Andreas Kemna (unten, hier neben Nils Bettinger bei der Ratssitzung im Juni 2022) ist einer von normalerweise zwei Vertretern von "Die Partei" im Stadtrat. Er brachte nun einen Antrag ein, der bei der CDU gar nicht gut ankam.

Andreas Kemna (unten, hier neben Nils Bettinger bei der Ratssitzung im Juni 2022) ist einer von normalerweise zwei Vertretern von „Die Partei“ im Stadtrat. Er brachte nun einen Antrag ein, der bei der CDU gar nicht gut ankam. © Tobias Weckenbrock

Anstand im Castrop-Rauxeler Stadtrat: Darf Politik von „Titten“ sprechen?

rnMeinung

Verrohen die Sitten im Castrop-Rauxeler Stadtrat? Nach der Meinung einiger CDU-Politiker am Donnerstagabend darf man das so festhalten. Unser Autor meint: Ja, „Titten“ war nicht so gelungen. Aber...

Castrop-Rauxel

, 25.06.2022, 08:55 Uhr / Lesedauer: 1 min

Michael Fritsch, Ratsherr der CDU in Castrop-Rauxel, war außer sich: Als es zum Tagesordnungspunkt 2022/185 kam, verließ er demonstrativ den Ratssaal. „Weniger Biertitten in Badeanstalten“ war der Titel, formuliert von der „Partei“ und unterzeichnet von Andreas Kemna, der gut acht Meter entfernt von Fritsch saß.

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Es war wieder eine dieser satirischen Attacken der „Partei“, die sich vorgenommen hat, die Politik von innen heraus humorvoll, mal bissig, mal albern, aber fast immer hintersinnig zu kritisieren. Nur deshalb hat Ober-Satiriker Martin Sonneborn sie gegründet und es selbst bis ins Europäische Parlament geschafft.

Replik auf Initiative Frauen „oben ohne“

Im Antrag fordert die „Partei“, dass Männer im Freibad künftig ihren Oberkörper mit Badebekleidung bedecken müssen, da für Kinder und Jugendliche der Anblick mancher männlicher Brust nicht vertretbar sei. Eine Replik auf die bundesweit diskutierte Frage, ob Frauen auch „oben ohne“ in die Badeanstalt gehen dürften – nun erlaubt in Siegen und Göttingen.

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Den Begriff „Biertitten“ hätte man besser durch „Bierbrüste“ ersetzt, keine Frage. Dann hätten wir allerdings vielleicht nicht darüber geschrieben. Satire muss eben manchmal auch provozieren. Bei der CDU hat das verfangen. Die Aufmerksamkeit ist der Partei dadurch gewiss.

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Während CDU-Mann Fritsch meint, so ein albernes Gehabe gehöre nicht in die Politik, bewerte ich manche kleine Spitze der Partei anders: Während es Strategie der AfD ist, politische Abläufe zu (zer-)stören, nimmt die „Partei“, die die AfD ablehnt, ja, sogar verabscheut, das politische Geschäft aufs Korn, indem sie manches Althergebrachte oder Seltsame satirisch auf die Spitze treibt. Das tut selten weh. Es belebt.

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