
© Thomas Schroeter
Demonstration auf der Gerther Straße: Nicht nur Merklinde protestierte
Protestzug
300 zusätzliche Lastwagen am Tag auf der Gerther Straße: Dagegen regt sich massiver Protest in Merklinde. Der wurde am Freitag von 175 Demonstranten lautstark auf die Straße gebracht.
Die Firma Ecosoil will nach mit einer Bodenaufbereitungsanlage aus dem Stadtteil Riemke nach Gerthe umziehen. Um genau zu sein, auf das ehemalige Philippine-Gelände unmittelbar an der Stadtgrenze. Dagegen regt sich in Merklinde Protest.
Und diesen Protest brachten die Merklinder, unterstützt von so manchem Castrop-Rauxeler aus anderen Stadtteilen, unterstützt von Kommunalpolitikern und auch von einigen Gerthern, am Freitagnachmittag bei einem Demonstrationszug von der Harkortstraße über die Gerther Straße bis zum Büchter-Gelände genau gegenüber der Philippine-Werkseinfahrt lautstark zum Ausdruck.
„Lärm macht krank“ und „Wir sind laut, damit ihr hört, wie der Lärm das Leben stört“ hießen die Schlachtrufe, die gut 175 Demonstranten unter Führung von Willi Müller, dem Vorsitzenden des Merklinder Bürgervereins, immer wieder ertönen ließen. Untermalt wurde der friedliche Protest mit schrillen Trillerpfeifen, Rasseln und Trommeln, begleitet wurde er von Ordnern und der Polizei.
„Ich bin richtig stolz und zufrieden, dass so viele gekommen und mitgelaufen sind“, betonte Willi Müller bei einer kleinen Abschlusskundgebung auf dem Büchter-Parkplatz. Dieser Protest sei wichtig für ganz Merklinde, aber auch für Obercastrop und Gerthe, so Müller.
Ziel des Bürgervereins sei es, Merklinde besser aufzustellen. Da sei die gepante Ansiedlung auf Bochumer Stadtgebiet ein Schlag in die Magengrube, hatte Müller schon zu Beginn des Demo-Nachmittags an der Harkortstraße zu Protokoll gegeben. „Da gefällt es uns überhaupt nicht, dass hier jetzt eine Firma hinkommt, die ohne Ende weiteren Verkehr auf unsere Straßen bringt.“
Schon Rethmann belaste die Gerther Straße über die Maßen, nun solle noch Ecosoil hinzu kommen. „Die Straße ist dafür nicht gebaut und die Menschen hier sind nicht dafür gebaut“, so Müller in seinem Appell an die Bochumer Politik, von den Plänen doch noch Abstand zu nehmen.
Unterstützung erhalten die Merklinder dabei aus der Castrop-Rauxeler Politik. So waren neben Bürgermeister Rajko Kravanja (SPD) auch seine Konkurrenten um das Bürgermeisteramt, Oliver Lind (CDU) und Manfred Fiedler (Grüne, Linke, FWI), mit einigen anderen Politikern unterschiedlichster Parteifarbe zur Unterstützung der Merklinder angetreten.
Und Kravanja unterstrich bei der Abschlusskundgebung noch einmal, dass die Castrop-Rauxeler Politik ebenso wie die Stadtverwaltung dafür kämpfe, die Ecosoil-Pläne zu verhindern. Der zeigte sich beeindruckt von dem „großartigen Aufschlag, den die Merklinder hier hinlegen“.

Auch diese beiden kleinen Merklinderinnen wollen keine weiteren Lkw auf der Gerther Straße. © Thomas Schroeter
Man habe sich im Stadtrat fast einstimmig (nur die FDP hatte sich enthalten, siehe Info) gegen die Bochumer Pläne ausgesprochen. Denn die gingen nicht für Merklinde, aber auch nicht für Gerthe. Schon Philippine sei eine Zumutung gewesen, daher blühten die Proteste nun zu Recht wieder auf.
Die reine Zahl der Lkw-Bewegungen, die Belastung der heute schon überfrachteten Kreuzung Gerther Straße und B235, der zusätzliche Lärm, der damit auf der Gerther Straße produziert werde: All das sei nicht hinzunehmen, so Kravanja. „Und genau das haben wir auch den Bochumer Kollegen mitgeteilt.“
Der Bochumer Rat habe beschlossen, im Gerther Industriegebiet keinen verkehrsintensiven Betrieb mehr anzusiedeln. Kravanja: „Das hier ist zwar nicht das Industriegebiet, aber da zu unterscheiden, das ist doch Augenwischerei.“
Ob der Castrop-Rauxeler Protest verfängt, bleibt abzuwarten, denn für das Gelände liegt eine Nutzungsgenehmigung durch den Vornutzer vor. Aber in der Bochumer Bezirksvertretung Nord regte sich immerhin in dieser Woche schon Unmut gegen die Pläne.
Die Sicht der FDP
- Der Betriebsausschuss 3 (Bauen, Verkehr und Sport) hatte am 18. Juni mit 14 Ja-Stimmen und einer Enthaltung der FDP eine Stellungnahme zu der Ansiedlung in Gerthe beschlossen.
- Wie der FDP-Fraktionsvorsitzende Nils Bettinger nun erläutert, habe er sich damals lediglich enthalten, da ihm nicht genügend Informationen vorgelegen hätten und noch immer nicht vorlägen.
- Bettinger: „Solange die Verkehre nicht so sortiert werden, dass die Anwohner auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet nicht wesentlich weiter belastet werden, schließen wir uns der negativen Stellungnahme der Stadt an und unterstützen auch den Protest gegen die Ansiedlung.“
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
