
Norbert Keymer war mit seinem E-Bike mehrere Tage unterwegs. © Norbert Keymer
Per E-Bike auf den Spuren von Mercedes, Schiller, Nibelungen und BASF
Radreise
Der Castrop-Rauxeler Norbert Keymer hatte eine mehrtägige Radreise geplant und ist sie im Herbst abgefahren. Die Tour durch Baden-Württemberg ist vielseitig. Für uns berichtet er darüber.
Norbert Keymer (78) radelt gerne und viel. Ende September hat er seine zweite große Radreise von Castrop-Rauxel aus gestartet. Mit dem E-Bike erkundete er entlang des Neckartal- und Rheintal-Radwegs Baden-Württemberg. Die selbstgeplante Tour begeisterte Keymer. Der Wechsel aus Natur, Stille, Einsamkeit, den Metropolen und ihrer Industrie macht den Reiz für ihn aus.
Rund 550 Kilometer legte der Castrop-Rauxeler mit dem E-Bike zurück. Aber erstmal hieß es: ab in den Zug. Von der Europastadt ging es über Freiburg bis nach Neustadt in den Süden des Schwarzwalds – diesmal alleine. „Kalle, mein ständiger Reisepartner, fiel aus“, so der 78-Jährige.
Die 550 Kilometer teilte Keymer in acht Etappen ein. Nach der langen Bahnfahrt radelte der Castrop-Rauxeler auf dem ersten Abschnitt noch 51 Kilometer bis Villingen zu seiner Unterkunft.
Schwarzwald, Äpfel, Walnüsse
Am zweiten Tag ließ Keymer den Schwarzwald auf sich wirken, der Ende September noch gar nicht herbstlich anmutete. Lediglich die überreifen Äpfel und Walnüsse, die auf der Straße lagen, seien ein Indiz gewesen.
„Keine Menschenseele weit und breit“, schreibt Keymer in seinem Reisebericht über die Etappen entlang des Neckartal-Radwegs. An die angenehm unanstrengende E-Bike-Reise gewöhnte sich Keymer aber erst allmählich wieder. Jahrelang war er mit einem Trekkingbike unterwegs, erst im Frühjahr meisterte er seine erste Tour mit einem E-Bike.
Die Vorteile wurde ihm aber auch bei der Baden-Württemberg-Tour schnell bewusst: „Ich war immer viel schneller am Ziel als früher, war dort weniger erschöpft und fast nie durchgeschwitzt“, erzählt er.

Rauf zu der kleinen Kapelle radelte der Castrop-Rauxeler während seiner Tour entlang des Neckartal-Radwegs. © Norbert Keymer
Die gewonnene Zeit nutzte Keymer für Erkundungstouren. Die Wurmlinger Kapelle in Tübingen tat es ihm besonders an. Den Anstieg dort hinauf, das gibt der 78-Jährige unumwunden zu, hätte er ohne den E-Bike-Antrieb nicht bewältigen können. Letztlich war das häufige Schieben auch der Grund, warum der passionierte Radfahrer sich überhaupt ein Rad mit Motor anschaffte.
Weinlese im Neckartal
Die Weinlese hatte gerade erst begonnen im Neckartal. „Dicke blaue Trauben hingen noch an den Weinstöcken.“ Mit Dornfelder und Trollinger genoss der Radler seine Abendessen. „Beides Weine, die mir ausgezeichnet schmeckten.“
Am vierten Tag dann Kultur: Die Route führte durch Marbach, Geburtsort von Friedrich Schiller. Aber auch das Kontrastprogramm: Denn anders als von Freunden empfohlen, wählte Keymer den Weg durch die Autostadt Stuttgart, anstatt sie weiträumig zu umfahren.
Das Mercedeswerk und das Museum bei Untertürkheim hätte ihn interessiert, aber es gab keine Möglichkeit, das E-Bike sicher abzustellen. Der plötzlich einsetzende Regen tat sein Übriges.

Das Mercedes-Benz-Museum in Untertürkheim als Kontrastprogramm: Radfahrer suchen dort vergeblich nach einer sicheren Abstellmöglichkeit für das E-Bike. © Norbert Keymer
Durch den Odenwald zum Rhein veränderte sich das Landschaftsbild dann. Statt weitläufiger Weinhänge lagen stark bewaldete Flächen im Neckargrund. „Es wurde eng im Tal, und das sollten Radreisende berücksichtigen, wenn sie hier entlangfahren.“
Sein nächstes Ziel: Heidelberg. Zu Fuß kraxelte Keymer hoch zum Schloss. „Der Blick von dort in die weite Rheinebene zeigte mir den Weg für morgen. Den Zusammenfluss von Neckar und Rhein bei Mannheim.“ Durch die große Chemieanlage BASF sei dieser aber nur erahnbar.
Insgesamt bietet diese Tour nicht nur schöne Natur, sondern auch Einblicke in große Städte und kulturelle Sehenswürdigkeiten. Beeindruckt zeigte er sich vor allem von der Nibelungenstadt Worms mit Dom, den er am siebten Tour-Tag sah. Von hier aus schenkte Keymer sich die letzte Etappe. Er stieg in den Zug nach Mainz.
Die Tour zum Nachfahren
Wer die von Norbert Keymer geplante Tour nachfahren möchte, kann sich bei der Redaktion der Ruhr Nachrichten unter lydia.heuser@lensingmedia.de melden. Die Kontaktdaten leiten wir dann gerne weiter und stellen den Kontakt her.Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
