
Das Aus für Castropolis: Nils Bettinger nahm die Seite vom Netz und beendete sein Bemühen um die gleichnamige Ehrenamtskarte, nachdem der HFA ihm die Förderung aus dem Bürgerbudget für eine Werbekampagne verwehrt hatte. © Bettinger / Schroeter
Total enttäuscht: Nils Bettinger erklärt das Ende von Castropolis
Ehrenamts-Portal
Castropolis ist vom Netz. Der Macher Nils Bettinger erklärt, dass er verärgert ist über die Stadt. Eine Entscheidung von Dienstagnachmittag brachte für ihn das Fass zum Überlaufen.
Aus der Erklärung von Nils Bettinger klingt Enttäuschung und Wut: Am Dienstag erfuhr er, dass sein Projekt „Castropolis“ kein Geld aus dem Bürgerbudget erhält. 50.000 Euro waren ausgeschrieben, 23.000 Euro werden ausgeschüttet an sieben Vereine und Organisationen. An zwei nicht: Castropolis und das Refugium für Tiere.
Bettinger schreibt: „Ich habe gerade alle Dienste rund um die Marke Castropolis abgeschaltet. Sie waren jetzt eh seit einiger Zeit auf ‚Standby‘, weil die Stadt angekündigt hat, mit Steuermitteln alles besser zu können, was bei Castropolis mit privatem Geld und fünf Ehrenamtlern so gemacht wird, und weil heute eine politische Entscheidung anstand, die für mich die Entscheidung brachte, ob ich mich mit Castropolis weiterhin engagiere oder meine Freizeit anders nutze.“
Er hatte beim Bürgerbudget 3370 Euro für eine Werbekampagne beantragt, wollte die Castropolis-Ehrenamtskarte bekannt machen. „Insgesamt war mehr Geld im Topf, als Bürger unserer Stadt beantragt haben. Und trotzdem hat man auch hier das Castropolis-Projekt einfach aussortiert.
Die Verwaltung hat in der Vorlage vorgeschlagen, meinen Antrag abzulehnen. Dem ist die Politik im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt gefolgt. Das war für mich der Lackmustest, ob mein Engagement gewollt ist oder nicht. Ich nehme zur Kenntnis: Es ist nicht gewollt. Dann lasse ich es an dieser Stelle auch.“
Es passe ins Bild: „Die Stadt rühmt sich so für ihre Profession im Bereich Digitalisierung und Ehrenamt, aber wenn das Engagement von jemandem kommt, der das falsche Parteibuch hat, ist all dieses Engagement nichts wert. Oder noch schlimmer: Dann muss man es aktiv bekämpfen. Denn genau so fühlt es sich an.“
Jetzt müsse die Stadt liefern. Seit Monaten würden Bürgermeister Rajko Kravanja und Wirtschaftsförderer Jens Langensiepen davon reden, „ein digitales Händlerportal aufzubauen und in diesem Zusammenhang mit Castropolis kooperieren zu wollen. Ich habe mehrfach die Hand ausgestreckt und in allen Bereichen Kooperation angeboten. Niemand hat das angenommen oder mal ein Wort mit mir darüber gewechselt“.
Steuergelder und Gehaltskosten statt Ehrenamt zu fördern
Die Verwaltung hätte seine lokale Ehrenamtskarte lediglich ein bisschen unterstützen müssen. Jetzt gebe man Steuergelder aus und stelle Mitarbeiter ein, nur damit das Projekt der Stadt gehört und „Ehrenamtskarte NRW“ statt Castropolis heiße. „Das kostet einen guten fünfstelligen Betrag jährlich. (...)
Ich verstehe so etwas nicht.“
Bettinger schreibt: „Es war ein Dienst an den Bürgern und den Kaufleuten unserer Stadt. Jetzt lehne ich mich zurück und werde beobachten und kommentieren, wie die Stadt es macht. Im Sinne der Sache wünsche ich dafür allen nur denkbaren Erfolg!“ Er danke über 70 Geschäftsleuten, die Castropolis unterstützt haben, und seinen Mitstreitern Andres Martinez, Tom Rohlfing, Tom Roehl, Sebastian Renczikowski und Oliver Burchardt.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
