
Tempo 30 gilt seit einigen Monaten am Altstadtring. Derzeit aber nur wegen der schlechten Straßenverhältnisse. © Lydia Heuser (Archiv)
Vorrang für Tempo 30 in Castrop-Rauxel: Das ist der richtige Schritt
Meinung
In Castrop-Rauxel könnte bald grundsätzlich Tempo 30 für Autofahrer gelten. Aber nicht überall. Unser Autor hält dieses Vorhaben für absolut richtig.
Geht es um Einschränkungen für Autofahrer, versteht der Deutsche keinen Spaß. Das ist kein neues Phänomen. Hoch herging es schon in den 1970er-Jahren, als die Frage heißestens diskutiert wurde, ob es nicht ein Tempolimit auf Landstraßen geben sollte. Viele Unfalltote führten schließlich zu einer Begrenzung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit auf 100 km/h.
In den 1950er-Jahren durfte sogar für einige Zeit innerorts ohne jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung gefahren werden. Erst nach vier Jahren war wieder Schluss damit. Und die gar nicht so Alten unter uns werden sich noch daran erinnern, wie es war, völlig legal ohne Anschnallgurt unterwegs zu sein, vor allem hinten im Auto.
Der Straßenverkehr ist grundsätzlich gefährlicher geworden
Und heute? Sind viel mehr Autos auf Deutschlands und Castrop-Rauxels Straßen unterwegs als vor 50 oder 30 Jahren. Allein das hat den Straßenverkehr gefährlicher werden lassen, weniger für die Menschen in den Autos als für Radfahrer und Fußgänger – auch wenn Verkehrsplaner immer mehr Rücksicht auf die „schwächeren“ Verkehrsteilnehmer genommen haben. Schließlich sind im Gegenzug auch die Wagen größer geworden.
Deshalb ist es nur logisch, ein in Deutschland nahezu ehernes Prinzip umzukehren und zu sagen: Überall dort, wo Radfahrer und Fußgänger ernsthaft gefährdet werden könnten, gilt künftig innerorts Tempo 30. Nicht nur vor Schulen, nicht nur in engen Wohngebieten.
In Ausnahmefällen gerne schneller
Allerdings spricht auf der anderen Seite nichts dagegen zu sagen: In Ausnahmefällen, da, wo weit und breit keine Gefahr für Menschen zu erkennen ist, darf weiterhin schneller gefahren werden. Um beliebte Castrop-Rauxeler Beispiele zu nehmen, könnten dazu Straßen wie der Altstadtring, der Neue Hellweg oder Straßen in manch Gewerbegebiet werden. Dann wäre jedem Bedürfnis Genüge getan. So, wie es aktuell auch geplant ist.
Als Journalist arbeite ich seit mehr als 25 Jahren. Im Kreis Unna bin ich dagegen noch recht neu, aber voller Neugier auf Menschen, Städte und Gemeinden. Schreiben habe ich gelernt, komme aber viel zu selten dazu. Dafür stehe ich gerne mal vor der Kamera.
