Erneuerbare Energien
Der Energiekrise trotzen: Castrop-Rauxeler Ehepaar hat viel investiert
Ein Ehepaar aus Henrichenburg hat viel Geld in die Hand genommen, um weg von fossilen Energien zu kommen. Einen großen Anteil der Anschaffungskosten holen sie sich aus Fördertöpfen zurück.
Nur wenige Sekunden dauert es, bis sich das kühle in angenehm warmes Wasser verwandelt, das aus dem schwarzen Wasserhahn in der Küche von Ehepaar Ingrid Klinger (69) und Jörg Potowski (62) läuft. Danach ein sanftes Brummen, das durch das auf Kipp stehende Küchenfenster dringt. „Ah, jetzt ist sie angesprungen“, sagt die 69-Jährige.
Das Brummen kommt von der Außenanlage der Wärmepumpe, die hinter einer schicken Verkleidung knapp unterm Küchenfenster im Vorgarten der Familie in Henrichenburg steht. Seit 21. Mai laufen Warmwasseraufbereitung und die Heizung über diese Anlage.
E-Auto, PV-Anlage, Wallbox und Wärmepumpe
Im ehemaligen Heizungsraum im Keller steht der Rest oder das Herzstück. Zwei Doppelhaushälften werden damit versorgt. Ingrid Klinger hat das Haus 1992 bauen lassen. Immer schon sei es gut isoliert gewesen, doch nun habe man nochmal nachgebessert. Der Einbau einer Wärmepumpe ist sonst nicht effektiv genug.
„Zuerst war hier eine normale Gasheizung drin“, sagt Ingrid Klinger. Vor neun Jahren habe man dann einen neuen Brenner einbauen lassen. „Da haben wir schon ein Drittel weniger Gas verbraucht.“
Die Außenanlage der Wärmepumpe steht im Vorgarten des Ehepaars. © Lydia Heuser
In den vergangenen zwei Jahren hat das Ehepaar komplett umgestellt und verzichtet auf fossile Energie, wo es nur geht. Ein E-Auto steht in der Garage, die Gasheizung ist gegen die Wärmepumpe ausgetauscht und die Photovoltaikanlage auf dem Dach sorgt für Strom. Viel Geld, um die 80.000 Euro, haben sie investiert und das ganz bewusst.
„Ich bin eine absolute Naturliebhaberin und was wir alle mit unserem Planeten machen, ist eine Katastrophe“, sagt die 69-Jährige. Zumindest im kleinen, ihr möglichen Rahmen will sie dem etwas entgegensetzen.
Ingrid Klinger und Jörg Potowski lieben die Natur. Deshalb versuchen sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas für sie zu tun. © Lydia Heuser
Sie hat sich eingelesen in die Fördermöglichkeiten und so bei so gut wie jeder Investition Geld vom Staat bekommen. Für die Wärmepumpe ging das Paar mit 30.000 Euro in Vorkasse. 35 Prozent wird sie vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erstattet bekommen.
Der Strom, den die Pumpe benötigt, ist über die Stadtwerke mit 18,9 Cent pro Kilowattstunde günstiger als üblich. Dafür hat das Paar einen extra Stromzähler einbauen lassen.
Als Stadtwerke-Kunden haben Ingrid Klinger und Jörg Potowski 100 Euro für die PV-Anlage bekommen, die seit 19. März 2021 die Sonnenenergie in Strom verwandelt. 10.000 Euro haben die Solarmodule gekostet, die nun die Südseite des Hausdachs bedecken. „Nach 10,3 Jahren machen wir Gewinn mit der PV-Anlage“, hat Jörg Potowski ausgerechnet.
Der Großteil des Stroms geht ins Netz von Westenergie
70 Prozent des erzeugten Stroms speist der Haushalt in das Stromnetz von Westnetz ein. 7,9 Cent pro Kilowattstunde bekommt das Ehepaar dafür. Wenig, wenn man bedenkt, wie teuer Strom inzwischen weiterverkauft wird, findet Potowski.
30 Prozent des Stroms nutzt das Paar selbst. „Vorher hatten wir eine Abschlagszahlung von 99 Euro monatlich. Jetzt sind es 55 Euro“, sagt die 69-Jährige.
Digital kann das Paar genau verfolgen, wie viel Strom die PV-Anlage monatlich erzeugt. Und die Statistik hat die zwei sehr erschrocken. Im März 2022 gab es so viel Sonne, wie sonst in guten Sommermonaten. Über 800 Kilowattstunden Strom hat die Anlage da aus der Sonne gewonnen.
Der Klimawandel, da sind sich beide einig, spiegelt sich in diesen Zahlen deutlich wider.
Wenige Monate nach der PV-Anlage kam das vollelektrische Auto. Seit September 2021 fährt das Paar einen Hyundai. Die passende Wallbox zum Laden in der Garage ließen sie im Februar 2022 installieren. 900 Euro Förderung vom BAFA gab es dafür, sodass die Box unterm Strich nur 700 Euro kostete. Und auch das Auto selbst ließ sich das Paar fördern, und zwar mit 6000 Euro.
Und was, wenn das schlimmste Szenario eintritt und der Strom rationiert werden muss? Wie will das Paar ohne Stromspeicher im Winter das Haus wärmen? „Für den Notfall haben wir noch für einen Winter Brennholz gelagert“, sagt der 62-Jährige. Denn der schöne Kachelofen im Wohnzimmer, der ist weiterhin einsatzbereit.
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