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Kravanja über Impfgegner: Dialogbereitschaft „lässt zu wünschen übrig“
Coronavirus
Montags protestieren Corona-Skeptiker, Querdenker und Impfgegner in der Castroper Altstadt. Bürgermeister Kravanja sagt, er sei offen für andere Meinungen. Doch es würden Grenzen überschritten.
Ob „Spaziergang“ oder angemeldete Versammlung: Jeden Montag zeigen einige wenige Castrop-Rauxeler mitten in der Castroper Altstadt lautstark, dass sie wenig von Corona-Regeln und Impfungen halten. Diese Woche (17.1.) war diese Form des Protests zum ersten Mal angemeldet, in der kommenden Woche (24.1.) ist das erneut geplant.
Castrop-Rauxels Bürgermeister Rajko Kravanja sagt, er habe grundsätzlich nichts gegen die Demonstrationen. Andere Meinungen zu akzeptieren, sei ein „Grundpfeiler der Demokratie“, sagt er im Interview mit dieser Redaktion. Allerdings weist der Sozialdemokrat darauf hin, dass auch noch andere Spielregeln dazugehören. So müsse man sich an einmal beschlossene Regeln halten – ob man diese gut findet oder nicht.
Kravanja: Demonstrationen sind legitim – aber es gibt Grenzen
Bei der Demonstration am Montag bewegte sich offenbar alles im rechtlichen Rahmen. Anderswo wurde der allerdings auch schon einmal mindestens strapaziert. Vor allem im Internet, genauer gesagt auf Telegram. Offen posteten Corona-Gegner dort in die Gruppe „Castrop-Rauxeler denken anders" Mordaufrufe gegen Politiker. Und auch das Nichtanmelden einer Versammlung ist eine Straftat, selbst dann, wenn man sie als „Spaziergang“ tarnt.
Was derartige Regelverstöße angeht, hat Kravanja eine klare Meinung. „Ich kann auf die Straße gehen und sagen, ich finde die Regeln nicht gut, das ist legitim. Aber ich muss mich trotzdem daran halten“, so der Bürgermeister. Deswegen kritisiere er zum Beispiel den Verzicht auf die Maske zu Protestzwecken. „Wenn jemand sich dann auf dieser Grundlage mit mir unterhält, würde ich den auch niemals in die Ecke stellen eines Impf-Skeptikers, -Gegners, Corona-Leugners“, so Kravanja.
Die Grenze des Erlaubten sei für ihn auch in einem anderen Fall überschritten: „Es ist nicht in Ordnung jemanden persönlich zu beleidigen oder zu diffamieren.“
Bürgermeister wünscht sich mehr Dialogbereitschaft
In Bezug auf den Wunsch nach Dialog fordert der Bürgermeister von den Regel-Gegnern ein, sich offener zu geben. Wer Anspruch auf einen Dialog erhebt, müsse sich auch so verhalten, dass jemand mit einem in den Dialog geht. „Das lässt in der Tat bei einigen derer, die im Moment sehr lautstark unterwegs sind, leider zu wünschen übrig“, bemängelt Kravanja. „Sie pochen immer auf Meinungsfreiheit und Dialogbereitschaft, aber da gehört eine ganze Menge mehr dazu, nämlich das auf beiden Seiten herzustellen.“
Als Journalist arbeite ich seit mehr als 25 Jahren. Im Kreis Unna bin ich dagegen noch recht neu, aber voller Neugier auf Menschen, Städte und Gemeinden. Schreiben habe ich gelernt, komme aber viel zu selten dazu. Dafür stehe ich gerne mal vor der Kamera.
