"Immer noch diskriminierend"
Castrop-Rauxeler Schwule tadeln Blutspendereform
Homosexuelle Männer dürfen künftig Blut spenden. Die Bundesärztekammer (BÄK) hat die entsprechende Richtlinien überarbeitet. Damit ist das Verbot zwar faktisch abgeschafft. Aber nur faktisch. Drei von uns befragte Schwule aus Castrop-Rauxel halten die Regelungen nach wie vor für diskriminierend. Denn sie hat einen Haken.
Homosexuelle Männer sollen künftig unter bestimmten Voraussetzungen auch Blut spenden dürfen.
So müssen Schwule nun auf einem Fragebogen die Frage beantworten, ob sie in den vergangen zwölf Monaten Geschlechtsverkehr mit einem Mann hatten. Beantworten sie die Frage mit Ja, kann ihre Blutspende nach wie vor nicht verwendet werden. Sie wird zwar laut Stephan Jorewitz, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Blutspendedienstes West in Hagen, im Labor untersucht, danach aber vernichtet.
Sex zwischen Männern ist „sexuelles Risikoverhalten“
Bei Sex zwischen Männern handelt es sich laut Bundesärztekammer um „sexuelles Risikoverhalten“: Erst nach einem Jahr, so die BÄK, dürften homosexuelle Männer Blut spenden. Dann nämlich führe es „nicht zu einer Erhöhung des Risikos für die Empfänger von Blut und Blutprodukten“.
Kritiker hingegen sagen, es gebe heute Testmethoden, die eine HIV-Infektion - und genau darum geht es bei der Risiko-Betrachtung vor allem - schon sechs Wochen nach dem letzten Geschlechtsverkehr gesichert ausschließen können.
Separate Blutproben für die notwendigen Laborkontrollen
Ist das Testverfahren also einfach zu schlecht? „Fakt ist“, sagt Claudia Müller, Sprecherin des DRK-Blutspendedienstes West in Münster, „bei der Spende werden einige separate Blutproben für die notwendigen Laborkontrollen entnommen. Dieses Blut wird im Labor mithilfe der neuesten Testverfahren auf eine Vielzahl von Krankheitserregern, darunter Hepatitis B, Hepatitis C, HIV und Lues (Syphilis) untersucht.
Die Laborkontrollen sind äußerst sensibel und aufwendig und machen einen großen Teil der Herstellungskosten der Blutprodukte aus. Doch nur so kann das DRK dem hohen Anspruch gerecht werden, den es an Qualität und Sicherheit der Produkte stellt.“
Jeder Spender bekommt an der Anmeldung einen Fragebogen
Das Verfahren bei der Spende läuft so ab: Jeder Spender bekommt an der Anmeldung einen Fragebogen ausgehändigt, den er wahrheitsgemäß beantworten muss. Der zweite Bogen, den man bekommt, hat zwei Aufkleber: einen mit grünem und einen mit rotem Rand. Einen davon muss der Spender am Ende aufkleben und damit die Spende freigeben oder wegen der Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe stoppen.
Jorewitz erklärt: „Da habe ich mit dem roten Aufkleber die Möglichkeit zu sagen: Ich gehe zur Spende und will, dass mein Blut untersucht wird, möchte aber, dass es dann weggeschmissen wird. Der Spender wird dann informiert, wenn sein Blut nicht in Ordnung ist. Ist es unauffällig, kann er bei der nächsten Spende den grünen Aufkleber nehmen.“