
© Natascha Jaschinski
96 Euro Miete für Ladenlokal in der City: Neue Chance dank Niedrigpreis
NRW-Sofortprogramm
Weil das Land NRW Mieter von Ladenlokalen großzügig fördert, gibt es ab sofort weniger Leerstand in der Castroper Altstadt. Ein 25-jähriger Student macht sich selbstständig.
Es ist sicher eines der kleinsten Ladenlokale, die in der Castroper Altstadt leer standen oder auch noch stehen: Gerade 30 Quadratmeter groß ist der Laden an der Münsterstraße 2c. Er wirkt noch kleiner, denn ein Teil der Fläche geht für Toilette und Teeküche drauf.
Doch egal, wie klein der Laden auch ist, der nun einen neuen Mieter hat – für die Stadt ist es der erste Schritt, „die Innenstadt wieder zu stärken“, sagt Rajko Kravanja. Der Bürgermeister ist am Dienstag in die Altstadt gekommen, um die Neuvermietung zu verkünden. Denn möglich ist diese nur dank Geld vom Land, das die Stadt ausgeben kann.
350.000 Euro hat die Castrop-Rauxel von der Bezirksregierung Münster im Dezember 2020 bewilligt bekommen, um seine Innenstadt wiederzubeleben. 275.000 Euro davon sind für ein besonderes Miet-Modell vorgesehen. Ein Miet-Modell, das Louis Burmann nun zu seinem Ladenlokal gebracht hat.

Vor dem Ladenlokal von Gelb Solar: Über die Ansiedlung der Firma in der Münsterstraße freuen sich (v.l.n.r.): Bürgermeister Rajko Kravanja, Verena Reuter, Leiterin der Stadtentwicklung, Vermieter Ulrich Wolf und Louis Burmann, Vertreter und Vertriebler von Gelb Solar. © Natascha Jaschinski
Eigentlich wartet die Bachelorarbeit
Eigentlich studiert Burmann noch. Maschinenbau an der Ruhr-Uni Bochum. Die Bachelor-Arbeit wartet. Und muss das wohl jetzt auch noch ein wenig. Denn der Castrop-Rauxeler ist nun selbstständiger Vertreter und Vertriebler der Firma Gelb Solar GmbH. Als solcher plant und installiert er Photovoltaik-Anlagen: vom ersten Beratungsgespräch samt Drohnenflug übers Dach über eine Wirtschaftlichkeitsprüfung bis hin zum Aufbau der Anlage.
„Das Besondere bei mir ist, dass ich keine festen Partnerfirmen habe“, erklärt Burmann. Er schaue bei jedem Haus ganz individuell, welche Solaranlage gut passt, also am wirtschaftlichsten ist. Am besten läuft es für Burmann, wenn er gar nicht oft in seinem neuen Laden ist, sondern unterwegs bei Kunden. Daher habe sein Geschäft auch keine festen Öffnungszeiten. Das Ladenlokal habe er trotzdem gewollt, um „Hemmschwellen bei den Kunden“ abzubauen, wie er sagt. Und so kann man sich bei ihm beispielsweise einen Wechselrichter ansehen und auch, wie eine Solaranlage auf dem Dach fixiert wird.
Vermieter verzichtet auf einen Teil der Miete
Hemmschwelle, das Wort fällt häufiger bei Burmann. Denn: Auch seine Hemmschwelle, die Selbstständigkeit zu wagen, sei „relativ gering“ gewesen, sagt er. Dank des Förderprogramms. Konkret bringt ihm dies für die ersten zwei Jahre eine überschaubare Miete. Der Deal funktioniert so: Der Vermieter verzichtet zwei Jahre lang auf 30 Prozent der letzten Kaltmiete. Die Hälfte der alten Kaltmiete übernimmt die Stadt, der Mieter muss also nur noch 20 Prozent, also ein Fünftel dessen zahlen, was das Ladenlokal früher an Miete gekostet hätte.
„Das Programm versetzt uns endlich konkret in die Lage, Mietern zu helfen“, lobt Kravanja. Anfragen auf Miet-Unterstützung habe es immer schon gegeben. Aber bisher habe man im Rathaus die Hände heben müssen: „Als Ruhrgebietsstadt kann man sich sowas nicht leisten.“ Nun aber sei es möglich. Wenn auch der Vermieter mitspiele.
96 Euro im Monat muss Burmann nur zahlen
Bei Louis Burmann ist das Ulrich Wolf. Und als Burmann ihn im Frühsommer per Zufall in der Münsterstraße 2c trifft und von seiner Idee erzählt, sei er sofort dabei gewesen, sagt Wolf. „Burmann sprühte vor Begeisterung.“ Das habe er unterstützen wollen. Er selbst habe früher auch zwei Einzelhandelsgeschäfte gehabt – und auch einen „entgegenkommenden Vermieter“. Über nackte Zahlen möchte erst keiner so recht reden. Doch dann sagen sie es doch: 96 Euro kalt zahlt Burmann im Monat für das Geschäft.

Ein Team: Louis Burmann (l. ) mit seinem Vermieter Ulrich Wolf. Nur weil Wolf auf einen Teil seiner Miete verzichtet, bekommt Burmann Förderung vom Land. © Natascha Jaschinski
Ob das Modell weitere Neumieter anlockt, bleibt abzuwarten. Laut Verena Reuter, zuständig für Stadtentwicklung, gebe es noch Interessenten. Spruchreif sei noch nichts. Man hoffe aber, in diesem Jahr einen weiteren Mietvertrag abschließen zu können. Geld für mehrere kleinere Ladenlokale sei vorhanden. Außerdem angedacht sei immer noch der Bau einer zweiten Radstation in der Nähe des Busbahnhofs. Das werde dieses Jahr aber nichts mehr.
Burmann dagegen hat schon zu tun: In zwei Wochen installiert er seine erste Anlage.
Soforthilfen vom Land
- Die Bezirksregierung Münster hat in den vergangenen Monaten den Kommunen im Regierungsbezirk bereits zwei Mal Fördergeld aus dem „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in NRW“ zusagen können: Im Dezember 2020 hat sie gut 9,2 Millionen Euro verteilt – 350.856 Euro davon können nach Castrop-Rauxel fließen. Anfang September wurden noch einmal knapp 5 Millionen Euro bewilligt. Hiervon kommen 153.000 Euro der Europastadt zu Gute. Sie sollen dazu genutzt werden, ein Konzept zu entwickeln, wie man zukünftig das Post-Gebäude und den Bunker nutzen kann.
- Wer Interesse an einer Solaranlagenberatung hat, kann sich bei Louis Burmann unter 0157/51337532 oder unter l.burmann@gelb-solar.de melden
Ist fürs Journalistik-Studium vor 20 Jahren nach Dortmund gezogen und hat danach jahrelang in der Nachrichtenredaktion gearbeitet. Lebt schon lange im Dortmunder Westen und freut sich, hier und in Castrop-Rauxel auch journalistisch unterwegs zu sein.
