
© Jonas Hildebrandt
Banken schließen noch vor Weihnachten – direkter Nachmieter unwahrscheinlich
Banken
Zwei Banken ziehen sich aus Castrop-Rauxel zurück. Nun steht fest: Sie schließen ihre Filialen noch vor Weihnachten. Bleibt die Frage: Wie werden die beiden großen Geschäftsräume danach genutzt?
Innerhalb von 18 Tagen wird Castrop-Rauxel gleich zwei Bankfilialen weniger haben – und die Altstadt vielleicht auch zwei große Leerstände mehr. Zumindest vorübergehend. Die Commerzbank wie auch die Deutsche Bank geben ihren Standort am Markt auf. Das hatten sie bereits angekündigt. Nun steht fest, wann genau sie die Stadt verlassen.
Die Deutsche Bank macht den Anfang: Laut einem Sprecher des Konzerns schließt sie ihre Filiale Am Markt 6 am Freitag, 19. November. 18 Tage später zieht die Commerzbank nach. Ab Montag, 6. 12., bleiben Am Markt 14 die Türen verschlossen.
Gleich zwei Schließungswellen treffen Castrop-Rauxel
Deutsche Bank und Commerzbank geben ab Herbst in ganz Deutschland Filialen auf. Die Schließungswelle trifft in beiden Fällen Castrop-Rauxel. Dabei fällt nicht nur die Vor-Ort-Beratung der Banken fällt weg, auch die Geldautomaten werden nicht bleiben.
Bei der Deutschen Bank war das von Anfang an klar. Bei der Commerzbank nicht. Zunächst stand noch im Raum, dass der Geldautomat im Foyer bleiben könnte. Auch Alternativstandorte waren angedacht. Das alles ist aber kein Thema mehr: „Die SB-Zone in der jetzigen Filiale wird nicht weitergeführt“, sagt Matthias Kretschmer, Commerzbank-Sprecher. Auch nach einem neuen Standort werde nicht gesucht.
Kunden bleibt Postbank-Automat
„Die Kunden zahlen viel mehr bargeldlos als noch vor Jahren“, begründet Kretschmer. Auch nutzten immer mehr die Möglichkeit, beim Bezahlen in Supermärkten, an Tankstellen und Drogeriemärkten Geld abzuheben. „Es gibt genügend Alternativen“, sagt auch der Sprecher der Deutschen Bank. Bei der Postbank können die Kunden beider Banken ebenfalls kostenfrei Geld abholen.
Wer sich persönlich beraten lassen wolle, muss in Nachbarstädte fahren. Zum Beispiel nach Recklinghausen oder Dortmund. „Die Kunden kommen allerdings gar nicht mehr so oft in die Filiale“, sagt der Deutsche-Bank-Sprecher. Immer mehr laufe online und telefonisch. Bei der Deutschen Bank sei schon jetzt Video-Beratung möglich – „auch zu komplexen Bankgeschäften“. Die Commerzbank wolle hier bis Ende 2022 nachziehen, heißt es.
Was wird aus den Ladenlokalen?
Die Beschäftigen beider Banken müssten sich nicht sorgen, arbeitslos zu werden: Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Bleibt die Frage: Was passiert mit den Immobilien?
Die Stadt und die Standortgemeinschaft der Altstadt, Casconcept, wollen vor allem eins: keinen Leerstand. Ganz oben auf der Liste der Wünsche steht: Gastronomie. „Sie würde die Aufenthaltsqualität gerade auf dem Marktplatz verbessern“, sagt Michael Zimmer, Vorsitzender von Casconcept.
Auch der Besitzer der Immobilie, selbst Castrop-Rauxeler, sei „offen für Gastronomie“, sagt er auf Anfrage. Er betont aber auch, dass man sich nicht im Vorhinein darauf festlegen und nichts überstürzen wolle. „Die Suche läuft sehr positiv, wir fühlen viele Gespräche.“ Das Haus liege in „bester Lage“, die Nachfrage sei „extrem hoch“.
Kein 1-Euro-Laden geplant
Dennoch werden die Geschäftsräume der Deutschen Bank wohl eine Weile leer stehen. Es müsse ziemlich sicher noch umgebaut werden, vielleicht sind neue Nutzungsanträge nötig. „Eine sofortige Neuvermietung wird es wahrscheinlich nicht geben“, prognostiziert der Hauseigentümer. Aber im Laufe des nächsten Jahres – da sei er sich sicher.
Es soll in jedem Fall ein „langfristiger und hochwertiger“ Nachmieter sein. „Es gibt keinen 1-Euro-Laden“, beteuert er. Das ganze Haus soll zudem vollständig saniert werden. Er hoffe sehr, dass auch andere Eigentümer helfen, die Altstadt wieder aufzuwerten.
Was der Eigentümer des Commerzbank-Hauses plant, ist unklarer: Das Castrop-Rauxeler Maklerunternehmen „LBI - Immobilien Löhr“ hat in der Vergangenheit einige Vermietungen in dem Haus übernommen, wie Inhaber Hans Jürgen Löhr sagt. Mit der Vermietung der Commerzbank-Räumlichkeiten sei man aber bisher nicht beauftragt.
Ist fürs Journalistik-Studium vor 20 Jahren nach Dortmund gezogen und hat danach jahrelang in der Nachrichtenredaktion gearbeitet. Lebt schon lange im Dortmunder Westen und freut sich, hier und in Castrop-Rauxel auch journalistisch unterwegs zu sein.
