Der Habinghorster Architekt Mohamed Moussa erstellte dieses topografische Modell der B474n über Castrop-Rauxeler Stadtgebiet. Er erhielt dazu den Auftrag von der FWI, die sich seit Jahrzehnten gegen den Bau stark macht.

© Tobias Weckenbrock

Drei Jahre nach Offenlegung: B474n auf Castrop-Rauxeler Gebiet stockt

rnBundesstraße

Dass sich viele große Straßenbauprojekte in Deutschland über Jahrzehnte der Planung hinziehen, ist bekannt. Ein solches ist die B474n. Ein Teil von ihr wird schon gebaut. Gegner gibt es weiterhin.

Castrop-Rauxel, Mengede, Olfen

, 12.07.2020, 11:56 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ist das nun als Stocken zu bezeichnen? Oder kann man behaupten, dass die Planer fieberhaft an der Arbeit sind, um den Bau der Bundesstraße 474n zu forcieren? Dreieinhalb Jahre nach der Offenlegung der Planungsunterlagen ist man für den südlichen Abschnitt der umstrittenen B474n nach wie vor dabei, die Einwendungen zu bearbeiten.

Nach einer Recherche des Medienhauses Bauer ist man bei Straßen.NRW zurzeit damit beschäftigt, die Einwendungen, die mit der technischen Planung zu tun haben, zu bearbeiten. Das sagte eine Sprecherin in dieser Woche auf Anfrage. Wie viele Einwendungen das sind, darauf gab es keine konkrete Antwort.

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Einwendungen zu Umweltfragen oder Lärmschutzmaßnahmen, auf die sich viele der Kritiker stützen, sind also offenbar noch gar nicht bearbeitet worden. So ist auf dem südlichen Bauabschnitt, der als Waltroper Abschnitt bezeichnet wird, noch nicht abzusehen, wann hier der Zustand eines Baurechts hergestellt ist - sprich: wann Bagger rollen können.

„Nicht realistisch zu beantworten“

Die Frage nach dem Baubeginn sei „realistisch nicht zu beantworten“, sagt die Specherin von Straßen.NRW. Hinter vorgehaltener Hand spricht man laut „Waltroper Zeitung“ in der Behörde aber davon, dass er vor 2026 unwahrscheinlich sei. Dann wäre das Teilstück Datteln, das direkt am noch zu entwickelnden riesigen Gewerbe-Gelände NewPark beginnt, sicher schon fertig. Das wiederum wird durch das Teilstück Waltrop erst richtig „wertvoll“: Dann ist es an die so bedeutenden Verkehrsachsen A45 und an die A2 direkt angeschlossen.

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Warum 2026? Straßen.NRW rechnet mit weiteren Klagen gegen die Trasse des Waltroper Teilstücks, das rund 8 Kilometer lang wird und über Castrop-Rauxeler Stadtgebiet führen soll. Die können erst am Ende des Baurechtsverfahrens eingereicht werden, wenn die Einwendungen allesamt beantwortet und die Beantwortung erneut offengelegt wurde. Dann nämlich ist ein sogenannter Planfeststellungsbeschluss da, den die Politik beschließt.

Waltroper Politik in großer Mehrheit dafür

Die Politik scheint immerhin weiter klar in die Richtung Verwirklichung gehen zu wollen. Im Waltroper Stadtrat scheiterte jetzt erwartungsgemäß ein Antrag der politischen Initiative „Waltroper Aufbruch“, einen Planungsstopp einzulegen. Ratsherr Michael Finke brachte viele Argumente gegen eine Weiterplanung vor, die vor allem auf dem Thema Klimaschutz basierten. Auch das Ziel einer Entlastung der viel befahrenen Leveringhäuser Straße in Waltrop erreiche man kaum, so Finke. Die Mehrheit im Stadtrat lehnte den Antrag ab: CDU, SPD und FDP stimmten dagegen.

Das ist die B474n

  • Die B474n soll das zu entwickelnde Gewerbegebiet NewPark in den Rieselfeldern auf Dattelner und Waltroper Stadtgebiet an die A45 und die A2 anbinden. Sie ist in zwei Teilstücke geteilt: Der nördliche Teil, eine Dattelner Umgehungsstraße, wird derzeit gebaut. Der südliche und längere Teil umgeht die Stadt Waltrop und schließt direkt an das Ende der heutigen A45 am Autobahnkreuz mit der A2 an. Seit Jahrzehnten gibt es diese Planungen - und fast genauso lange den Widerstand dagegen.
  • Die B474n wird als entscheidender Baustein angesehen, um den NewPark zu realisieren. Hier sollen unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ Tausende Arbeitsplätze entstehen. Eine Fläche in der Größe der Rieselfelder, auf denen der NewPark entstehen soll, gibt es sonst laut Planern im Ruhrgebiet nirgendwo sonst.
  • Befürworter sehen das gesamte Projekt als große Chance für die ganze Region. Kritiker sehen darin eine riesige Überplanung von gewachsenen Grünflächen, seien sie landwirtschaftlich genutzt oder alte Waldgebiete.
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