Jens Reiter freut sich auf die Neueröffnung nach der Corona-Schließung.

© Marcia Köhler

Einzelhändler Jens Reiter: „Die letzten Wochen waren eine Katastrophe“

rnLäden öffnen wieder

Alle Geschäfte, die kleiner als 800 Quadratmeter sind, dürfen Montag wieder öffnen. Die erleichterten Inhaber haben bei der Wiedereröffnung nach der Corona-Zwangspause einiges zu beachten.

Castrop-Rauxel

, 16.04.2020, 16:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jens Reiter ist früh aufgestanden. Um kurz nach 8 Uhr stand er am Donnerstagmorgen in seinem Bekleidungsgeschäft. „Die letzten vier Wochen habe ich kein Geld verdient, das war katastrophal“, sagt der Einzelhändler. Bei Mode müssten die Kunden fühlen, probieren und bräuchten Empfehlungen, das klappe über das Internet einfach schlecht, findet er.

Seine Filiale in Castrop-Rauxel ist unter 400 Quadratmeter, die in Herne unter 500 Quadratmeter groß. Am Montag darf er die Türen also wieder öffnen, nachdem er in den vergangenen Wochen nichts verkauft, aber den Boden neu gemacht hat. Die Hygienemaßnahmen wird er verschärfen.

„Es wird mehr Selbstbedienung geben, vielleicht werde ich auch ein paar Masken vorrätig haben, die die Kunden mitnehmen können“, erklärt Reiter, der nicht damit rechnet, dass sich am Montagmorgen eine lange Schlange vor seinem Laden Am Markt 2 bilden wird. „Die meisten halten sich ja an die Regeln und bleiben zu Hause.“

Reiter ist auch froh, seine Mitarbeiter wieder an Bord zu haben. Die musste er nämlich zuletzt in Kurzarbeit schicken.

Das „Rad & E-Bike-Center Schmitz“ meldet: „Wir werden es weiter kreativ angehen, warten aber noch auf genaue Auflagen von Stadt und Land“, sagt Geschäftsführerin Getrud Schmitz. Konkret bedeutet das: Kunden sollten sich am besten vorher unter Tel. (02305) 358 04 15 oder per E-Mail an info@zweirad-schmitz.com melden und einen Termin vereinbaren.

So könne man gewährleisten, dass nicht zu viele Kunden gleichzeitig im Laden sind. Dann seien Reparaturen und Einkäufe von Rädern, Helmen und Ersatzteilen unter Beachtung des Sicherheitsabstandes bei der Beratung möglich.

Jetzt lesen

Bei der Anprobe von Helmen oder auch bei anderen Service-Leistungen komme man sich aber doch mal näher, da sei ein Schutz sinnvoll, sagt Schmitz. Sie hat deshalb Gesichtsvisiere für ihre Mitarbeiter bestellt. Ihre Erfahrung sei nämlich, dass man unter den Gesichtsmasken schlecht atmen könne und nur schlecht zu verstehen sei.

Parallel arbeitet das Team daran, das ganze Sortiment online zu stellen. Denn obwohl der Fahrradladen auch in den vergangenen vier Wochen Werkstatt-Service angeboten hat, verzeichnet Gertrud Schmitz „massive Umsatzeinbußen“.

Einige Händler wollen auch nach Corona weiter ausliefern

Simone Hendrich von „Strümpfe und Mehr“ hat gemischte Gefühle. „Ich habe mich gerade etwas an die Umstände gewöhnt und bin runtergekommen, aber natürlich stehe ich am Montag wieder im Laden und freue mich auf Kunden.“

Für sie sind die Frühlingsmonate normalerweise eine Hochsaison: „Hochzeiten und Kommunionen, das fiel natürlich alles weg.“ Für die Zukunft hat sie sich aber vorgenommen, weiterhin einen Lieferdienst anzubieten.

Die Inhaberin der Buchhandlung „Leselust“, Martina Tielker, sagt: „Ich bin so glücklich. Montag wäre mein freier Tag, aber ich werde nicht zu Hause bleiben, sondern meinen Laden endlich eröffnen und Luftsprünge machen wie ein kleines Kind.“

Seit mehreren Wochen liefert die Castrop-Rauxeler Buchhandlung ihre Bücher an Kunden aus. Die Inhaberin erklärt, sie habe es zu Tränen gerührt, wie viele Kunden sie unterstützt haben. „Die Bestellungen kamen über jegliches Medium an und damit soll es auch weitergehen“, erklärt sie. Im Geschäft selbst will sie mit Mundschutz und Plexiglas für erhöhte Sicherheit sorgen.

Jetzt lesen

Marina Tielker ruft nochmal alle Castrop-Rauxeler auf, den lokalen Handel zu unterstützen. „Was der Einzelhandel hier kann, hat er jetzt gezeigt. Sonst ist unsere schöne Innenstadt in fünf Jahren so leer wie in den letzten Wochen.“

Dieser Meinung ist auch Jens Reiter „Die Menschen haben gesehen, wie es ohne offene Geschäfte in Castrop-Rauxel ist. Das will keiner. Vielleicht denken wir jetzt etwas bewusster nach und gehen eher in den Laden nebenan, als schnell online zu bestellen.“

Corona-Podcast

Lesen Sie jetzt
" Die Münsterstraße in der Castrop-Rauxeler Innenstadt ist in Zeiten von Corona wie leer-gefegt. Die Einzelhändler halten sich an die Anordnung der Regierung ihre Geschäfte geschlossen zu halten.

In der Castrop-Rauxeler Altstadt geht in Corona-Zeiten fast niemand einkaufen. In einigen Geschäften wird aber trotzdem gearbeitet - hinter verschlossenen Türen.