Das Schiffshebewerk Henrichenburg geht der Tiefsee auf den Grund
U-Boot-Ausstellung
Eine neue Sonderausstellung im Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg widmet sich dem Thema „U-Boote“. Am Anfang wird es bedrückend – doch dabei bleibt es zum Glück nicht.

Bei dem Modell des gelben Unterwasserfahrzeugs „Abyss“ handelt es sich um ein unbemanntes Forschungs-U-Boot, das in einer Tiefe von bis zu 6000 Metern das Leben auf dem Meeresboden erforscht. © Landsiedel
Noch herrscht ein wenig Baustellen-Atmosphäre im Hafengebäude des Schiffhebewerks Henrichenburg in Waltrop. Denn für die Eröffnung der Sonderausstellung „U-Boote – Krieg und Forschung in der Tiefe“ am Sonntag, 9. Dezember, laufen die Vorbereitungen dieser Tage auf Hochtouren.
Bedrückender erster Eindruck
Es ist ein bedrückender erster Eindruck, den die Besucher beim Eintritt in die Ausstellung erhalten. Der durchgerostete Bug eines Zwei-Mann-U-Boots vom Typ Seehund, das 1945 in der Ostsee verloren ging und 2001 geborgen wurde, ist das erste Objekt, auf das der Blick fällt. Das Schicksal der Besatzung? Unbekannt. Gepaart mit dem typisch-monotonen Piepen eines Sonars, das spätestens seit Wolfgang Petersens Meisterwerk „Das Boot“ für kollektive Beklemmung sorgt, ist Gänsehaut vorprogrammiert.
„Das Thema U-Boote spricht gleich mehrere Ur-Ängste des Menschen an: Unter Wasser, eingeschlossen, nichts sehen können – es gibt kaum eine lebensfeindlichere Umgebung“, sagt Museumsleiter Arnulf Siebeneicker über die Faszination U-Boot.
Die Wege des Wissens
Die Schau am Schiffshebewerk ist die erste in einer Reihe von Ausstellungen an fünf Standorten des LWL-Industriemuseums zum Verbundprojekt „Alles nur geklaut? Die abenteuerlichen Wege des Wissens“. Dabei geht es um die Frage: „Wie wird Wissen geschaffen, geteilt und geschützt?“
„Sexy formuliert waren wir da schnell beim Thema Spionage“, so Siebeneicker. Die drei mittleren der fünf Ausstellungsräume erzählen von der Nutzung und Weiterentwicklung der U-Boote während des Ersten und Zweiten Weltkriegs – bis hin zur ständig lauernden Bedrohung „Massenvernichtungswaffe Atom-U-Boot“ während des Kalten Krieges. Torpedos und Seeminen sind ebenso spannende Ausstellungsstücke wie die Chiffriermaschine „Enigma M3“, die im Zweiten Weltkrieg von den Nazis genutzt wurde, um verschlüsselte Botschaften zu senden und die als Symbol des ständigen Katz-und-Maus-Spiels der Spionage-Abteilungen dient.
Einfluss auf die Pop-Kultur
Aber auch der Einfluss der U-Boote auf die Pop-Kultur wird thematisiert. Dieser reicht von Filmen wie „Das Boot“ (es werden Original-Requisiten gezeigt) oder „Jagd auf Roter Oktober“ über den Beatles-Hit „Yellow Submarine“ bis hin zu einer Folge der Zeichentrick-Serie „Die Simpsons“.
Auch der zivilen U-Boot-Nutzung zur Erforschung der Tiefsee wird ein breiter Platz eingeräumt. Das Präparat eines Silberbeilfisches zeugt von dem weitgehend unbekannten Leben auf dem Grund des Meeres. Und wenn es um das Erschließen neuer Ressourcen via Bergbau unter Wasser geht, stehen die gelben Forschungs-U-Boote gar für Hoffnung und Zukunft, statt für Tod und Zerstörung. Das alles ergibt eine Ausstellung, die mehr als sehenswert ist.