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Gefühls-Wellenbad: Papa freut sich über Geburt – und bekommt ein Knöllchen
Rochus-Hospital
Meistens kommt es bei Geburten anders, als man denkt. So wie bei Familie Messinger. Sie brachten im Castroper Rochus-Hospital ihr Töchterchen Mathilda Marie zur Welt. Plötzlich. Und dann das...
In Castrop-Rauxel werden jedes Jahr rund 800 Babys zur Welt gebracht. Drei Kreißsäle im Rochus-Hospital in der Castroper Altstadt stehen für Entbindungen zur Verfügung. Im OP sind auch Kaiserschnitte möglich. Es sind besondere Momente für die Familien, die dort wachsen. Eine besondere Geschichte erzählt jetzt Christian Messinger.
Der Obercastroper (39), der inzwischen in Lütgendortmund wohnt, berichtete über die Umstände rund um die zu frühe Geburt seiner Tochter Mathilda Marie auf Facebook. Besonders hob er hervor, dass er die Entbindung mit einem Knöllchen bei der Stadt Castrop-Rauxel bezahlte – aber keineswegs im Groll.

Das Knöllchen der Familie Messinger fürs Falschparken am Rochus: Immerhin schaffte es der Papa so noch pünktlich. © privat
Im Gegenteil: Christian Messinger war hin und weg, begeistert von der Umsorgung, die er mit seiner Frau Cornelia (38) im Rochus-Hospital erfahren habe. Und versüßt mit einem besonderen Andenken, das ihn vielleicht 20 Euro kostet.

Christian Messinger aus Obercastrop mit seinem Baby Mathilda Marie im Rochus-Hospital. © privat
Exklusiv für unsere Redaktion erzählt er die ganze Geschichte:
Mein Fräulein brachte ich schon drei Tage vor dem 23.10. ins Rochus. Bei ihr Bestand der Verdacht auf Schwangerschaftsvergiftung. Sie hatte zu hohen Blutdruck und ihr wurde ab und an übel. Am 23.10. war ich sie noch besuchen, da war alles in Ordnung. Um 21.10 Uhr aber bekam ich dann den Anruf: Ich müsse ganz schnell herkommen, es werde eine Notoperation gemacht, das Kind werde jetzt geholt.
Ich hatte noch nicht meine Kliniktasche gepackt, da ich so früh gar nicht mit der Geburt rechnete. Es sollte ja erst in vier Wochen so weit sein. Für uns war aber klar, dass wir ein Familienzimmer nehmen wollten, wenn die Möglichkeit besteht. Also schnell Tasche gepackt mit Dingen, die mir noch so in den Sinn kamen und ab nach Castrop zum Rochus.

Mathilda Marie ist noch sehr klein: Sie kam fast vier Wochen zu früh und wog ganze 2260 Gramm. © privat
Kurz bevor ich ankam, machte ich mir so gut es zu diesem Zeitpunkt noch ging Gedanken, wo ich parken könnte. Denn die Storchenparkplätze am Eingang waren zwischendurch immer mal belegt gewesen und es würden unnötig Zeit kosten, falls sie wieder belegt sind.
Bei dem Bezahlparkplatz am Rochus war ich mir auch nicht sicher, wie schnell ich wieder raus kann, um überhaupt Parktickets zu ziehen. Also beschloss ich, in der nächsten Seitenstraße zu parken. Das war in diesem Fall die Glückaufstraße. Mein Pech war: Hier sind Zwei-Stunden-Parkplätze.
Wer raus geht, darf nicht wieder rein
Nach der OP wurde uns ein Zimmer zugeteilt, auf dem wir die Kennenlernphase verbringen durften. Allerdings gibt es wegen Corona eine Ausgangsbeschränkung: Man darf zwar zum Rauchen mal vor die Tür, sobald man aber das Krankenhausgelände verlässt, darf man nicht mehr rein. Dann wäre für mich wieder nur jeden Tag für 30 Minuten ein Besuch möglich gewesen, wie die drei Tage zuvor schon.

Mama Cornelia ist glücklich mit ihrer kleinen Mathilda Marie. Sie fühlten sich auf der Neugeborenenstation im St.-Rochus-Hospital sehr gut umsorgt, sagt der Papa. © privat
Erst ein paar Tage nach der Geburt fiel mir mein Auto wieder ein. Ich gab meinem Bruder Bescheid, der Kleinwagen, der für uns als Familie ja nicht mehr reichte. Er solle es am besten gegen das große Auto tauschen, damit wir Kind und alles andere mitbekommen. Und dann bekam ich ein Foto zurück: mein Auto, ein Knöllchen.
Am 28.10. wurden wir entlassen. Ich sage: Das Krankenhauspersonal war so super, dass man die ganze Welt drumherum vergisst und sich vollends auf seine Familie konzentriert. Wir haben sehr viel gelernt. Die Schwestern waren immer freundlich, egal wie oft man ankam und nochmal fragte oder irgendetwas nicht konnte. Wir fühlten uns dort sehr gut aufgehoben und wären am liebsten noch länger geblieben.
Das Ordnungsamt hat seine Arbeit richtig gemacht
Um den Strafzettel bin ich überhaupt nicht böse, auch wenn ich mir in der Situation einfach nicht anders zu helfen wusste. Das Ordnungsamt hat seine Arbeit richtig gemacht, so, wie sich das gehört. So wird es eine schöne Erinnerung.
Und ich bin stolz auf mein kleines Städtchen Castrop-Rauxel!

Mathilda Marie Messinger heißt die kleine Maus, die bei ihrer Geburt 2260 Gramm auf die Waage brachte. Sie kam vier Wochen zu früh zur Welt. © privat
Bei Facebook, wo er seiner Freude über das etwas verfrühte Familienglück freien Lauf ließ und das Rochus mit Dank überschüttete, bekam er viele Glückwünsche und Hunderte Gefällt-Mir-Klicks. Eine Mitarbeiterin aus der Krankenhaus-Küche freute sich über sein Kompliment fürs gute Essen. Andere Nutzer ärgerten sich über die Stadtverwaltung.
Stadt erließ schon mal Ordnungsgelder bei Geburten
Wie kann man einem werdenden Papa in einer solchen Situation ein Knöllchen verpassen? Schnell reagierten andere Nutzer darauf und schrieben, dass ein Ordnungsamts-Mitarbeiter das ja wohl kaum am Auto hätte erkennen können. Aber die Stadt sei in solchen Fällen in der Vergangenheit oft kulant gewesen und habe die Kosten erlassen.
Christian Messinger will zahlen, hat aber noch einen Vorschlag: „Ein Parkausweis, den man sich ins Auto legen kann für die Zeit der Geburt und der Ausgangssperre, das wäre ja vielleicht eine gute Idee.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
