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Eltern sauer: Kinder dürfen trotz negativer Corona-Tests nicht zur Schule
Coronavirus
Für eine Castrop-Rauxeler Grundschul-Klasse ist wegen Corona tagelang der Unterricht ausgefallen – obwohl es keinen bestätigten Fall gegeben hatte. Eltern sind verärgert.
Schulkinder werden seit Monaten mehrmals pro Woche morgens vor dem Unterricht auf eine Corona-Infektion getestet. Während sich an weiterführenden Schulen die Kinder selbst testen und das Ergebnis sofort feststeht, ist das an Grundschulen anders geregelt.
Der sogenannte Lolli-Test ist für die Kinder einfacher zu handhaben als der Test per Abstrich. Doch hat der Lolli-Test in der Klasse auch Nachteile: Zum einen steht das Ergebnis nicht sofort fest, zum anderen kann ein einzelnes Test-Ergebnis nicht direkt einem Kind zugeordnet werden, weil sie gruppenweise ausgewertet werden.
Deswegen gilt die Regel, dass sich bei nur einem einzigen positiven Ergebnis in der Klasse alle Kinder noch einmal einem PCR-Test unterziehen müssen. Eine solche Information erhielten Castrop-Rauxeler Grundschul-Eltern am frühen Dienstagmorgen (26.10.). Demnach hatte der Pool-Test am Montag ein positives Ergebnis erbracht. Nun sollten alle Kinder bis 8.30 Uhr einen zu Hause durchgeführten PCR-Test („Corona-Kit“) zur Schule bringen und zu Hause bleiben, bis vom Labor ein negatives Test-Ergebnis vorliegt.
Zunächst durfte kein Kind wieder in die Schule
Entwarnung kam wiederum einen Tag später, am Mittwochvormittag: Bei keinem einzigen Kind fiel der Nach-Test positiv aus. „Alles gut also“, könnte man meinen. So dachten auch viele Eltern. Doch in der Mail der Schulleiterin stand nicht nur die gute Nachricht, sondern auch, dass dennoch vorerst kein Kind wieder in die Schule gehen dürfe – und zwar ausgerechnet wegen der durchgehend negativen Testergebnisse.
„Da das möglicherweise positive Kind nicht festgestellt werden konnte, müssen alle Kinder der Klasse noch einmal beim Kinderarzt oder einer Teststelle einen zweiten PCR-Test veranlassen“, schrieb die Schulleiterin unter Berufung auf das Gesundheitsamt des Kreises Recklinghausen. Immerhin: Das Land übernehme die Kosten für diesen zweiten Test.
Allerdings, auch das war schnell klar, nicht, wenn der Test bei einer privaten Teststelle abgenommen würde, etwa am Altstadt-Markt. Dann hätte es mit der Kostenübernahme des Landes nicht geklappt.
Kurzfristige Suche nach Arzttermin
So standen nun a) alle Eltern vor der Aufgabe, an einem Mittwoch einen Arzttermin für ihr Kind zu vereinbaren und b) ihr bereits negativ getestetes Kind zu Hause zu betreuen. Und das stieß bei vielen auf Unverständnis. Bis Donnerstagvormittag hielten nur fünf Kinder ihr wiederum negatives Testergebnis in den Händen, für alle anderen fiel die Schule den dritten Tag in Folge aus. Und das unmittelbar nach den Herbstferien und vor dem langen Wochenende.
Eine Nachfrage unserer Redaktion beim Kreis-Gesundheitsamt, ob das Vorgehen korrekt sei, half zunächst nicht weiter. „Das ist eine landesweit einheitliche Regelung“, hieß es vom Kreis – und dass wir beim Schulministerium nachfragen sollten. Das wiederum beantwortete zwar unsere Frage, verwies für Details aber ans Gesundheitsministerium.
Das bestätigte uns schließlich, dass die Regelung am 25./26. Oktober tatsächlich so gegolten habe, wie sie den Eltern verkündet worden war. Kreis und Schulleiterin hatten also keinen Fehler gemacht.
Verfahren ändert sich für Eltern zwei Tage zu spät
Die Pointe: Ausgerechnet seit dem 27. Oktober, also dem Mittwoch, hat sich das Verfahren geändert. Nun gilt auch der negative Test mit dem Corona-Kit als ausreichend, um sofort wieder die Schule besuchen zu dürfen, sofern die Kinder „nicht nach einer Einzelfallprüfung vom Gesundheitsamt als enge Kontaktpersonen identifiziert worden sind“, schreibt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums unserer Redaktion.
Mit anderen Worten: Wäre der Lolli-Test an der Castrop-Rauxeler Grundschule zwei Tage später positiv gewesen, hätten alle Kinder mit einem einzigen negativen PCR-Test sofort wieder in die Schule gehen können.
Den betroffenen Grundschul-Eltern hilft das nicht mehr: Aber es darf als wahrscheinlich gelten, dass das neue Verfahren in diesem Winter in Castrop-Rauxel noch einmal zur Anwendung kommt.
Als Journalist arbeite ich seit mehr als 25 Jahren. Im Kreis Unna bin ich dagegen noch recht neu, aber voller Neugier auf Menschen, Städte und Gemeinden. Schreiben habe ich gelernt, komme aber viel zu selten dazu. Dafür stehe ich gerne mal vor der Kamera.
