DLRG Castrop-Rauxel warnt vor Kanalbaden: „Wie spielen auf der Autobahn“
Badeunfälle
Beim Baden gestorben: Tödliche Schwimm-Unfälle im Sommer sind häufiger, als man denkt. Die DLRG war jetzt auf dem Rhein-Herne-Kanal unterwegs, um über oft unbekannte Zusammenhänge aufzuklären.
Ein 18-Jähriger ertrinkt kürzlich in einem See bei Köln. Wohl wegen eines Krampfes. Ein Mädchen (2) aus Erftstadt bei Bonn stirbt in einem Pool im Nachbargarten. Und im vergangenen Jahr gab es allein in NRW 24 Tote bei Badeunfällen. Immer wieder kommt es zu tödlichen Vorfällen. Die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft aus Castrop-Rauxel und Dortmund warnt jetzt in einem Fernsehbeitrag vor den Gefahren.
Bezirksleiter Stefan Raetsch stieg jetzt mit Kollegen aus dem DLRG-Bezirk Dortmund mit dem Fernsehsender Sat1 aufs Rettungsboot „Orca“ an der Wachstation der Kreisgruppe Castrop-Rauxel und das Rettungsboot 1 aus Dortmund. Sie fuhren damit über den Rhein-Herne-Kanal und trafen mehrere vor allem jüngere Leute, die im Kanal badeten. Die DLRG zeigte bei einer Übung die Rettung eines ins Wasser gestürzten Anglers.
„Abseits von Schwimmbädern in Seen, Flüssen und Kanälen lauern Gefahren“, mahnt die DLRG. Schwimmer unterschätzten oft Strömungen und Wirbel in Flüssen und Seen, Wehre und auf Kanälen fahrende Schiffe und Schubverbände seien ein besonderes Gefahrenpotenzial.
Sprungschichten: Je tiefer, desto kälter
Dennis Nickel von der DLRG Castrop-Rauxel weist auch darauf hin, dass das Wasser in einem See ist nicht überall gleich warm sei. „Gerne lagert es sich in Schichten übereinander. Ist das Seewasser an der Oberfläche noch angenehme 25 Grad warm, können es bereits bei 50 Zentimeter Wassertiefe nur noch 18 Grad und in 1,5 Metern Tiefe nur noch sieben Grad sein.“
Taucht ein Schwimmer in diese „Sprungschichten“ ein, können sich äußere Blutgefäße blitzschnell zusammenziehen. Die verminderte Durchblutung der Muskulatur kann zu Krämpfen und der durch das Zusammenziehen der Venen verstärke Rückfluss von Blut zum Herzversagen führen. Daher gelte bis heute die alte Baderegel: Vor dem Sprung ins Wasser abkühlen!

Jugendliche Schwimmer am Kanal in Henrichenburg: Hier ist die Brücke Wartburgstraße für viele eine willkommene Einladung zum Sprung. Auch die Tribüne mit Steg am Vereinsheim des RV Rauxel wenige Meter weiter ist ein beliebter Ort zum Baden. © Tobias Weckenbrock
Bei Castroper-Rauxelern sei der Kanal besonders beliebt. Das Baden ist hier verboten, es drohen Verwarnungsgelder. Diese Bundeswasserstraße für die Berufsschifffahrt sei wie eine Autobahn für den Lkw: „Wer schickt seine Kinder zum Spielen auf die Autobahn?“, fragt Stefan Raetsch von der DLRG Dortmund.
Vor allem das Anschwimmen von Frachtschiffen sei gefährlich: Bei über 1000 Tonnen Verdrängung strömten entsprechend große Mengen Wasser am Schiff entlang. Selbst bei langsamer Fahrt mit 12 km/h. Das seien immer noch mehr als 3 Meter pro Sekunde. „Selbst olympische Leistungsschwimmer schaffen nur wenig mehr als 2 Meter pro Sekunde“, so Raetsch, die Masse der Schwimmer komme nicht einmal über 1 m/s hinaus. „Wer in diese Strömung gerät, ist in höchster Gefahr, in die drehende Schiffsschraube gezogen zu werden“, so der jahrzehntelange Schwimmausbilder.
Brückenspringer leben gefährlich
Nicht weniger gefährlich: das Springen von Kanalbrücken. Was für viele Kinder und Jugendliche den besonderen Kick bedeutet, kann schnell im Desaster enden. Schiffe könnten übersehen werden. Oder unter der Wasseroberfläche liegende, illegal entsorgte Gegenstände wie Kühlschränke, Fahrräder oder gar Autos. Sie seien für den Springer nicht erkennbar und könnten zu schweren Verletzungen führen.
Am besten ist, sich an die Freibäder oder beaufsichtigte Badeseen in der Region zu halten. Das Parkbad Nord in Ickern hat ebenso täglich geöffnet wie die Freibäder Volkspark, Hardenberg, Froschloch, Wellinghofen und Derne in Dortmund. In Olfen gibt es das Naturbad, in Selm den Ternscher See, in Lünen den Cappenberger See – und viele mehr.