Bekannte Immobilie in Castrop-Rauxel Mehrfache Einbrüche, Vandalismus, sechsstelliger Schaden

Obdachlose und Einbrecher im Haus Bladenhorst: Schaden ist sechsstellig
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Haus Bladenhorst – Restaurant – Füllort: Schon die Schriften an der Fassade zeigen, dass es sich um einen geschichtsträchtigen Ort handelt. In den 1920er-Jahren erbaut, beherbergte es früher Spitzengastronomie. Jetzt sollte das Gebäude genauso wie das Nachbargebäude verkauft werden.

Als Immobilienmakler Jens Blume, der die Immobilie im Auftrag der IMG ImmoWest vermarktet, noch einmal mit einem Handwerker zu einer Besichtigung kam, erlebte er einen Schock. Das Haus an der Wartburgstraße 5, genauso das Haus Nummer 7 waren in einem unfassbaren Zustand. Hier müssen sich in den vergangenen Monaten mehrere Menschen mehrfach Zutritt verschafft haben. Vandalismus, Vermüllung, Zerstörung: Der Schaden wird vorläufig auf zwischen 200.000 und 300.000 Euro geschätzt. Einen Mann entdeckte Jens Blume vor Ort.

„Der Handwerker ging vor mir in ein Zimmer. Da lag ein Mann, nackt. Ich rief nur: Raus hier, raus hier. Wir wussten nicht, lebt der noch“, so erzählt es Jens Blume. Als die herbeigerufene Polizei kam, war der Mann allerdings nicht mehr auf seinem Lager. Die Polizisten trafen an diesem Donnerstag (31.8.) insgesamt drei Personen an, alle ohne festen Wohnsitz. Es wurden auch Drogen gefunden.

Bei einer 33-jährigen Frau und einem 24-jährigen Mann wurden die Personalien aufgenommen, sie wurden des Hauses verwiesen, so die Polizei auf Anfrage unserer Redaktion. Bei einem 44-jährigen Mann blieb es nicht dabei.

Das Haus Bladenhorst: Hier wurde mehrfach eingebrochen. Rechts ist noch das Absperrband der Polizei zu erkennen.
Das Haus Bladenhorst: Hier wurde mehrfach eingebrochen. Rechts ist noch das Absperrband der Polizei zu erkennen. © Ronny von Wangenheim

Als Jens Blume am kommenden Tag erneut in das Haus ging, war der Mann wieder da. Wieder rief er die Polizei. Diesmal erhielt er einen Platzverweis für das Gebäude und das Umfeld, so die Polizei. Gegen alle drei wurden zudem mehrere Anzeigen gestellt wegen Hausfriedensbruchs, Diebstahls und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Dass die drei Obdachlosen für die immensen Schäden im Haus verantwortlich sind, glaubt Jens Blume nicht. „Der Mann erzählte uns, es würden dort noch mehr Menschen leben, sechs oder sieben, Schwarzarbeiter wahrscheinlich“, erzählt er. Schlafplätze wurden auch in einem der beiden Häuser entdeckt.

Fernwärmeanlage demontiert

Organisierte Kriminalität vermutet Dominic Garrecht, Mitarbeiter der IMG ImmoWest. Nur so lasse sich auch der hohe Schaden erklären. „Das historische Gebäude wurde dermaßen zerstört, dass es unfassbar ist“, sagt er im Gespräch noch sichtbar beeindruckt und nennt Details.

Demnach wurden die kompletten Heizungsanlagen entfernt, die Heizkörper aus den Wänden gestemmt, die Leitungen herausgeflext, die komplette Elektroanlage mitsamt Verteilerkasten zerstört und mitgenommen. Die Badezimmer sind ruiniert. Türen und Wände wurden eingetreten. Historische Türen wurden zerstört, um an die Messingbeschläge zu kommen.

Jens Blume berichtet, dass der Mitarbeiter des Energieversorgers entdeckte, dass die Fernwärmeanlage komplett demontiert wurde. „Eine Druckleitung war deshalb defekt“, so Blume. Das hätte gefährlich werden können.

Immobilien sind verkauft

Seit Ende Juni, so der Castrop-Rauxeler Immobilienmakler, sei niemand mehr in dem Haus gewesen. Nach dem Polizeieinsatz wurden erst einmal alle Zugänge und auch die Fenster, so weit es geht, gesichert. Draußen hing auch später noch das Absperrband der Polizei.

Haus Bladenhorst, erbaut in den 1920er-Jahren, stand seit über einem Jahr zum Verkauf. Direkt neben dem Hauptbahnhof liegt das Haus, das ursprünglich als Casino für die ehemals ansässigen Klöcknerwerke erbaut worden war. Später war hier jahrzehntelang ein Restaurant der Spitzengastronomie, unter anderem betrieben von der bekannten Familie Stromberg. Auf rund 1000 Quadratmetern Nutzfläche gibt es neben verschiedenen Gasträumen und Zimmern auch repräsentative Säle.

Von der Seite kamen Obdachlose und weitere Unbekannte in das Gebäude. Die Polizei war am Donnerstag und Freitag (31.8/1.9.) zweimal hier im Einsatz.
Von der Seite kamen Obdachlose und weitere Unbekannte in das Gebäude. Die Polizei war am Donnerstag und Freitag (31.8/1.9.) zweimal hier im Einsatz. © Ronny von Wangenheim

Nach dem Verkauf an die IMG ImmoWest nutzte diese es noch eine Zeit lang sporadisch für Konferenzen. Die Möblierung oder auch Kronleuchter stammten aus früheren Zeiten. Das alles ist jetzt zerstört.

Und das alles kurz vor dem Verkauf. Hier kommt die einzige gute Nachricht in der Geschichte. Der Verkauf der beiden benachbarten Häuser ging in dieser Woche reibungslos über die Bühne.

Mehr Fotos von früher und heute sehen Sie unter rn.de/castrop

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