Nach 55 Jahren geht eine Ära zu Ende: Die St. Franziskus-Kirche an der Frohlinder Straße auf Schwerin wird entwidmet und in absehbarer Zeit umgebaut. Das teilt der Pfarrer der Fusions-Pfarrei St. Lambertus, Christoph Gundermann, am Mittwochmorgen (30.4.2025) mit. Die Gemeinde, die viele Jahrzehnte lang in dem markanten Gotteshaus eine geistliche Heimat gefunden hat, nimmt Abschied. Es gibt mehrere besondere Gottesdienste und Veranstaltungen.
Am Sonntag, 11.5.2025, um 9.45 Uhr feiert die Gemeinde die letzte Heilige Messe in der Franziskus-Kirche – „mit vollem Geläut, aller Festlichkeit und musikalischer Begleitung durch den Kirchenchor“, so Gundermann. Im Anschluss sei Gelegenheit zu Begegnung und gemeinsamer Erinnerung.
Den endgültigen Abschied markiert die Profanierung der Kirche am Sonntag, 15.6.2025, um 9.45 Uhr mit Weihbischof Josef Holtkotte. Die Feier beginnt mit einer Statio in der Kirche, anschließend wird das Allerheiligste in feierlicher Prozession zur neuen Gottesdienststätte – der Kapelle auf dem Friedhof an der Westhofenstraße – übertragen. Dort wird dann die Heilige Messe gefeiert. „Ab dem 12. Mai finden bereits alle Gemeindegottesdienste dort statt“, erklärt Pfarrer Gundermann.

Bereits am Dienstag, 6.5.2025, um 18 Uhr lädt die Gemeinde zu einer Informationsveranstaltung in der Kirche ein. Dort informieren der ehemalige Kirchenvorstand und der Gemeindeausschuss über den aktuellen Stand der Dinge – unter anderem zur geplanten Übergabe des Kirchengebäudes an die Investoren des Projekts „Franziskushöfe“, die ihre Pläne für die künftige Nutzung des Geländes vorstellen werden. Auch zur neuen Gottesdienststätte auf dem Friedhof wird es detaillierte Informationen geben.
Die Entscheidung zur Profanierung wurde bereits 2020 einvernehmlich getroffen. Das war noch bevor die Immobilienstrategie des Erzbistums Paderborn in Kraft trat. Darin definieren die Pfarreien nun Gebäude, die sie weiter nutzen möchten, und solche, für die andere Nutzungen möglich sind. Aktuell macht sich die Nachbargemeinde Corpus Christi auf den Weg, ihre Immobilienfragen zu klären. Hinzu kommt nun noch der kürzlich gestartete Bistumsprozess „Glauben. Gemeinsam. Gestalten.“ Demografische und finanzielle Überlegungen hatten zu diesem Schritt geführt, der in einem langen Dialogprozess mit Gemeinde und Gremien gewachsen ist.
„Trotz aller sachlichen Gründe ist der Abschied für viele Gläubige mit Schmerz und Wehmut verbunden“, sagt Christoph Gundermann, der 2021 nach Castrop-Rauxel kam. „Die Franziskus-Kirche war über Jahrzehnte hinweg Ort persönlicher Glaubenserfahrungen, von Freude und Trauer, von Gemeinschaft und Trost. Auch viele ehemalige Schweriner begleiten diesen Abschied mit Trauer – und mit Dankbarkeit für das, was war.“
Die Gemeinde lädt alle, die sich mit der Kirche verbunden fühlen, ein, die letzten Gottesdienste und Veranstaltungen mitzufeiern und so gemeinsam Abschied zu nehmen.

Unter dem Titel „Glauben. Gemeinsam. Gestalten.“ hat das Erzbistum Paderborn einen umfassenden Reformprozess gestartet, der auf die strukturellen und pastoralen Herausforderungen einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft reagiert. Das kirchliche Leben soll organisatorisch gestrafft und seelsorgerlich neu ausgerichtet werden. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen, einer abnehmenden Zahl pastoraler Fachkräfte und begrenzter finanzieller Spielräume sollen größere pastorale Räume entstehen, Leitungsmodelle neu geordnet und Verwaltungsstrukturen effizienter gestaltet werden.
Der Prozess versteht sich als geistlich motivierte Neuorientierung, die auf eine breite Beteiligung haupt- und ehrenamtlicher Kräfte setzt. In inhaltlicher Kontinuität zum „Diözesanen Weg 2030+“ und dem bereits 2014 entwickelten „Zukunftsbild“ markiert er den nächsten Schritt in der strategischen Neuausrichtung des Erzbistums Paderborn.

Seit 2021 ist die Immobilienstrategie des Erzbistums in Kraft. Sie unterstützt die Pastoralen Räume dabei, langfristige Perspektiven für die Nutzung und Entwicklung ihres Gebäudebestands zu entwickeln. Dabei erhalten sie professionelle Begleitung durch das Erzbischöfliche Generalvikariat. Ziel der Strategie ist es, die Kirchengemeinden zu einer verbindlichen Auseinandersetzung mit der zukünftigen, sinnvollen und bedarfsgerechten Nutzung ihrer Immobilien zu motivieren. Dazu gehört auch die Prüfung von Anpassungen, Zusammenlegungen oder der möglichen Aufgabe einzelner Standorte.
Die Entscheidung über die künftige Nutzung treffen die örtlichen Kirchenvorstände in Abstimmung mit den jeweiligen Pfarrgemeinderäten. Die Bezuschussung von Baumaßnahmen durch das Erzbistum orientiert sich an der Förderrichtlinie für Kirchengemeinden in den Pastoralen Räumen.
Alle kirchengemeindlichen Dienstgebäude werden in Förderstufen einsortiert. Danach werden die Zuschussregelungen bemessen. Dann folgt ein Dreistufenmodell: In einer ersten Stufe sind finanzielle Einsparungen vorgesehen, ohne dass Gebäude dem Verfall preisgegeben werden. Die eingesparten Mittel sollen im zweiten Schritt die Entwicklung neuer pastoraler Konzepte möglich machen. In einer dritten Stufe sind Maximalförderungen möglich, die für ausgewählte Schwerpunktobjekte von besonderer pastoraler Bedeutung bestimmt sind.
Franziskushöfe und neue Kirche auf Friedhof: Pläne auf Schwerin (Video)