Medikamentenknappheit
Apotheker Ehrensberger: Manche Kinder-Medizin ist in Castrop-Rauxel knapp
Krisen treffen die verwundbarsten Menschen am schnellsten. Apotheker schlagen Alarm, denn es werden immer mehr Medikamente knapp. Besonders betroffen sind aktuell Kinder.
von Sophia Wibbeke
Castrop-Rauxel
, 25.07.2022 / Lesedauer: 3 minBundesweit werden die Medikamente knapp. Besonders bei Medikamenten für Kinder ist das kritisch. Wieso das so ist und wie die Lage aussieht, hat uns der Castrop-Rauxeler Apotheker und Apotheker-Sprecher im Kreis Recklinghausen, Claus Ehrensberger, erklärt.
Symbolbild: Beim bundesweiten Aktionstag „Tag der Apotheke“ am 7. Juni haben viele Apotheken in Westfalen-Lippe und auch in Castrop-Rauxel einen Check der Haus und Urlaubsapotheke angeboten. © Privat
„Wenn etwas knapp ist, ist es überall knapp“, sagt Ehrensberger. Da es nur wenige Händler gebe, von denen die Apotheken ihre Ware beziehen, bilde Castrop-Rauxel keine Ausnahme. Besondere Sorgen mache ihm aktuell die Lage der Kinder. Die müssen nämlich aktuell auf wichtige Fiebersäfte wie Norufen- oder Mucosolvan-Saft verzichten.
Tipps für Eltern
Das sei deshalb so kritisch, da Fieber besonders bei Kindern gefährlich sei und sie dazu je nach Alter und Fähigkeiten auf bestimmte Darreichungsformen angewiesen seien, so Ehrensberger. Bis zu einem Alter von vier Jahren solle man zum Beispiel zur Senkung von Fieber keine Tabletten geben.
Damit bleiben den Kindern nur Säfte auf Schmerz- und Fiebermittelbasis wie Paracetamol. Doch ist genau das jetzt knapp. Eltern hätten schnell geschaltet und seien auf Alternativen umgestiegen, sagt Ehrensberger. Damit hat sich der Mangel allerdings auf die Ersatzmittel wie Ibuprofen oder Ambroxol ausgeweitet.
Wir fragten Claus Ehrensberger, was Eltern mit erkrankten Kindern denn nun machen sollen: „Sprechen Sie mit den Apothekerinnen und Apothekern ihres Vertrauens“, sagte er uns, „eine Beratung ist nicht an eine Kaufentscheidung gebunden“. Im Gespräch lasse sich am besten herausfinden, welches Medikament man Kindern geben könne, wenn das ursprünglich gewollte nicht vorhanden sei.
So kämen je nach Alter und Fähigkeiten Zäpfchen aber auch Granulate oder – vor allem für ältere Kinder – zerkleinerte Fiebermittel-Tabletten in geringeren Dosen infrage. Zum aktuellen Zeitpunkt, so betont Ehrensberger, ließe sich alles lösen.
In speziellen Fällen auch Erwachsene betroffen
Erwachsene treffe die Medikamenten-Knappheit zum Glück noch nicht so großflächig. Dies liegt allerdings nur daran, dass Erwachsene Paracetamol und Ibuprofen auch in Tablettenform gut einnehmen können. Ab dem Jugendlichen-Alter werden die Probleme des Medikamentenmangels spezifischer.
Dann nämlich trifft die Situation vor allem Menschen mit chronischen Problemen, also jene, die einen spezifischen, unersetzlichen Wirkstoff in regelmäßigen Abständen benötigen. Dazu zählen bestimmte Krebsmedikamente, Blutdrucksenker oder Präparate zur Suchtmittel-Entwöhnung. Eine genaue Liste der von Lieferengpässen betroffenen Medikamente stellt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bereit.
Auch hier lässt sich aber auf den obigen Tipp von Claus Ehrensberger verweisen. Erwachsene, die spezifische Medikamente dringend benötigen, sollten sich regelmäßig in der Apotheke beraten lassen.
Besonnenheit ist gefordert
Ein Problem allerdings schildert Ehrensberger jenseits der eigentlichen Schwierigkeiten: Offenbar lassen einige Kundinnen und Kunden ihren Frust an den Apothekerinnen und Apothekern aus.
Das komme zwar nicht allzu oft vor, sei jedoch für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen nicht einfach, die den Kindern am liebsten helfen wollen. „Woran der Mangel liegt, wird auch an uns nicht klar kommuniziert“, sagt der Sprecher der Apothekerschaft.
Eine genaue Prognose zur Entwicklung der Knappheit wollte Claus Ehrensberger nicht abgeben. Zum aktuellen Zeitpunkt ist für ihn persönlich aber keine Besserung in Sicht.
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