Kita-Ausbau in Castrop-Rauxel: Für Ü3-Kinder fehlen 140 Plätze

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Kita-Ausbau in Castrop-Rauxel: Für Ü3-Kinder fehlen 140 Plätze

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In den Kitas in Castrop-Rauxel gibt es zu wenig Plätze. Das sorgt vor allem für eklatante Engpässe bei den Kindern ab drei Jahren. In einem Stadtteil ist die Lage besonders ernst.

Castrop-Rauxel

, 28.03.2022, 08:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Theorie klingt gut. Nach durchschnittlich 11,2 Minuten und einer Wegstrecke von 935 Metern haben Familien eine Kindertagesstätte erreicht. Das zeigt eine interaktive Karte des Statistischen Landesbetriebs IT.NRW für den Kreis Recklinghausen. Die Praxis ist anders: Nicht jedes Kind in Castrop-Rauxel erhält den gewünschten Kita-Platz.

Daran wird sich auch erst einmal nichts ändern. Auch wenn im Sommer zum neuen Kindergartenjahr 2022/23 neue Gruppen aufmachen: Es fehlen weiter Kita-Plätze. In einem Stadtteil sieht es besonders schlecht aus.

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Allein für Kinder ab drei Jahren bis zum Einschulungsalter besteht ein Defizit von 140 Plätzen. So informiert die Stadt in ihrem Plan zur „Angebotsstruktur der Kindertageseinrichtungen, Kindertagespflege und Schulkinderbetreuung“ für das kommende Kita-Jahr, der jetzt auch der Politik vorgelegt wurde. Eigentlich sind es sogar 180 Plätze, die fehlen. Doch einiges wird noch durch Überbelegung in den Kitas aufgefangen.

Flüchtlinge könnte zu weiterem Platzbedarf führen

Die Verwaltung spricht von „eklatanten Versorgungsengpässen bei den über dreijährigen Kindern“. Dazu kommt die Ungewissheit, wie die Flüchtlingssituation und Neubaugebiete sich auswirken werden.

Für die Kinder ab drei Jahren stehen damit 1860 Betreuungsplätze für 2000 Kinder zur Verfügung. Aber auch bei den Kindern unter drei Jahren fehlen Plätze. Die 610 Plätze in Kitas und 200 Plätze in der Kindertagespflege bedeuten eine Versorgungsquote der U3-Kinder von 41 Prozent. Vor Jahren hatte sich die Stadt Castrop-Rauxel 42 Prozent als Ziel gesetzt, inzwischen geht man davon aus, dass 46 Prozent dem Bedarf entsprechen würden.

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In einem Stadtteil ist die Situation besonders schlecht. In Merklinde verlässt das Kinderhaus Rasselbande zum Sommer den Standort in der ehemaligen Marienschule an der Johannesstraße. Aktuell gibt es deshalb keine Probleme, so die 1. Beigeordnete Regina Kleff auf Anfrage. Die meisten Kinder wechseln an den zweiten Rasselbanden-Standort an der Holzstraße, wo zweieinhalb neue Gruppen entstehen, für alle anderen Kinder seien Lösungen gefunden worden.

In Merklinde gibt es ab Sommer nur noch eine Kita

Doch was ist mit den Eltern, die in Merklinde wohnen und künftig ihre Kinder in Kitas bringen wollen – und am besten in 11,2 Minuten und unter einem Kilometer Distanz. Ab diesem Sommer wird es in Merklinde nur noch den katholischen Kindergarten St. Marien mit drei Gruppen geben.

Auf der Freifläche vor der ehemaligen Harkortschule soll ein neuer Kindergarten Platz finden.

Auf der Freifläche vor der ehemaligen Harkortschule soll ein neuer Kindergarten Platz finden. © Ronny von Wangenheim

Regina Kleff kennt das Problem und weiß, dass eine grundlegende Verbesserung noch Zeit braucht. Zwar ist schon lange geplant, dass an der ehemaligen Harkortschule ein neuer Kindergarten gebaut werden soll: Doch das braucht länger als gedacht. Die Eröffnung am 1. August 2024: Noch ist die Hoffnung da. Doch auch angesichts der Situation im Baugewerbe ist es wohl ein optimistischer Plan.

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„Wir brauchen die Kita dringend“, sagt Regina Kleff, „das hat für uns oberste Priorität.“ Ursprünglich war die Rasselbande dort als Träger vorgesehen. Nach deren Rückzug aus Merklinde muss ein neuer Träger gefunden werden. Anfang 2022 wollte man soweit sein.

Trägerschaft für neue Kita soll im Sommer entschieden werden

Jetzt spricht Regina Kleff davon, dass wahrscheinlich nach den Sommerferien der Jugendhilfeausschuss dazu eine Entscheidung treffen könne. Das Ausschreibungsverfahren in Kombination mit dem Grundstück habe sich als kompliziert erwiesen. Die Stadt habe sich wegen des Vergaberechts auch noch einmal durch eine Kanzlei beraten lassen, so die Dezernentin.

Bis 2024 sollen die Kinder in Merklinde nicht allein gelassen werden. „ISEK, die Vereine, Caritas, Falken, die aufsuchende Jugendarbeit“, zählt Regina Kleff einen „Strauß von Angeboten“ auf. Auch Brückenprojekte, in denen aktuell zumindest temporär 80 Kinder ab 3 Jahren betreut werden, könnten hier eine Rolle spielen. Überlegt wird auch, ob in den Räumen der Rasselbande in der Marienschule nach deren Weggang eine Übergangslösung möglich ist – eventuell mit dem neuen Träger der Kita an der Harkortschule.

Die Modulare Kita am Stadtmittelpunkt wird wieder genutzt: Ab Sommer wird die Caritas hier eine Zweigstelle der Kita Oskarstraße eröffnen.

Die Modulare Kita am Stadtmittelpunkt wird wieder genutzt: Ab Sommer wird die Caritas hier eine Zweigstelle der Kita Oskarstraße eröffnen. © Volker Engel

Schaut man ein paar Jahre weiter wird es in der Kindergartenlandschaft besser aussehen:

  • Bereits im Sommer 2022 soll die Kita am Stadtmittelpunkt als Zweigstelle des Caritas-Kindergartens an der Oskarstraße mit vier Gruppen eröffnet werden. Diese Plätze sind (genauso wie die zweieinhalb neuen Rasselbande-Gruppen an der Holzstraße) bereits in den Plan für 22/23 eingerechnet. Hier sollen vor allem unversorgte Ü3-Kinder betreut werden, die kurz vor der Einschulung stehen und noch Förderbedarf haben.
  • Groß ist der Bedarf im Norden der Stadt, in Ickern und Habinghorst, so Regina Kleff. August 2024 soll die Kita St. Antonius in einem Neu-und Ersatzbau im Beerenbruch von derzeit drei auf fünf bis sechs Gruppen wachsen. „Wir brauchen noch mehr“, sieht sie weiteren Handlungsbedarf.
  • Ebenfalls 2024 könnte eine neue Kita mit vier Gruppen an der Pallasstraße im Stadtteil Rauxel-Süd öffnen. Hier gibt es noch keinen Träger, eine Ausschreibung befindet sich in der Vorbereitung.
  • Auf Schwerin soll die Kita St. Franziskus von derzeit zwei auf vier Gruppen ausgebaut werden. Dazu gibt es aber noch keinen Zeitplan.