
© Ronny von Wangenheim
Millionen für Merklinde: Castrop-Rauxeler Vorort bekommt Geld vom Land
Landesförderung
Fröhliche Stimmung herrschte beim Besuch von Ina Scharrenbach in Merklinde. Kein Wunder: Die Ministerin brachte 2,8 Millionen Euro mit. Damit soll im Stadtteil viel passieren.
Mit einer Handbewegung weist Bürgermeister Rajko Kravanja auf die ehemalige Friedrich-Harkort-Schule an der Wittener Straße 322. „Das hier wird abgerissen“, sagt er zu Ministerin Ina Scharrenbach auf dem Weg über den Parkplatz. Sie fragt nach. Schließlich soll ein Großteil der 2,8 Millionen Euro, die sie in Form eines Förderbescheids im Handgepäck hat, hier eingesetzt werden.
Ratsmitglieder und Vertreter des Bürgervereins „Wir sind Merklinde“ warten mit dem Bürgermeister und Stadtbaurätin Bettina Lenort vor dem Gebäude auf die Ministerin. Die Stimmung ist gut. Mit dem Förderbescheid kann jetzt starten, was schon vor vier Jahren begonnen wurde und 2019 im integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) mündete.
Verwaltung, Politik und lokale Akteure, so erzählt Kravanja es der NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, hätten hier vorbildlich an einem Strang gezogen. Kravanja lobt: Wenn woanders sich Strukturen erst über ein neues Quartiermanagement bilden würden, sei man hier schon handlungsfähig.
Über Jahre ging es im Stadtteil bergab
Und das ist notwendig. Der Bürgermeister skizziert kurz die Entwicklung des Stadtteils. „Viele Stabilitätsanker sind weggefallen. Es gibt keine Grundschule mehr, keinen Einzelhandel, keine Sparkassen-Filiale.“ Zumindest ein Kindergarten wird jetzt da entstehen, wo der Gebäudeteil der ehemaligen Schule abgerissen wird.

Bürgermeister Rajko Kravanja unterzeichnet den Bewilligungsbescheid. Sie ist 2,8 Millionen Euro wert. © Ronny von Wangenheim
„Ziel war es, eine schlüssige Gesamtkonzeption aufzustellen, die zur sozialen Stabilisierung und Entwicklung des Stadt- und Sozialraumes beitragen kann“, so formuliert die Stadt es schriftlich. Für die exakt 2.906.000 Euro aus dem Städtebauförderprogramm des Bundes und des Landes NRW wird vieles entstehen.
Schulhof wird ein Ort für Bürgerfeste und mehr
Der Teil des Schulgebäudes, der erhalten bleibt, soll umgebaut und saniert werden. Hier wird ein Bürgerzentrum als das wichtigste ISEK-Projekt entstehen. Der Quartiermanager wird hier sein Stadtteilbüro als Anlaufstelle für die Bewohner von Merklinde und Bövinghausen haben. Die Sporthalle bleibt ebenfalls und soll von Vereinen und auch von der künftigen Kita genutzt werden.
„Was passiert mit dem Schulhof?“ fragt Ina Scharrenbach nach. „Kommt da ein Spielplatz hin?“ Verena Reuter, Leiterin des Bereichs Stadtentwicklung und Statistik, verweist auf einen großen Spielplatz in der Harkortsiedlung. Auf dem ehemaligen Schulhof soll dagegen ein Treffpunkt entstehen, wo Bürgerfeste, Aufführungen und andere Aktionen stattfinden können und auch der Bürgerverein mit seinen aktuell 102 Mitgliedern aktiv werden kann.
Bereits nach den Ferien soll mit dem Abriss des Schulgebäudeteils begonnen werden. „Wir warteten nur auf Ihr Geld und unseren Haushalt“, sagt Rajko Kravanka. „Wer war schneller?“, fragt Ina Scharrenbach und nimmt erfreut zur Kenntnis, dass es ihr Ministerium war.

Aus der ehemaligen Schule wird ein Bürgerzentrum. Ein anderer Gebäudeteil wird abgerissen. © Ronny von Wangenheim
Bis zur Eröffnung des Bürgerzentrums wird es dauern. 2023 ist angestrebt. In dem Jahr soll auch die Kita eröffnen, die nach neuesten pädagogischen Konzepten arbeiten wird, wie Stadtbaurätin Bettina Lenort erklärt. „Wird auch der Bau modern. Aus Holz?“, fragt die Ministerin. „Kinder müssen Orte haben, wo sie sagen, da gehe ich gerne hin.“ Bettina Lenort sagt, dass man so weit noch nicht sei. „Aber wenn sie Holz wollen, bekommen sie Holz“, sagt sie und lacht.
Sieben Teilmaßnahmen zählt Ina Scharrenbach auf. Dass auch private Eigentümer vom Fassaden- und Hofflächenprogramm profitieren und zum Beispiel Zuschüsse für einen Fassadenanstrich oder eine Hofentsiegelung bei der Stadt beantragen können“, findet sie gut. „Eine wirklich runde Sache“, kommentiert sie, bevor sie Rajko Kravanja den Förderbescheid für seine Unterschrift reicht.
Eines bekommt die Ministerin noch auf den Weg. Es werden neue Anträge aus Castrop-Rauxel für Merklinde kommen. Fahrradanbindung und Beleuchtung nennt Willi Müller als Vorsitzender des Vereins „Wir sind Merklinde“. Auch für die Umgestaltung des Schulhofs wird die Stadt noch in diesem Jahr einen Förderantrag stellen. Weitere Pläne sind in Arbeit. Bei der Umsetzung der ersten Maßnahmen, so die Stadt, sollen Bürger auf unterschiedliche Weise beteiligt werden.
- Das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund stellen Städtebaufördermittel zur Verfügung, um insbesondere ländliche und städtische Räume mit erhöhten strukturellen Schwierigkeiten zu unterstützen und um die Attraktivität der Städte und Gemeinden als Wohn- und Wirtschaftsstandort zu stärken.
- Dabei gliedert sich die Städtebauförderung in unterschiedliche Teilprogramme: Neben „Lebendige Zentren – Erhalt und Entwicklung der Stadt- und Ortskerne“ und „Wachstum und nachhaltige Erneuerung – Lebenswerte Quartiere gestalten“ ist ein Teilprogramm „Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten“. Daraus stammen die Fördermittel für den Stadtteil Merklinde.