Erster Hausarzt sagt: Ich könnte morgen in meiner Praxis gegen Corona impfen
Coronavirus
Wann steigen Arztpraxen ins Impfen gegen Corona ein? Dieser Schritt wird herbeigesehnt, damit die Immunisierung endlich Fahrt aufnimmt. Jetzt sagt der erste Castrop-Rauxeler Arzt: Ich wäre bereit.

Dr. Holger Knapp ist Hausarzt in Ickern. Schon seit Wochen beteiligt er sich an der Impfkampagne gegen Corona, war im Impfzentrum und in Pflegeheimen aktiv und impfte nun in der Grundschule am Ickerner Marktplatz das Personal. © Tobias Weckenbrock
Der Ickerner Hausarzt Dr. Holger Knapp wäre in seiner Praxis am Marktplatz bereit. Er bringt dafür schon reichlich Impferfahrung mit. Allerdings fehlt doch noch ein bisschen, sodass er nicht davon ausgeht, dass er vor Mitte April loslegen kann. Ein Interview.
Holger Knapp, Sie haben eine Praxis in Ickern und waren Freitag in der Marktschule nebenan. Sie impfen das Personal. Wie kam das zustande?
Ich habe eine Affinität zur Marktschule, weil wir schon in der Vergangenheit PCR-Tests in der Schule durchgeführt haben. Das Personal ist mir bekannt und ein gewisses Vertrauensverhältnis vorhanden. Die andere Sache: Ich habe im mobilen Team in Altenheimen bereits geimpft und hab Erfahrung sammeln können, auch im Impfzentrum in Recklinghausen, sodass ich mit dem Umgang vertraut bin, vor allen Dingen auch mit der Dokumentation.
Das sagt die Kassenärztliche Vereinigung
- Andreas Daniel, Sprecher der KV Westfalen-Lippe, sagt auf Anfrage: „Die Impfungen sind nicht Sache der gesetzlichen Krankenversicherung, sondern erfolgen ausschließlich im Auftrag des Landes NRW. Allein das Land kann auch bestimmen, wann wo wer impfen darf. Die KVWL befindet sich im Dialog mit dem Landesgesundheitsministerium, Impfungen in Arztpraxen zeitnah zu ermöglichen und den rechtlichen wie organisatorischen Rahmen zu gestalten.“
- Wann der Kreis mit der ersten Corona-Impfung in einer Arztpraxis rechnet: „Darüber befinden u.a. am 17. März die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin.“
Sie verabreichen Impfstoff, der umstritten ist: geringere Wirksamkeit als Biontech und Moderna, mehr Nebenwirkungen, Fragezeichen bei der Eignung für Ältere. Wie vermitteln Sie den Leuten, dass es trotzdem gut ist, sich den Impfstoff verabreichen zu lassen?
Also ich bin davon fest überzeugt, dass der Ruf des AstraZeneca-Impfstoffes schlechter ist als seine wahre Qualität. Es war unglücklich, dass die Ständige Impfkommission erst Bedenken hatte gegenüber einer Verabreichung unter den Älteren. Das schafft schon mal eine gewisse Unruhe. Und klar, jetzt sind nochmal die Pressemitteilungen bezüglich der Nebenwirkungen aufgetreten. Das ist nicht gerade förderlich, aber ich bin dennoch davon überzeugt, dass es ein sehr gut verträglicher und wirksamer Impfstoff ist. Was jetzt bei diesen neueren Nebenwirkungen dran ist, muss man abwarten. Aber ich hoffe, dass diese Vermutungen oder Befürchtungen sich zerstreuen und weiterhin dieser Impfstoff gespritzt werden kann.
Corona-Impftag an der Marktschule
Mit welchen Gewissen verimpfen Sie ihn dann hier?
Mit einem sehr guten. Ich mache diesen Job sehr gerne, weil ich einfach ein Rädchen in der Überwindung der Pandemie sein möchte. Und ich sehe jetzt erst mal nicht so sehr die Kritik am Impfstoff im Vordergrund, sondern eher, möglichst schnell in Deutschland weiter zu impfen, damit wir der Pandemie Herr werden und wieder zur Normalität zurückkehren können.
Ab wann werden Sie in Ihrer Praxis impfen?
Wir haben die logistischen Voraussetzungen schon geschaffen. Wir könnten morgen starten, wenn der Impfstoff geliefert wird. Auch bei der Verimpfung zum Beispiel vom Biontech-Impfstoff hätte ich keine Bedenken, auch wenn der ein bisschen schwieriger in der Handhabung ist. Aber auch das ließe sich in Praxen problemlos machen. Also ich stehe Gewehr bei Fuß. Also wenn es losgeht, bin ich dabei.
Wann glauben Sie denn, geht es los?
Ich schätze mal, so Mitte April werden wir dabei sein.
Würden Sie das im normalen Praxisalltag machen oder extra dafür Zeiten im Praxis-Alltag reservieren?
Gute Frage. Ich würde es am Anfang außerhalb der Sprechstundenzeiten machen, weil es fürs Personal und für uns noch eine ungewohnte Materie ist. Zumal sich dann das Hygienekonzept besser umsetzen lässt. Wir haben vorgesehen, das mittwochs-, freitagsnachmittags und samstags zu machen. Ich hoffe dann allerdings, dass sich das allmählich in den allgemeinen Praxisalltag integrieren lässt.
Hinweis der Redaktion: Dieser Text basiert auf Gesprächen Freitagmittag (12.3.) in der Marktschule Ickern, also drei Tage vor der vorübergehenden Einstellung der Impfungen mit dem Impfstoff Astra Zeneca, die am Montag (15.3.) bekannt wurde.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
