
Die Stadtwerke Castrop-Rauxel sind noch gar nicht so alt. Und vergleichsweise klein. Doch sie sollen die Energiewende in der Europastadt steuern und auf dem schwierigen Energiemarkt den großen Wettbewerben Anteile abringen. Nie haben die Stadtwerke das bisher über den Preis gemacht. Sondern rein über Lokalkolorit. Nun, als der Preiskampf ganz bunt wurde, wurden die Kunden, die bisher bereit waren, einen etwas höheren Preis zu bezahlen, belohnt.
Denn Jens Langensiepen traute sich mit Rückendeckung des Bürgermeisters der Stadt Castrop-Rauxel, den ganz großen Konkurrenten anzugreifen. Es war beiden klar, dass die General-Kündigung an alle Kunden im November mitsamt automatischer Rückhol-Option auch ein Affront gegen den Grundversorger ist. Sie sagten, sie täten das im Sinne des Kunden. Ja, sie handelten sicher auch im eigenen Sinne, denn: Hätten sie nichts getan, hätten die Kunden ein halbes Jahr lang Mondpreise zahlen müssen. Das hätte dem Ruf der Stadtwerke stark zugesetzt.
Wem es aber noch an Beweisen fehlte, dass es mindestens genauso sehr um den Kunden ging, der sieht sie nun erbracht: Das Bochumer Landgericht erkannte in diesem Vorgehen keinen unlauteren Wettbewerb, den Eon den Stadtwerken angekreidet hatte. Auch die Videobotschaft von Kravanja, in der er empfahl, die Vollmacht doch bitte zu unterschreiben, sei kein wettbewerbsrechtliches Vergehen. Er sei Vertreter der Mehrheitsgesellschafterin, also der Stadt, und habe darum im eigenen Interesse gehandelt.
Es kam so wie kalkuliert: Die Kunden, die dem Vorschlag folgten, kamen auf der einen Seite günstig, auf der anderen Seite mit wenig eigenem Aufwand durch die Energiekrise. Den Machern dieses Deals ist nur eines auszusprechen: ein Kompliment. Hut ab vor so viel Mut und Chuzpe im Sinne der Stadtwerke und im Sinne des Kunden!
Stadtwerke Castrop-Rauxel gegen Eon vor Gericht: Urteil gibt Stadtwerken vollumfänglich Recht
Eon und Stadtwerke Castrop-Rauxel: Urteil statt Einigung im Streit wegen Massenkündigung
Stadtwerke Castrop-Rauxel holen ihre Kunden zurück: Neues Angebot gibt es jetzt auch für Strom