
© Tobias Weckenbrock
Lösung gefunden: Castrop-Rauxels Schüler bleiben Montag zu Hause
Schulöffnung
Castrop-Rauxels Schulen bleiben am Montag wohl weitgehend geschlossen. Das Land hatte das am Freitag zunächst blockiert - am Abend dann aber einen Weg zum weiteren Distanzunterricht eröffnet.
Der Streit um die Frage, ob die Castrop-Rauxeler Schulen am Montag in den Wechselunterricht zurückkehren, hat am Freitag eine ungekannte Schärfe erreicht. Erst am Abend kam es zu einer Lösung - die zwar noch nicht offiziell ist, aber als sehr wahrscheinlich gelten darf.
Zunächst hatten am Freitagmittag angesichts der hohen Neu-Infektionszahlen der Kreis Recklinghausen und dann auch die Stadt Castrop-Rauxel vermeintlich Tatsachen geschaffen. Der Kreis erklärte, die Berufskollegs im Kreisgebiet blieben ab Montag geschlossen beziehungsweise im Distanzunterricht.
Die Stadt Castrop-Rauxel folgte wenig später mit der Empfehlung an alle Schulen in ihrer Trägerschaft, ebenfalls im Distanzunterricht zu bleiben. Man wolle damit Schülern, Eltern und Schulen Planungssicherheit geben.
ASG: Ab Montag Distanzunterricht
Manche Schulen folgten der Bitte schnell, zum Beispiel das Adalbert-Stifter-Gymnasium, das direkt auf seiner Homepage Schüler und Eltern informierte, es bleibe beim Distanzunterricht.
„Die Jahrgangsstufen 5 bis EF bleiben bis auf weiteres im Distanzunterricht. Das ASG folgt damit zusammen mit den anderen weiterführenden Schulen Castrop-Rauxels einer dringenden Empfehlung des Kreises Recklinghausen und des Bürgermeisters der Stadt Castrop-Rauxel, den Distanzunterricht für diese Jahrgangsstufen fortzuführen“, hieß es dort.
Nach Informationen unserer Redaktion gibt es aber auch Castrop-Rauxeler Schulen, die auf eine Anweisung des Landes warteten.
Am Nachmittag stellte sich die Landesregierung Kreis und Stadt entgegen. Sie gab bekannt, die Schulen zwar in allen Kreisen und kreisfreien Städten, in denen die Inzidenz drei Tage am Stück über 200 liege, im Distanzunterricht zu belassen. Aber eben nur die.
Kreis Recklinghausen bei Inzidenz unter 200
Doch der Kreis Recklinghausen lag Stand Freitag noch nicht über der Inzidenz von 200. Der offizielle Wert des Landeszentrums für Gesundheit (LZG) lag bei 189,9, der etwas aktuellere kreisinterne Wert bei 199,1. Also nur 0,9 Punkte unter der Schwelle.
Der Kreis positionierte sich in einem wohl einmaligen Vorgang am Freitagnachmittag offen gegen die Landesentscheidung. Kreis-Sprecherin Svenja Küchmeister erklärte auf Anfrage, der Kreis werde unabhängig von der Landesfestlegung die Berufskollegs im Distanzunterricht belassen.
Derweil meldeten sich Vertreter der Bezirksregierung Münster bei einzelnen Schulleitern im Kreis und ordneten an, am Montag Wechselunterricht durchzuführen.
Zwölf freie Intensivbetten
Castrop-Rauxels Bürgermeister Rajko Kravanja fand am Freitagabend deutliche Worte für diese Haltung des Landes: „Wahnsinn. Einfach Wahnsinn“, sagte ein hörbar empörter Kravanja, als wir ihn telefonisch erreichten.
Und zwar vor allem vor dem Hintergrund, dass im ganzen Kreis Recklinghausen aktuell auf den Intensivstationen noch ganze zwölf Betten frei seien. Und vor dem Hintergrund, dass ziemlich klar ist, dass die Inzidenz ohnehin am Samstag über 200 steigen und dann dort bleiben wird.
Kravanja: „Das erkläre ich den Menschen nicht mehr“
Er könne nicht begreifen, wie man sich angesichts einer solch hohen Inzidenz auf diesen Standpunkt stellen könne. „Das erkläre ich den Menschen nicht mehr“, sagte Kravanja. Zwar gebe es überall Grenzwerte, aber hier gehe es nicht um Bürokratie, sondern um die Gesundheit der Menschen.
Das sah am späten Freitagabend offenbar auch die Landesregierung so. Wie der Kreis mitteilte, habe er „nach einem Hinweis des Schulministeriums“ eine neue Allgemeinverfügung herausgegeben und an das Landes-Gesundheitsministerium geschickt, „damit alle Schulen am Montag kreisweit einheitlich im Distanzunterricht bleiben“.
Teil dieser Allgemeinverfügung sei es, dass es „vorerst“ keinen Wechselunterricht in Castrop-Rauxel und den anderen neun Städten des Kreises geben soll. Lediglich Abschlussklassen „können“ am Präsenzunterricht festhalten, die Schülerinnen und Schüler müssten sich dann zwei Mal pro Woche auf eine Corona-Infektion testen.
Einheitliche Regelung bis Montag
Man hoffe, dass man mit der Allgemeinverfügung bis Montag eine einheitliche Regelung hinbekomme, teilte Landrat Bodo Klimpel mit.
Zwar wird die Allgemeinverfügung erst mit der Genehmigung durch das Ministerium gültig. Da aber die Landesregierung selbst den Hinweis auf die Allgemeinverfügung als den Weg zum Distanzunterricht gegeben hat, gehen die Verantwortlichen des Kreises fest davon aus, dass es ab Montag auch dazu kommen wird - zumal das Land auch anderen Städten mit einer Inzidenz von unter 200, wie zum Beispiel Dortmund, den Distanzunterricht erlaubt hat.
Als Journalist arbeite ich seit mehr als 25 Jahren. Im Kreis Unna bin ich dagegen noch recht neu, aber voller Neugier auf Menschen, Städte und Gemeinden. Schreiben habe ich gelernt, komme aber viel zu selten dazu. Dafür stehe ich gerne mal vor der Kamera.
