
Ahmet Inan betreibt mehrere Teststellen in Waltrop und Castrop-Rauxel. © Meike Holz
Corona-Tests für 3 Euro? Castrop-Rauxeler Teststelle findet Maßnahmen „surreal“
Coronatests
Ab Juli sollen die Corona-Schnelltests für alle Bürger drei Euro kosten - mit Ausnahme von „vulnerablen“ Gruppen. Die Castrop-Rauxeler Teststellen haben Bedenken, ob das überhaupt funktioniert.
Kostenlose Corona-Schnelltests: Damit soll für die meisten Bürgerinnen und Bürger ab Juli Schluss sein. Wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Freitag (24.6.) bekannt gab, sollen die Bürgertests ab kommenden Donnerstag (30. Juni) 3 Euro pro Person kosten.
Grund für die Maßnahme seien die hohen Kosten der Corona-Tests für den Staat, so Lauterbach. Kostenlose Tests soll es deshalb nur noch für „vulnerable“ Gruppen geben: etwa Schwangere, Krankenhaus- und Pflegeheimbesucher oder Kleinkinder.
Teststellenbetreiber ratlos
Gerade diese Unterscheidung könnte Teststellen aber künftig vor Herausforderungen stellen, befürchten Castrop-Rauxeler Betreiber. „Ich frage mich, wie das funktionieren soll“, sagt Ahmet Inan, der die Teststelle an der Dortmunder Straße auf Schwerin betreibt. „Das ist nicht zu Ende gedacht.“
Zu unterscheiden, wer den Test kostenlos bekommt und wer dafür 3 Euro zahlen muss, könnte für die Teststellen schwierig werden. Die Teststelle dürfe nämlich gar keine Personendaten aufnehmen, erklärt Inan. Nachzuweisen, ob eine Person zur vulnerablen Gruppe gehört, hält er daher für schwierig, zum Beispiel auch bei Schwangeren. „Sollen wir dann einen Schwangerschaftstest verlangen?“, fragt er. „Ich stelle mir das surreal vor.“
Auch Apothekersprecher Claus Ehrensberger befürchtet mehr Aufwand durch die neue Regelung – besonders bei der Abrechnung der Tests.

Claus Ehrensberger von der Glückauf-Apotheke rechnet mit mehr Aufwand für die Apotheken. © Marcel Witte (Archiv)
Schon jetzt müssten Apotheken die Tests in einem komplizierten Verfahren digital bei der Kassenärztlichen Vereinigung abrechnen. Künftig könnte das noch schwieriger werden. „Ich bin perplex, weil die Abrechnung so viel komplizierter wird“, sagt Ehrensberger. „Ich stelle mir das unpraktikabel vor.“
Teststelle will Öffnungszeiten verkürzen
Dass die Zahl der Tests durch die Gebührenpflicht künftig stark fallen könnte, befürchtet Ehrensberger nicht. „Es wird ein bisschen abnehmen, aber nicht sagenhaft viel“, meint er.
Einige Personen könnten aber trotzdem seltener zum Testen kommen. „Es gibt Leute, die sich drei bis vier Mal pro Woche testen lassen, aus Sicherheitsgründen. Wenn sie jedes Mal 3 Euro bezahlen müssen, wird das wahrscheinlich weniger werden“, vermutet er. 30 bis 40 Personen kommen derzeit jeden Tag in die „Glückauf“-Apotheke von Ehrensberger zum Abstrich. Zu Höchstzeiten seien es bis zu 100 gewesen.
Auch Ahmet Inan von der Teststelle auf Schwerin ist zuversichtlich, dass sich weiterhin Personen auf der Fläche neben dem Container-Stellplatz testen lassen werden. Seine Teststelle verzeichne derzeit die höchste Quote an positiven Testergebnissen seit Anfang des Jahres. Sie liege sie so zwischen 12 und 13 Prozent, sagt der Waltroper Inan.
Grund für die hohe Quote könnte aber auch sein, dass mittlerweile deutlich weniger getestet wird: Momentan würden bei seinen Mitarbeitern auf Schwerin täglich rund 150 Personen getestet. Anfang des Jahres sei es etwa die vierfache Anzahl gewesen, sagt Inan. Weiter testen will Inan auf Schwerin trotzdem – künftig aber mit verkürzten Öffnungszeiten.
Jahrgang 2001, gebürtig aus dem Allgäu, mittlerweile nach Dortmund gezogen und fühlt sich im Ruhrgebiet zuhause. Offen für alle Themen, aber schreibt am liebsten über interessante Menschen und besondere Geschichten aus der Region.