
© Michael Fritsch (Archiv)
Rasselbande verlässt Merklinde, auch andere Pläne im Süden scheitern
Kindergarten
Das Kinderhaus Rasselbande schließt seinen Standort in der Marienschule. Auch Pläne für eine neue Kita in Merklinde werden nicht umgesetzt. Für Eltern gibt es eine Ersatzlösung.
Ein Pavillon an der Harkortschule in Merklinde war vor 26 Jahren der erste Standort einer „Rasselbande“. 2003 zog das Kinderhaus in das Bürgerzentrum Marienschule um. Inzwischen ist Gründerin Angelika Kirstein Chefin an zehn Standorten in acht Städten. Das erste „Kind“ gibt sie jetzt auf.
Die Marienschule sei eine Herzensangelegenheit, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Aber es habe keine andere Lösung gegeben. Und sie hat noch eine für Eltern in Merklinde wichtige Entscheidung getroffen.
Zum Ende des Kindergartenjahres im Sommer 2022 wird Angelika Kirstein das Kinderhaus Rasselbande in der Marienschule an der Johannesstraße schließen. Die Eltern – 50 Familien sind betroffen – wurden bei einer Versammlung und mit einem Elternbrief bereits informiert. Auch mit der Stadt hat Angelika Kirstein die Entscheidung mit ihren Konsequenzen lange besprochen. Es sei eine gute gemeinsame Abstimmung gewesen, sagt sie.
Denkmalgeschütztes Haus bringt Kita an ihre Grenzen
Der Grund, aus der Marienschule herauszugehen, ist eben das denkmalgeschützte Gebäude selbst. Im ersten Stock und im Dachgeschoss befinden sich die Kita-Räume, im Erdgeschoss ist das Bürgerzentrum untergebracht. Diese Kombination hat seinerzeit für öffentliche Förderung gesorgt.
Doch der Altbau bringt die Kindertageseinrichtung an ihre Grenzen, so Angelika Kirstein. „Das Gebäude mit seinem Charme ist unschlagbar“, sagt sie, „aber die Grundlagen für Kinderbetreuung haben sich stark verändert.“ So steigt der Anteil der Kinder unter zwei Jahren.

Angelika Kirstein, Gründerin und Erfinderin des Kinderhauses Rasselbande. © Tobias Weckenbrock
Sie verweist auf Eltern, die mit dem Kindersitz zwei Etagen die Treppen hochsteigen müssen. Und berichtet, dass wegen des Denkmalschutzes beispielsweise keine Feuerschutztreppe angebaut werden könne. Und dass Kinder mal eben so ins Außengelände können, sei hier auch nicht möglich. Auch die Mitarbeiter seien durch die räumliche Situation gefordert.
Am Standort Castroper Holz ist Platz für zwei weitere Gruppen
Beim Elternabend, so erzählt die Rasselbanden-Chefin, sei die Überraschung bei einigen Eltern gar nicht so groß gewesen. Man habe sich so etwas schon gedacht, habe sie von einigen Eltern gehört. Ihnen allen hat sie eine Lösung angeboten. Den Zeitpunkt der Bekanntgabe habe sie bewusst gewählt, da jetzt wieder die Anmeldungen beginnen.
Erst vor einem Jahr hat das Kinderhaus Rasselbande an der Holzstraße in der Innenstadt den zweiten Castrop-Rauxeler Standort „Castroper Holz“ aufgemacht. Vier Gruppen werden derzeit in der ehemaligen Seniorenresidenz betreut. Hier ist auch eine Tagespflege für Senioren untergebracht. „Wir streben eine Kooperation von Alt und Jung an“, erzählt Angelika Kirstein.
In dem Gebäude ist noch Platz. Nach einem notwendigen Umbau sollen hier zwei weitere Gruppen aufgemacht werden. Hier könnten auch die Kinder aufgenommen werden, die jetzt noch in Merklinde das Kinderhaus besuchen. „Das hat bei vielen Eltern für Beruhigung gesorgt“, sagt Angelika Kirstein. Auch über Fahrgemeinschaften wurde wohl schon bei dem Elternabend gesprochen.
Kita an ehemaliger Harkortschule: Angelika Kirstein zieht sich zurück
Noch eine Entscheidung hat Angelika Kirstein mit der Stadt besprochen. „Wir werden uns komplett aus dem Süden zurückziehen“, sagt sie. Bislang hatte sie geplant, räumlich zurück zu den Wurzeln zu gehen. Also an die Harkortschule, wo sie 1995 die Elterninitiative gründete, aus der die gemeinnützige Kinderhaus Rasselbande GmbH mit heute zehn Standorten und 150 Mitarbeitern wurde.
Die Harkortschule ist zentraler Schauplatz des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) Merklinde. Ein Bürgerzentrum soll hier entstehen. Und viel mehr. Als Ministerin Ina Scharrenbach im vergangenen Juli einen Förderbescheid über rund 2,8 Millionen Euro überbrachte, wurde ihr auch von der modernen Kita erzählt, die hier neu gebaut und möglichst 2023 eröffnet werden sollte.
Die Kita wäre Angelika Kirsteins Rasselbande gewesen. Das war alles mit der Stadt besprochen, bestätigt sie. Aber daraus wird nichts: Sie spricht von Veränderungen des Geländes, von immer höher werdenden Baupreisen, den Schwierigkeiten, einen Investor zu finden und den daraus entstehenden Folgekosten für ihr privates Unternehmen, das nicht über eigenes Kapital verfüge.
„Wir hätten es gerne gemacht. Aber es nimmt astronomische Summen an“, sagt Angelika Kirstein: „Wir bedauern es sehr. Aber aus unternehmerischen Gründen haben wir uns zurückgezogen.“