
Feuerwehrsprecher Florian Brandt berichtet, dass über 60 Prozent aller Brandeinsätze in Castrop-Rauxel umsonst gefahren werden. Aber nicht unbedingt kostenlos. © Thomas Schroeter
Zwei von drei Brandeinsätzen der Feuerwehr Castrop-Rauxel sind Fehlalarm
Zahlen von 2021
Fast zwei Drittel Brandeinsätze der Feuerwehr in Castrop-Rauxel werden umsonst gefahren. Fehlalarm nennt man das. Ausgelöst in gutem Glauben, durch fehlerhafte Anlagen – oder auch böswillig.
Zuletzt gab es gehäuft Nachrichten, dass die Castrop-Rauxeler Feuerwehr zu Fehleinsätzen ausrücken musste. Da war etwa der Fall einer Castrop-Rauxelerin, die heftigere Grill-Rauchwolken für ein Feuer hielt und Alarm auslöste. Da war aber auch der Castrop-Rauxeler, der ein vermeintlich mit Gefahrstoffen gefülltes Gefäß fand. Die Feuerwehr fand einen alten Eimer vor, der mit Wasser gefüllt war.
Beide Alarmierungen und viele ähnliche Notrufe von besorgten Menschen in Castrop-Rauxel geschehen aus bester Absicht und werden von der Feuerwehr, das wird immer wieder betont, auch ausdrücklich begrüßt. Allerdings bittet die Feuerwehr auch darum, wenn möglich erst zu prüfen, ob tatsächlich Gefahr im Verzuge ist.
Feuerwehr-Sprecher Florian Brandt dazu: „Der Notruf sollte getätigt werden, sofern das aktuelle Ereignis hinreichend bekannt ist – wo ist etwas geschehen, was ist geschehen und wie viele Betroffene gibt es?“ Aber Brandt erklärt auch: „Selbstverständlich soll sich niemand selbst in Gefahr begeben.“
Erfahrungen aus vielen anderen Städten belegen aber leider, dass die Tendenz vieler Menschen dazu geht, einen Notruf auch für den Rettungsdienst schon bei völlig nichtigen „Notlagen“ auszulösen. Die Pandemie hat die Verunsicherung in der Bevölkerung offenbar steigen lassen und mit ihr die Zahl sogenannter „Bagatellanrufe“ bei den Rettungsdiensten. In Herne und Gelsenkirchen geht man davon aus, dass jeder vierte angebliche Notfall gar keiner ist.
132 von 213 Einsätzen entfielen auf Fehlalarmierungen
Und auch die Feuerwehr in Castrop-Rauxel rückt viel zu oft umsonst aus. Zahlen dafür liefert Feuerwehr-Sprecher Florian Brandt aus dem Jahr 2021: „Bei 213 Einsätzen der Kategorie „Brandeinsatz“ im Jahr 2021 kam es in 132 Fällen zu Fehlalarmierungen.“ Fast zwei von drei Einsätzen also fährt die Feuerwehr, ohne tatsächlich tätig werden zu müssen.
Die Fehlalarmierungen differenzieren sich laut Florian Brandt in:
- 52 „Blinde Alarme“ (Scheinbare Gefahr, in gutem Glauben den Notruf gewählt), 35 „Blinde Alarme“ durch private Rauchwarnmelder,
- 10 böswillige Alarme (z.B. vorsätzliche Auslösung einer Brandmeldeanlage durch Aktivieren eines Druckknopfmelders) und
- 35 Falschalarme in Brandmeldeanlagen (Auslösung, ohne dass ein Feuer ausgebrochen ist, z. B. Zigarettenrauch, Dampf, Staub, Insekten etc.)
Baustaub löste EvK-Anlagen mehrfach aus
Die zuletzt genannten Falschalarme aus Brandmeldeanlagen müssen im Zweifel vom Besitzer der Anlage bezahlt werden. So wie jüngst zwei Fehlalarmierungen, die Ende Juli Anlagen am Evangelischen Krankenhaus ausgelöst hatten. Dort hatte es auch Anfang 2022 schon zwei solche Fehlalarme gegeben, einmal ausgelöst durch Baustaub. Staub war auch bei den Fällen im Juli wieder der Grund für die EvK-Fehlalarme.

Immer wieder musste die Feuerwehr in diesem Jahr 2022 auch zum EvK ausrücken, weil dort Baustaub Brandmeldeanlagen ausgelöst hatte. © Feuerwehr Castrop-Rauxel
Wer dagegen guten Gewissens einen Alarm auslöst, der sich hinterher als Fehlalarm erweist, muss nicht befürchten, zur Kasse gebeten zu werden. Das gilt auch, wenn zu Hause ein Rauchmelder anschlägt, obwohl „nur“ das Essen anbrennt. Solche Einsätze werden von der Allgemeinheit getragen.
Anders sieht es bei böswilligen Alarmen aus. Wird der Verursacher erwischt, kann das für ihn teuer werden. Allein ein Feuerwehrbeamter des mittleren feuerwehrtechnischen Dienstes wird mit 60 Euro pro Stunde Einsatz berechnet, ein Beamter des gehobenen feuertechnischen Dienstes sogar mit 75 Euro. Wenn also ein ganzer Löschzug ausrücken muss, weil jemand ohne Grund Alarm ausgelöst hat, kommen da einige Euro zusammen.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
