
© Tobias Weckenbrock
Rückenwind für Schlatholt, Doherr und andere Castroper Leerstände
Altstadt-Konzepte
Zwei frische Gesichter von außerhalb sollen die Castrop-Rauxeler Altstadt beleben. Sie sind Innenstadtmanager auf Zeit. Sie haben Ideen, Konzepte und ein starkes Programm im Rücken.
Ein Ladenlokal haben sie schon selbst bezogen: An der Lönsstraße, gleich neben Stadtwerken und Ticketshop der Forum, ist nun ein kleines Büro eingerichtet für Christoph Krafczyk und Mara Ahlers. Die beiden sind Innenstadtmanager für Castrop bis Ende 2023. Sie kommen, um rund 15 bestehende Leerstände zu füllen, um die Altstadt attraktiver zu machen und auch kleinen Geschäftstreibenden neue Chancen zu ermöglichen.
Das ehemalige Schuhgeschäft Schlatholt am Lambertusplatz ist eigentlich eine absolute Toplage. Aber es steht schon seit Juli 2019 leer. Fast drei Jahre. Und nichts tut sich. Dabei ist hier die Fußgängerzone, über Jahrzehnte das Einkaufszentrum einer Stadt wie Castrop-Rauxel, in dem sich Geschäfte und Handel abspielten.
Das ist weniger geworden. Und so gibt es nicht nur hier ein leeres Ladenlokal, sondern auch am Biesenkamp: Das Doherr-Haus ist für alle gut sichtbar an der Einfahrt zum Marktplatz. Sein Leerstand senkt die Attraktivität der Altstadt schon, wenn man reinkommt. Nur eines von rund 15 weiteren Beispielen.

Auf dieser Karte hat das Innenstadtmanagement von Stadtraumkonzept Dortmund die Leerstände mit kleinen Punkten markiert. © Tobias Weckenbrock
Eine Erhebung der Stadtverwaltung kam auf rund 20 Leerstände im Stadtzentrum, sagte die zuständige Verwaltungsmitarbeiterin Verena Reuter. Jens Langensiepen, Geschäftsführer der neuen Wirtschaftsförderungs- und Stadtteilmanagement GmbH, sagte: „Damit stehen wir im Ruhrgebietsvergleich noch gut da.“ Können also Krafzcyk und Ahlers die Lage noch verbessern?
„Bloß nicht die nächste Apotheke“
Am Freitag (25.3.) zur Eröffnung ihres neuen Büros in der Altstadt war die Stimmung reichlich positiv. Winfried Radinger und Maximilian Zimmer von Casconcept wirkten gut gelaunt, auch wenn Radinger nicht nur auf Quantität, sondern auf Qualität hinwies. Man brauche nicht den x-ten Friseur oder das nächste Nagelstudio, warf er ein. Diese These stützte Bernd Grode, der am Vortag mit vielen Altstadt-Gängern gesprochen habe: „Bloß nicht noch eine Apotheke“, sei eines der Statements gewesen, berichtete der Frohlinder. Bürgermeister Rajko Kravanja, Jens Langensiepen und Politiker, die in der Runde standen und lauschten, nickten zum Teil zustimmend.

Jens Langensiepen in der Altstadt im Gespräch mit Max Zimmer und Winfried Radinger. © Tobias Weckenbrock
„Wir gehen davon aus, dass das Programm hier in Castrop gut anlaufen wird“, sagte Krafczyk. Mit dem „Programm“ meint er das Sofortprogramm Innenstadt NRW. Das vergünstigt Ladenlokale, die leer stehen, bis Ende 2023 mit Mietzuschüssen für neue Geschäftstreibende oder Gastronomen. Sie bezahlen nur 20 Prozent der Miete, die der Vermieter zuletzt einstreichen konnte. Der Immobilienbesitzer selbst verzichtet auf 30 Prozent. Den Rest steuert das Land bei. So kostet ein Ladenlokal 300 Euro Netto-Kaltmiete, das marktüblich 1500 Euro kosten würde, so Krafczyk.
Chance für „Hidden Champions“
Das böte eine Chance zum Beispiel für „Hidden Champions“, wie er sie nannte: Gewerbetreibende zum Beispiel, die auf Plattformen im Internet groß sind und nun den nächsten Schritt wagen wollen in die physische Welt mit einem eigenen Geschäft. Wenn also der Umsatz am Anfang noch nicht gleich durch die Decke geht, bleibt das Kosten-Risiko relativ gering.
Interessenten können sich unter Tel. 02305/4388688 melden oder per Mail an ladenlokal@innenstadt-castrop.de. Aber Krafczyk und Ahlers gehen auch selbst in die Initiative: Sie wollen mit Casconcept sprechen, aber auch mit Vermietern der leeren Ladenlokale, um anzuklopfen, was sie suchen. Er hat ein großes Netzwerk an der Hand: Kollegen aus anderen Städte, die am Sofortprogramm teilnehmen, tauschen sich regelmäßig aus. „Wir freuen uns! Einen guten Start“, sagte Bürgermeister Kravanja.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
