
Der teuerste Parkplatz ist der Marktplatz in Castrop-Rauxel. Eine halbe Stunde parken kostet hier werktags von 9 bis 16 Uhr 50 Cent. © Jonas Hildebrandt
Stadt Castrop-Rauxel will Elektroautos beim Parken bevorzugen
Mobilitätswende
Die Stadtverwaltung in Castrop-Rauxel will von August an allen Besitzern von Elektroautos einen Parkvorteil gegenüber anderen Autobesitzern verschaffen. Die Politik entscheidet in Kürze.
Die Besitzer von Elektroautos in Castrop-Rauxel dürfen sich auf einen Parkvorteil gegenüber denen von klassischen Verbrenner-Fahrzeugen freuen. Wenn es so kommt, wie die Stadtverwaltung es sich vorstellt, dann benötigen E-Auto-Besitzer bald für ein Jahr auf Bezahl-Parkplätzen kein Kleingeld.
In einem Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung für die nun anstehenden Ausschuss-Beratungen ist ab dem 1. August 2022 frei parken für zwei Stunden da möglich, wo andere zum Parkscheinautomaten gehen oder über eine App wie „Handyparken“ bezahlen müssen. Das gilt also zum Beispiel auf dem Altstadt-Markt und entlang den Straßen Biesenkamp und Wittener Straße, auf dem Parkplatz Bennertor und auf dem Viehmarkt. Die Regelung soll für alle Autos mit E-Kennzeichen gelten und auch in Nebenzentren gültig sein. Sie soll bis zum 31. Juli 2023 gelten.
400 Elektroautos sind derzeit registriert
Die Initiative war im Frühjahr aus der Arbeitsgemeinschaft Mobilität des Klimabeirates hervorgegangen. Aufkleber an Parkscheinautomaten sollen dann darauf aufmerksam machen und die Mobilitätswende hin zur Elektromobilität weiter befördern. Im Jahr 2022 sind im Stadtgebiet knapp 400 E-Fahrzeuge zugelassen, heißt es in der Vorlage der Stadtverwaltung. Dazu zählen auch Hybride, die ein E-Kennzeichen bekommen haben.
Um zu überprüfen, ob die Maßnahme etwas bringt, wolle man die Entwicklung der Zulassungszahlen evaluieren. Man wolle den Rat der Stadt nach Ablauf des Ein-Jahres-Zeitraumes im zweiten Halbjahr 2023 über die Ergebnisse der Evaluation informieren.
Auch relevant ist die Frage, wie viel Geld der Stadt entgeht, weil weniger Menschen Parkgebühren entrichten. Die Stadt hat dazu aber schon eine Vermutung: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können Mindererträge / Mindereinzahlungen nicht belastbar beziffert werden, dürften aber aufgrund der noch vergleichsweise niedrigen Zahl an privilegierten Fahrzeugen von untergeordneter Bedeutung sein“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.
Für diesen Versuch braucht es nun aber erst einmal eine Mehrheit im Stadtrat. Vorher wird die Vorlage in verschiedenen Ausschüssen debattiert. Der Rat stimmt am 23. Juni ab.
386 von 1800 Parkplätzen sind „bewirtschaftet“
Die Parkgebühren liegen in Castrop-Rauxel bei 20 Cent für 30 Minuten. Nur auf dem Castroper Marktplatz kostet das Parken für den gleichen Zeitraum 50 Cent. Es gibt 386 gebührenpflichtige Parkplätze in der Altstadt von insgesamt rund 1800 an Straßenrändern und auf Plätzen, wie die Stadt schreibt. Kostenlos ist Parken überall zwischen 16 und 9 Uhr. 15 Minuten sind als „Brötchenticket“ kostenlos. Am Samstag ist das Parken kostenlos (mit Parkscheibe), am Sonntag und feiertags ganztägig.
Den einzigen weiteren bewirtschafteten Parkraum gibt es am Europaplatz: In der Tiefgarage des Rathauses ist das Parken in der ersten Stunde gebührenfrei. Zwei Stunden kosten 1 Euro. Auch auf der Straße entlang des Rathauses steht ein Parkschein-Automat.
Zur städtischen Initiative der Parkgebühren-Befreiung kommt auch ein zum Teil privatwirtschaftlich organisiertes Programm, das in nächster Zukunft 100 Ladesäulen für Elektroautos in Castrop-Rauxel aufstellen wird. Den Strom dafür wollen die Stadtwerke zur Verfügung stellen. Es ist 100 Prozent Ökostrom, wie Geschäftsführer Jens Langensiepen bestätigte, und wird in Zukunft, so sein Plan, mehr und mehr vor Ort aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
