz landete und schließlich als Pressesprecher und Manager für große Unternehmen tätig wurde, blieb für seine Leidenschaft aber lange keine Zeit mehr.

Im Corona-Sommer 2021 jedoch erinnerte sich Ludwig Schönefeld, inzwischen frei tätig, an seine Recherchen und sein Archivmaterial aus den 1980er-Jahren. Nun entschied er sich, die einst geplante Buchreihe in einem neuen, zeitgemäßen Format fortzuführen: auf Internetseiten.

Straßenbahnen wie diese an der Münsterstraße waren lange ein bekanntes Bild in Castrop-Rauxel. Als letzte wurde die Linie 7 nach Bochum 1967 stillgelegt. © Helmut Orwat

Sieben einzelne Seiten hat er in Arbeit, jede einzelne der Straßenbahngeschichte einer Stadt gewidmet. Natürlich ist Bochum dabei, seine alte Heimat, aber neben anderen Städten ringsum eben auch Castrop-Rauxel. Und diese Webseite unter der Webadresse www.an-emscher-und-kanal.de ist für Nahverkehrsfans ein echter Leckerbissen.

„Oft sind es Details, die spannende Geschichten erzählen“

Das liegt einerseits an der Fülle und der hohen Qualität der Fotos und Postkartenmotive: „Ich sitze oft mehr als eine Stunde, um ein altes Foto digital zu bearbeiten“, erzählt Schönefeld. Denn: „Oft sind es Details, die spannende Geschichten erzählen.“

Viel Sorgfalt legt Schönefeld aber auch auf die Verortung des Materials, das er auf seinen Seiten verarbeitet und das er entweder aktiv selber zusammen sucht oder das ihm zugetragen wird. Nicht umsonst ist er so auch oft gesehener Gast im Castrop-Rauxeler Rathaus bei Stadtarchivar Thomas Jaspers.

„Bei der Recherche helfen mir historische Luftbilder und ein umfangreiches Literaturarchiv“, so Schönefeld, der auch in den Foto- und Textarchiven so mancher Ruhr-Nachrichten-Redaktion geforscht und gesammelt hat.

Da Schönefeld parallel zu seiner Arbeit als Pressesprecher einer Firma in Frankfurt im Fernstudium auch Sozialwissenschaften und Geschichte studiert hat, ist es dem Nahverkehrs-Autodidakten besonders wichtig, seine Verkehrsthemen auf den Internetseiten in gesellschaftliche Zusammenhänge zu bringen.

Straßenbahngeschichte in fünf Kapiteln erzählt

Auf seiner Castrop-Rauxel gewidmeten Internetseite „An Emscher und Kanal“ erzählt Ludwig Schönefeld in fünf Kapiteln die Geschichte der Straßenbahnstrecken, die Castrop-Rauxel einst mit Witten, Bochum, Herne, Dortmund und dem Vest Recklinghausen verbanden.

„Ich habe großen Wert darauf gelegt, das Leseerlebnis möglichst spannend und interessant zu gestalten“, berichtet Schönefeld. „Das war nicht immer einfach“. Der Grund dafür: Von einzelnen Strecken, etwa zwischen Sodingen und Castrop, gibt es praktisch keine Fotos. „Da muss ich eben improvisieren.“

Die Straßenbahn der Linie 2 fuhr einst nach Dortmund-Brackel. Am Bahnübergang in Rauxel sorgte oft eine Zechenbahn der Klöcknerwerke für einen längeren Aufenthalt. © Helmut Orwat

Es gebe gerade in Castrop-Rauxel noch echte blinde Flecken der Straßenbahngeschichte. Die fing quasi am 21. Juli 1905 an, als im Herner Stadtrat die Entscheidung fiel, eine Straßenbahnverbindung nach Sodingen zu bauen, die 1910 bis zur Münsterstraße in Castrop verlängert wurde. Und endete 1967, als die letzte Straßenbahnlinie in Castrop-Rauxel eingestellt wurde. An diesem Tag übernahm, so ist es auf Schönefelds Webseite zu lesen, die Omnibuslinie 67 die Strecke der ehemaligen Straßenbahnlinie 7 zwischen Castrop-Rauxel und Bochum-Gerthe.

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Eine besonders wichtige Quelle für die Webseiten sind private Erinnerungen: „Viele Fotos schlummern seit Jahrzehnten in alten Fotoalben.“ Die oft einmaligen und unwiederbringlichen Aufnahmen sind neben seltenen Postkarten das i-Tüpfelchen der Websites. Aber: „Von der Straßenbahn etwa, die von Herne aus seit 1910 bis 1951 zum Münsterplatz fuhr, gibt es auf Castroper Gebiet nicht ein einziges Foto.“

Daher hofft Ludwig Schönefeld auch auf Unterstützung aus dem Kreis unserer Leser. Wer noch ein altes Straßenbahnfoto im Familienalbum besitzt, wird dringend gebeten, sich unter Schönefelds E-Mail-Adresse webmaster@an-emscher-und-kanal.de an den Nahverkehrs-Experten zu wenden.

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