Es muss ein Schock gewesen sein. Kurz vor dem Verkauf von Haus Bladenhorst und dem benachbarten historischen Gebäude an der Wartburgstraße wurde entdeckt, dass hier Einbrecher und Obdachlose für sechsstelligen Schaden gesorgt haben. Im Detail steht das Ausmaß noch nicht fest. Der Verkauf ging trotzdem über die Bühne. Dazu gehören etliche weitere Immobilien.
Drei sichtlich zufriedene Männer sitzen am Tisch im Büro des Immobilienmaklers Jens Blume in Castrop-Rauxel. Mit ihm sind es Ralf Schrupp als Geschäftsführer der ImmoWest GmbH und Marco Czech, Gesellschafter und Geschäftsführer der C+M-Holding GmbH aus Dortmund. Seit Anfang 2022 hatte Jens Blume den Auftrag der ImmoWest, das Konglomerat mehrerer Immobilien und Grundstücke im Stadtteil Rauxel zu verkaufen.
Es habe viele Interessenten gegeben, erzählt Blume. In den Gebäuden an der Wartburgstraße 5 und 7 nahe des Hauptbahnhofs hätten beispielsweise Wohnungen für Monteure oder Geflüchtete entstehen können. Er hätte einzelne der Objekte verkaufen können.
Jetzt gibt es aber eine bessere Lösung, da sind sich die drei Männer einig. „Wir wollen den Stadtteil Rauxel nach vorne bringen“, sagt Jens Blume und blickt zu Ralf Schrupp rüber. Der nickt bestätigend.
Verschiedene Häuser und Grundstücke
Und das kann auch wirklich so kommen, wenn man Marco Czech zuhört. Befragt nach dem Investitionsvolumen, sagt er erstmal „ziemlich hoch“. Dann wird er doch noch konkreter: „Im mittleren zweistelligen Millionenbereich.“ Insgesamt geht es um 12.000 Quadratmeter, um drei Gebäude und mehrere Grundstücke in Rauxel.

Im Detail: An der Wartburgstraße 5 und 7 stehen die beiden historischen Gebäude aus den 1920er-Jahren. Im Haus Bladenhorst, ursprünglich als Casino für die damals ansässigen Klöcknerwerke gebaut, war später gehobene Gastronomie. Die Einrichtung samt großen Kronleuchtern befand sich über viele Jahre in dem leer stehenden Gebäude. Erst neulich wurde sie in großen Teilen Opfer von Vandalismus und Einbrüchen. Bilder zeigen eindrucksvoll, wie es vorher und nachher im Inneren aussah.
Wenige Schritte weiter am Kreisverkehr Wartburgstraße und Schwarzer Weg steht ein ebenfalls in den 1920er-Jahren erbautes Gebäude, ehemals Verwaltungsgebäude der Klöcknerwerke. Lange war es wegen seiner großen Videoleinwand bekannt, auf der die Firma ImmoWest Werbemöglichkeiten anbot. Es ist inzwischen entkernt.
Direkt gegenüber am Kreisverkehr, Adresse Wartburgstraße 25, ist ein leer stehendes Grundstück von rund 2000 Quadratmetern. Es gehört genauso dazu wie diverse kleinere unbebaute Grundstücke im angrenzenden Mittelstandspark West, die zusammen etwa 5000 Quadratmeter ausmachen.
Was hier entstehen soll
Die großen zusammenhängenden Flächen hätten ihn gereizt, erzählt Marco Czech (41). Er ist einer von drei Gesellschaftern und Geschäftsführern der C+M-Holding. Während er der Fachmann für die Immobilien ist, kommen seine Partner Marcus und Dierk Mohring aus der Pflegebranche. Das erklärt auch die Pläne für die Objekte.
Im Einzelnen: Auf der freien Fläche Wartburgstraße 25 sollen in einem Neubau sozial geförderte Wohnungen entstehen. Kleine Mietwohnungen also, die in Castrop-Rauxel dringend gesucht werden, wie Jens Blume sagt, gerade von Menschen mit kleinerem Einkommen.

Im entkernten Gebäude Hausnummer 27 seien vielfältige Nutzungsmöglichkeiten gegeben. Marco Czech nennt „Service-Wohnen“ als Stichwort. Hier soll also älteren Menschen betreutes Wohnen geboten werden. Dazu muss noch angebaut werden, zum Beispiel für einen Fahrstuhl. „Mit viel Glück kommen hierher auch ein ambulanter Stützpunkt Pflege und Wohngruppen“, so Czech, „wir sind in Verhandlung mit Betreibern aus der ambulanten Pflege.“
Großes Interesse gab es an den freien Flächen im Mittelstandspark beispielsweise von Handwerksbetrieben. Jens Blume spricht von hunderten Anfragen. Lagerhallen oder auch Abstellplätze für Lkw sind gefragt. Weiter veräußert werden die Flächen allerdings nicht, so der neue Eigentümer. Man will eher selbst dort bauen und dann vermieten.
Abriss von Haus Bladenhorst denkbar
Und was passiert mit Haus Bladenhorst und dem Nachbargebäude? Das steht noch nicht fest, so Marco Czech. „Die Gebäude müssen erst entrümpelt werden, dann kann man sehen, wie groß der Schaden ist, was noch nutzbar ist“, so der Dortmunder. Acht bis zehn Wochen rechnet er dafür ein. „Irgendwann kommt der Punkt, dann ist eine Sanierung teurer als ein Neubau“, sagt er und spricht davon, dass auch ein Rückbau geprüft wird.
Das alles aber soll in Rücksprache mit der Stadt Castrop-Rauxel geschehen. „Wir wollen die Stadt einbeziehen“, so Czech, „es soll ein positiver Wandel werden.“ Unter Denkmalschutz stehen beide Gebäude nicht, so Jens Blume.
Das alles soll jetzt zügig beginnen, so Marco Czech. „Gerade heute war ich beim Architekten“, erzählt er bei Termin vergangene Woche. Für die Planungsphase bis zu den Baugenehmigungen kalkuliert er 18 bis 24 Monate ein.
ImmoWest schließt Kapitel
Was hat Marco Czech, hat die C+M-Holding GmbH bewogen, die Immobilien zu kaufen? „Die Größe der zusammenhängenden Grundstücke“, sagt Czech, „und die positive Entwicklung, die man herbeiführen kann.“ Etwas Lokalpatriotismus sei auch dabei. Der 41-Jährige ist nicht weit entfernt in Herne aufgewachsen. Er hat selbst einige Jahre in Castrop-Rauxel gewohnt.
Für Ralf Schrupp und die ImmoWest GmbH könnte es eine der letzten Aktivitäten gewesen sein. Offiziell ist das Unternehmen noch in Castrop-Rauxel ansässig, Schrupp hat sich inzwischen aber in Richtung Baden-Württemberg orientiert.
Die Immobilien, um die es hier geht, hatte Mirsad Freiberg vor über zehn Jahren aufgekauft. „Seit Februar 2022 ist Freiberg aus allen Gesellschaften ausgeschlossen“, betont Ralf Schrupp. Und auch Jens Blume sei wichtig zu betonen, dass er keinerlei geschäftliche Verbindungen mit Freiberg hat.
Bereits im März 2023 wurde bekannt, dass eine weitere große ehemalige Freiberg-Immobilie den Besitzer gewechselt hatte. Auch hier, auf dem ehemaligen Dehner-Gelände an der Siemensstraße, hatte Freiberg eine glänzende Zukunft versprochen. Passiert ist dann aber wenig bis nichts. Jetzt wird auch dort der Standort aufgewertet: Bald entsteht ein Hellweg Bau- und Gartenmarkt.
Damit schließt sich für die ImmoWest GmbH ein Kapitel. Gut möglich, dass sie sich demnächst auflöst. Das jedenfalls deutete Ralf Schrupp an.
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