Förderprogramm gegen Leerstände in der Altstadt läuft aus Neue Zusagen für Castrop-Rauxel wanken

Förderprogramm gegen Leerstände in der Altstadt läuft aus: Neue Zusagen wanken
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Für Louis Burmann war das kleine Lokal an der Münsterstraße die Gelegenheit. Für seinen Vermieter Ulrich Wolf auch: Geschäftsräume mitten in der Fußgängerzone. Ein Leerstand. Es war Oktober 2021, als der damals 25-jährige Castrop-Rauxeler im Dienste des Unternehmens Gelb-Solar hier einzog. Ein Büro in Toplage. Für 96 Euro Ladenmiete.

Irgendwie wirkte es in den Monaten und Jahren, als sei er gar nicht oft da gewesen. Der Vertriebler für den Bau von Photovoltaik-Anlagen, von der Planung über den Aufbau, die Installation, die Anmeldung und Registrierung und alles, was damit zusammenhängt, war viel im Außendienst: unterwegs zu Häusern und Kunden. Weil er Kundschaft hatte. Das kleine Ladenlokal war wie ein kleines Sprungbrett für das bis dahin eher unbekannte Unternehmen.

So wie er profitierten in Summe zehn Ladenbetreiber vom Sofortprogramm Innenstadt NRW, das Fördergelder locker machte für die Castroper Altstadt: Es förderte die Mieten für Geschäftsleute, die sich hier selbständig machen wollten, und machte sie bezahlbar. Doch nun, Ende 2023, läuft die Förderung planmäßig aus. Es bräuchte einen neuen Förderbescheid, um das fortzuführen, was hier angefangen hat.

Doch der scheint zumindest zu wanken. In einer Sitzung des Ausschusses für wirtschaftliche Entwicklung bilanzierte Jens Langensiepen, Geschäftsführer der Wirtschaft & Marketing Castrop-Rauxel, das Jahr der noch recht jungen städtischen Gesellschaft. „Zehn Neuansiedlungen konnten wir so stemmen. Wir hoffen auf eine Verlängerung des Programms. Es wäre schade, wenn es nicht weiter gehen könnte“, sagte der Chef.

Sein Mitarbeiter Thomas Ratte, der städtische Wirtschaftsförderer, ergänzte bei der Sitzung am Dienstag (28.11.2023), dass der Förderantrag noch nicht positiv beschieden sei. Klar sei aber schon, dass der Plan, dieses Programm sogar noch auf das Nebenzentrum Habinghorst / Lange Straße auszuweiten, nicht aufgehe: Hier habe es in dieser Woche eine Absage vom Fördergeber, dem Land NRW, gegeben.

350.000 Euro waren im Dezember 2020 bewilligt worden. 275.000 Euro waren für das Mietmodell vorgesehen. Der Rest des Geldes ging an die Innenstadt-Manager und in die Miete eines kleinen Lokals am Simon-Cohen-Platz für die eigene Arbeit.

Auszug von Schatztruhe und Gelb-Solar

Am 2. Juli 2018 gründete sich die Landesinitiative „Zukunft. Innenstadt. Nordrhein-Westfalen.“ Die Landesregierung entwarf mit Partnern das Förderprogramm, stellte seit 2020 100 Millionen Euro zur Stärkung der Innenstädte und Zentren zur Verfügung, um Kommunen zu helfen: „Leerstände füllen und neue Innenstadt-Allianzen schmieden“.

Heike Neumann und Linda Kleist waren auch Profiteurinnen: Sie verwirklichten so im Februar 2023 ihren Traum von einem Secondhand-Geschäft, einen Steinwurf von Louis Burmanns Gelb-Solar-Filiale entfernt. Sie waren mit die letzten. Ab Januar hätten sie 600 Euro mehr im Monat an Ladenmiete zahlen müssen. Aber schon so kamen sie gerade mal mit Plusminusnull aus dem Geschäft. Ohne eigene Gehälter. Ende Dezember ist Schluss in der „Schatztruhe“. Das Ladenlokal ist dann wieder ein Leerstand. Schlecht für die Eigentümer. Schlecht für die Altstadt.

Gelb-Solar ist kürzlich in den Erin-Park umgezogen. Louis Burmanns Ex-Vermieter hat aber weitervermietet. Der neue Mieter bekommt keine Förderung.

Zum Start des koordinierten Innenstadtmanagements im Januar 2022 war von rund einem Dutzend Leerstände die Rede. Die Lage, sagte der beauftragte Innenstadt-Manager Christoph Krafczyk damals, sei gar nicht so schlecht. Am 1.1.2024 sind es offen gestanden nicht viel weniger. Es ist Spekulation, aber ohne die Förderung wären es heute vielleicht deutlich mehr.

Unsere Autoren Tobias Weckenbrock und Uwe von Schirp äußern in Kommentaren ihre Meinungen zum Thema. Hier lesen Sie beide Beiträge:

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