
Linda Edelhoff dürfte mit ihrem Elektroauto bald in der Altstadt überall kostenlos parken. © Dieter Düwel
Show, unsozial oder Signal? Castrop-Rauxel gibt „frei Parken“ für E-Autos
Politischer Beschluss
Parken für Elektroautos wird in Castrop-Rauxel kostenfrei. Das beschloss der Stadtrat am Donnerstag. Doch es gab Kritik: Von Show-Maßnahme war die Rede. Lustig wurde es auch.
Dass E-Autos in Castrop-Rauxel bald kostenfrei parken können, war klar: Der Rat hat für einen Vorschlag der Stadtverwaltung gestimmt, dass alle Kfz mit einem E-Kennzeichen künftig auf den bewirtschafteten Parkflächen in der Altstadt (und am Rathaus/Stadtmittelpunkt) ab dem 1. August bis zum 31. Juli 2023 zwei Stunden lang kostenlos parken können.
Für ein Jahr erst einmal, denn in diesem Zeitraum soll überprüft werden, wie hoch die Einnahmen sind, die der Stadt dadurch entgehen: Die Parkgebühren betragen für diesen Zeitraum von zwei Stunden rund 2 bis 3 Euro. Es gibt derzeit etwa 400 angemeldete Elektroautos in der Stadt. Auch auswärtige E-Auto-Fahrer können aber natürlich die rund 400 bewirtschafteten Parkplätze kostenfrei nutzen.
Nicht alle Parteien waren allerdings dafür. Tom Roehl von der FDP sagte, seine Partei werde „aus der Vorlage nicht schlau. Ist das ein weiterer Kauf-Anreiz für E-Fahrzeuge? Wenn ja, dann will ich mal sagen: Das kann wohl kaum sein bei der Summe. Wenn es die Kaufmannschaft und die lokale Wirtschaft stärken soll, also ein legitimes Ziel, das wir unterstützen würden: Dann sollte man es doch auf alle Autofahrer und alle Antriebe ausweiten. So aber ist das eine reine Show-Maßnahme, wir stimmen dem Antrag nicht zu.“

Tom Roehl (FDP) im Castrop-Rauxeler Stadtrat. Der junge Politiker sprach sich klar gegen Frei Parken für Elektroautos aus. Er sagte, er verstehe die Maßnahme nicht, und begründete das auch. © Tobias Weckenbrock
Andreas Kemna (Die Partei) ging humorvoll genau darauf ein: „Ich stimme dem Antrag zu, weil ich mir ein Elektroauto trotz der Kaufprämie bisher nicht leisten konnte. Der Parkgebühren-Erlass kommt mir da nun sehr entgegen.“
Zweifel an der Ökobilanz von E-Autos
Daniel Molloisch (SPD) hingegen sieht das Thema ernster: Es sei eine Notwendigkeit, emissionsarmen Verkehr zu privilegieren. Die fraktionslose ehemalige Grüne Notburga Henke verwies hingegen auf die schlechte Ökobilanz der E-Autos und dass die Regelung ja für den großen E-Porsche genauso gelte wie für kleinere Autos. „Ich fände es wichtig, alles zusammen zu sehen – auch den Öko-Rucksack, den so ein Auto hat“, sagte sie.
Margita Gudjons (Die Linke) kritisierte die soziale Ungerechtigkeit: „Es betrifft Leute, die dieses freie Parken finanziell gar nicht nötig hätten.“
Bert Wagener (Grüne) fasste das so zusammen: „Wir wollen das als ersten Schritt sehen. Natürlich ist der nächste Schritt, dass jeder für sich individuell auch über die Anschaffung eines E-Autos nachdenken muss. Es geht hier in die richtige Richtung, das Bewusstsein der Bürger zu schärfen.“ Und günstige Elektroautos gebe es auch, beim Leasing seien sie sogar manchmal günstiger als Verbrenner.
Die Abstimmung war deutlich: Der Koalition aus SPD und Grünen schlossen sich die CDU und Die Partei an. FDP, FWI, Die Linke, UBP und Notburga Henke stimmten dagegen.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
