
Wenn es nach einer Partei geht, sollen Männer bald nicht mehr oben ohne ins Freibad dürfen. (Symbolbild) © picture alliance / dpa
Antrag löst Unmut in Castrop-Rauxeler Rat aus: „Sprachwahl nicht würdig“
Die Partei
Bei der Castrop-Rauxeler Ratssitzung ist es am Donnerstag zu einem kleinen Eklat gekommen. Die CDU forderte die Streichung eines Antrags. Der Grund: Die Sprachwahl. Was war passiert?
Es war ein Antrag, der für Unmut sorgte bei der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause. „Beleidigend“ und „respektlos“ sei das. „Die Sprachwahl ist diesem Rat nicht würdig“, sagte CDU-Ratsmitglied Carsten Papp. Der kleine Eklat gleich zu Beginn der Sitzung entzündete sich an einem Antrag der „Fraktion“.
„Die Fraktion“, die außerhalb des Rats als Partei unter dem Namen „Die Partei“ auftritt, wollte, dass der Stadtrat über die Forderung „Weniger Biertitten in Badeanstalten“ abstimmt. Vor allem die Begründung des Antrags war den Politikern ein Dorn im Auge. Zunächst harmlos steht im Vorschlag, dass man den Kinder- und Jugendschutz stärken und die Gleichberechtigung aller Geschlechter fördern wolle.
Blanke Männerbrüste verbieten
Dann aber schlug die spitze Feder der Satiriker durch. Offen zur Schau gestellte „Biertitten“ von Männern seien für Kinder und Jugendliche in Badeanstalten immer wieder Grund zur Beschwerde. Damit nehmen die Antragssteller die Diskussion um Badeoberbekleidungen für Frauen aufs Korn. Göttingen und das französische Grenoble erlauben mittlerweile, dass Frauen „oben ohne“ ins Freibad dürfen.
Doch viel zu weit ging dann dem ein oder anderen der nächste Absatz. Die Fraktion spannte den Bogen nämlich zu den Missbrauchsvorwürfen gegen katholische Geistliche.
Nicht bloß blanke Männerbrüste will die Fraktion in Bädern verbieten, sondern auch enganliegende Männerhosen. Denn besonders Messdiener würden „häufig schon früh mit den primären Geschlechtsorganen von fremden Männern konfrontiert werden“.
Eindeutig zu viel für die CDU: „Wir beantragen die Streichung dieses Antrags“, so Papp.

Die beiden "Partei"-Ratsherren Andreas Kemna (l.) und Marcus Liedschulte haben gemeinsam den Antrag im Rat verteidigt. (Archivbild) © Tobias Weckenbrock
Doch damit kam er nicht durch*. Zwar stimmten seine Fraktion sowie die UBP für die Streichung, aber die Mehrheit war dagegen. Also durfte sich Marcus Liedschulte (Die Fraktion) vor der Abstimmung nochmals zum Antrag äußern.
„Ich konnte keine Beleidigung finden“, sagte er. „Auch die katholische Minderheit hat ein Recht auf Diskriminierung.“ Immerhin war er bereit, nicht mehr von „Titten“, sondern von „Brüsten“ zu sprechen. Und sagte: „Die Brüste aller Geschlechter sollen gleich sexualisiert werden.“
Er machte vor der Abstimmung deutlich, worum es ihm eigentlich gehe, abseits aller Satire. Genauso gut hätte man auch darüber abstimmen lassen können, ob in Castrop-Rauxels Badeanstalten sämtlichen Geschlechtern freigestellt wird, ob sie mit freiem Oberkörper baden oder nicht, so der Tenor.
Letztlich stimmte keine andere Fraktion für den Antrag. „Bierbrüste“ wird es damit weiterhin in Castrop-Rauxels Hallenbad und in den kommenden Monaten im Freibad geben.
* Anmerkung der Redaktion: Hier berichteten wir zunächst über ein anderes Abstimmungsergebnis. Das war falsch. Richtig ist: CDU und UBP stimmten dem CDU-Antrag zu, den Partei-Antrag von der TO zu nehmen. Die FWI enthielt sich, die FDP und die fraktionslose Notburga Henke stimmen ebenfalls nicht dafür.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
