Auch diese beiden kleinen Merklinderinnen wollen keine weiteren Lkw auf der Gerther Straße, beteiligten sich im September 2020 am Protestmarsch gegen die Ecosoil-Ansiedlung.

© Thomas Schroeter

Ecosoil-Ansiedlung genehmigt: Castrop-Rauxel protestiert energisch

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Bochum hat der Ansiedlung des Bodenaufbereiters Ecosoil im Städtedreieck mit Dortmund und Castrop-Rauxel zugestimmt. Jetzt protestiert die Castrop-Rauxeler Politik, droht mit Rechtsmitteln.

Merklinde

, 12.05.2021, 14:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Firma Ecosoil Nord-West GmbH möchte ihren Betrieb ins Städtedreieck Bochum/Castrop-Rauxel/Dortmund verlegen. Konkret plant sie die Umsiedelung ihres Betriebes von der Rensingstraße in Bochum-Riemke zum Standort der ehemaligen Philippine Dämmstoffsysteme in Gerthe. Ecosoil bereitet etwa Böden von alten Industrieflächen auf, um sie einer anderen Nutzung zuzuführen.

Die Pläne von Ecosoil sind seit 2020 bekannt. Seither regt sich diesseits und jenseits der Stadtgrenze der Protest. Im September 2020 hatte der Merklinder Bürgerverein unter Leitung seines Vorsitzenden Willi Müller bei einem Demonstrations-Marsch unter dem Motto „Lärm macht krank“ seinen Protest zum Ausdruck gebracht. Unterstützt wurde der Verein von vielen Merklindern, aber auch Kommunalpolitikern fast aller Fraktionen.

Merklinder und Gerther Bürger protestierten

„Das gefällt es uns überhaupt nicht, dass hier jetzt eine Firma hinkommt, die ohne Ende weiteren Verkehr auf unsere Straßen bringt“, kommentierte Willi Müller zur Ansiedlung von Ecosoil auf dem alten Philippine-Gelände. Das Nichtgefallen brachten die Demonstranten damals lautstark zum Ausdruck.

Wie die Menschen in Merklinde und die gesamte Politik in Castrop-Rauxel hat sich auch die SPD-Bezirksfraktion Bochum-Nord noch im Februar gegen die geplante Ansiedlung des Bodenaufbereitungs-Unternehmens in Gerthe ausgesprochen.

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Bei der Prüfung einer Bauvoranfrage hatte die Bochumer Stadtverwaltung auch ein Geräuschgutachten (Lärm), eine Vorabschätzung der Staubimmissionen und ein Verkehrsgutachten von Ecosoil gefordert.

Wie das Bochumer Stadtmagazin hallo.bo jetzt berichtete, schätzt Ecosoil-Geschäftsführer Hans Herrmann Hüttemann, dass „rund 200 Laster im Schnitt pro Tag hier fahren werden. An Spitzentagen können es auch 300 sein. Das wird aber nur an 10 bis 20 Tagen im Jahr der Fall sein“.

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Die Belastung der Straßen und Menschen in Gerthe und Merklinde hat die Stadt Bochum offenbar nicht beeindruckt. Denn sie hat der Ansiedlung an der Bövinghauser Straße unmittelbar gegenüber der Wilhelm Büchter-Kornbrennerei nun in der vergangenen Woche offenbar vorbehaltlos zugestimmt.

In einer gemeinsamen Pressemitteilung aller Fraktionen im Castrop-Rauxeler Rat bringen die ihren Unmut über diese Entscheidung zum Ausdruck. Unterzeichnet von SPD-Fraktionschef Daniel Molloisch heißt es darin unter anderem: „Die im Rat der Stadt vertretenen Fraktionen kritisieren einmütig scharf die Genehmigung der

Stadt Bochum für eine Gewerbeansiedlung in Bochum-Gerthe.“

Höfe, Pferdeweiden, viel Natur, Kornbrennerei Büchter. Aber auch große Hallen, Bagger, Gewerbe: An der Stadtgrenze zwischen Bochum und Castrop-Rauxel will sich der Bodenaufbereiter Ecosoil ansiedeln.

Höfe, Pferdeweiden, viel Natur, Kornbrennerei Büchter. Aber auch große Hallen, Bagger, Gewerbe: An der Stadtgrenze zwischen Bochum und Castrop-Rauxel will sich der Bodenaufbereiter Ecosoil ansiedeln. © Tobias Weckenbrock

Kritisiert wird unter anderem, dass „im Rahmen der Beteiligung keine Unterlagen zu den Auswirkungen von Lärm und Verkehr auf das Castroper Stadtgebiet der Stadt zur Verfügung gestellt wurden“. Man fordere eine sofortige Offenlegung dieser Unterlagen.

Weiter heißt es: „Die Fraktionen werden in der nächsten Ratssitzung die Verwaltung beauftragen, mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Vorgehensweise der Stadt Bochum vorzugehen.“ Und dann wird noch an das Verhalten der Stadt Bochum beim Bau der Windkraftanlage vor rund 10 Jahren in Gerthe erinnert.

„Auch damals führte mangelnde Kommunikation der Stadt Bochum mit allen Beteiligten letztendlich zum Abbau der Windkraftanlage, was gerichtlich angeordnet wurde“, schreibt Molloisch im Namen aller Castrop-Rauxeler Fraktionen.

Und natürlich wird auch der Merklinder Bürgerverein gegen die Entscheidung vorgehen. Daran ließ Willi Müller am Mittwoch (12. Mai) gar keinen Zweifel. „Wir hatten uns ja schon gedacht, dass die Bochumer das einfach durchwinken. Auch wenn das Verkehrsgutachten nur auf Schätzungen und nicht auf Zählungen beruht“, so Müller.

Merklinder Bürgerverein strebt auch eine Klage an

Der Kampf gegen die Ansiedlung von Ecosoil in Gerthe/Merklinde gehe weiter. „Die Gerther Bezirksvertretung hatte sich ja auch komplett dagegen ausgesprochen“, weiß Müller, der mit seinem Stadtteilverein auch bei einer Anti-Ecosoil-Demo in Gerthe am Start war.

Warum Bochum am alten Phillipine-Standort festhalte, obwohl etwa Bürgermeister Rajko Kravanja auch das Rütgers-Gelände als mögliche Alternative ins Spiel gebracht hatte, ist Müller klar: „Die wollen die Gewerbesteuern behalten.“

Strategie: Anwohner wollen Zeit gewinnen

Aber da werde sein Bürgerverein nicht so einfach mitspielen. Jetzt gehe es erst einmal darum, Zeit zu gewinnen. Denn Ecosoil brauche dringend einen neuen Standort, da der alte nicht mehr lange zur Verfügung stehe.

Er selber habe bereits am vergangenen Freitag von der Entscheidung erfahren. „Seitdem sind wir dabei, unsere Strategie zu planen. Wir gucken gerade, ob wir als Verein klagen können oder ob es Einzelpersonen machen. Geklagt aber wird auf jeden Fall“, ließ Müller keinen Zweifel an der Entschlossenheit in Merklinde.

Ecosoil-Geschäftsführer Hüttemann versteht die Aufregung offenbar nur teilweise. „Schließlich sind wir ein Umweltunternehmen und helfen mit, dass nicht soviel neue Grünfläche verbraucht wird“, wird der Geschäftsführer bei hallo.bo zitiert.

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