Bürgermeister von Castrop-Rauxel Rajko Kravanja, EUV-Chef Michael Werner und Rafael Rüdel von Gelsenwasser bei der Eröffnung des Trinkwasserbrunnens in der Castroper Fußgängerzone in der Altstadt.

Die Eröffnung des Trinkwasserbrunnens in der Fußgängerzone. Er ist eines der ersten kleinen Projekte des Klimaanpassungsplans der Stadt Castrop-Rauxel. Von links nach rechts: Bürgermeister Rajko Kravanja, EUV-Chef Michael Werner und Rafael Rüdel von Gelsenwasser. © Stadt Castrop-Rauxel

EUV-Chef Michael Werner: Trinkwasserbrunnen wirkt gegen den Klimawandel

rnKlimaanpassung

Konzepte für Hitzewellen zu haben, ist gut. In die Zukunft zu planen, ist besser. Was tut die Stadt Castrop-Rauxel konkret, um sich und die Menschen auf die Zukunft im Klimawandel vorzubereiten?

von Sophia Wibbeke

Castrop-Rauxel

, 21.07.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Extreme Wetterereignisse wie zum Beispiel die kurze, aber heftige Hitzeperiode in Castrop-Rauxel erfordern es, über den Tag hinaus zu denken. Genau das hat die Stadt seit Anfang 2020 mit dem Klimaanpassungskonzept gemacht, das unsere Redaktion genauer unter die Lupe genommen hat.

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Um herauszufinden, welches Wetter herrscht, muss man lediglich hinausgehen. Schwerer wird es bei Klimaaspekten, wie Trockenheit im Boden oder den Einfluss, den Bäume auf das Leben der Innenstadt haben. Diese Daten hat die Stadt im Klimaanpassungskonzept gesammelt, um die städtische Umwelt auf die Folgen der Klimakrise vorzubereiten.

Extremwetter nimmt noch zu

Im Klimaanpassungskonzept heißt es, dass die einzelnen Wetterphasen extremer werden. Trockenheit wird länger andauern, Regenzeiten werden heftiger und es wird immer stürmischer. Gerade jene Trockenzeiten strapazieren die Castrop-Rauxeler Grünflächen sehr.

Klaus Breuer, Leiter des Bereichs Stadtgrün, stellt auf Anfrage klar: „Die längere Trockenheit ist ein Zustand, von dem sich braune Rasenflächen bzw. Blumenwiesen in der Regel wieder vollständig erholen.“

Der Grutholz in Castrop-Rauxel im August 2020. Zu sehen ist viel Grün, jedoch auch viele trockene Bäume als Folge von Dürre und Klimawandel.

Bäume geben einen Hinweis auf den Gesundheitszustand des Grutholzes. Schon 2020 gab es viele verdorrte Bäume als Folge der stärkeren Trockenperioden. Eine Gefahr für Wald, Tier und Mensch. © Sophia Wibbeke

Aber schon Jungbäume kommen dann nicht ohne die Hilfe von Menschen klar, weshalb die Stadt in heißen Phasen verstärkt zum Gießen der Straßenbäume aufruft. Die Erkenntnis, dass man so nicht lange weiter machen kann, führte dazu, dass sich Castrop-Rauxel und 15 weitere Städte im direkten Umkreis in der „Zukunftsinitiative Klima.Werk“ zusammenfanden. Das Ziel ist nicht weniger als der Umbau der Innenstädte.

Das Prinzip Schwammstadt

Denn anders als bei den Wäldern in Castrop-Rauxel, die schon seit vielen Jahren unter den verlängerten Trockenperioden leiden, hat die Stadt in Wohngebieten mehr Handlungsspielraum. So konnte der Weg geebnet werden für die Übernahme des sogenannten Schwammstadtprinzips aus Skandinavien.

Dieses Prinzip umfasst vor allem dreierlei:

  • Die Begrünung von Gebäuden und Fassaden, was einerseits dabei hilft, dass das Gebäude sich weniger aufheizt und andererseits CO₂ aus der Luft gegen Sauerstoff tauscht.
  • Das Unterfüttern der Straßen mit Schotter, sodass Bäume ihre Wurzeln besser hineingraben können, um sich leichter mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen.
  • Eine natürliche Kühlmethode, bei der auf Verdunstung aus dem Boden gesetzt wird. Erreicht wird das durch eine bessere Speicherung von Wasser im Boden und demnach eine langsamere und gleichmäßigere Verdunstung.

Vorhaben zur Klimaanpassung

Nach einer eineinhalbjährigen Planungsphase wurde das Klimaanpassungskonzept im Juni 2021 letztlich beschlossen. Seitdem befindet es sich in der Umsetzungsphase. Und die ersten Projekte sollen langsam Form annehmen. Es geht allerdings alles in allem nur langsam voran.

So nennt Michael Werner, Vorsitzender des EUV-Stadtbetriebs, den kürzlich eingeweihten Trinkwasserbrunnen als ein erstes handfestes Beispiel, das man „als Baustein der Klimaanpassung“ anführen könne.

Zudem hole man aktuell noch die Bürger ins gemeinsame klima-Boot. So gab es am Rathaus für hilfsbereite Castrop-Rauxeler kostenfrei die um Straßenbäume wickelbaren Beutel, die man mit Wasser füllen kann, um sie bei mangelndem Regen ausreichend zu versorgen.

Bei Übungen schlug auch die Feuerwehr „zwei Fliegen mit einer Klappe“, ergänzt Maresa Hilleringmann, Pressesprecherin der Stadt. „Bei Übungseinsätzen wurden Grünflächen und Bäume bewässert. Solche Einsätze gab es auch schon in den letzten Jahren. Die Gelsenwasser AG stellt der Stadt das Wasser kostenlos zur Verfügung“, so Hilleringmann weiter. Praktisch wartet Castrop-Rauxel aber noch auf den großen Kracher.

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