Blutspenden: Trend zum Rückgang auch in Werne?
Bundesweit schlechte Zahlen
Immer weniger Menschen in Deutschland sind bereit, ihr Blut zu spenden. Doch wie sieht das in Werne aus? Und was könnte der Grund für einen Rückgang sein? Wir haben mit zwei Organisationen gesprochen, die Blutspenden in der Region anbieten.

Noch einmal den Namen und das Geburtsdatum nennen, und los geht es. Eine Punktionsnadel zersticht die Haut und bohrt sich in die Vene. Innerhalb von fünf bis zehn Minuten fließen 500 Milliliter Blut in eine spezielle Konserve. Dann ist es vorbei.
Knapp eintausend Mal wiederholte sich diese Szene im vergangenen Jahr in der Lippestadt. Nichts Besonderes, könnte man meinen. Wäre da nicht der bundesweite Trend, wonach immer weniger Bürger bereit sind, ihr Blut zu spenden. Ganz anders hingegen ist die Situation in Werne: Hier spenden die Bürger gerne und oft.
Das bestätigt zumindest Wilhelm Benning, Rotkreuzleiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Werne. „Bis jetzt hat es bei uns immer gut funktioniert.“ Daran können auch geringe Schwankungen nichts ändern. Benning: „Die liegen so bei etwa 20 Spendern.“ Sieben Termine bietet das DRK pro Jahr an. In 2015 ließen sich 996 Spender freiwillig und unter medizinischer Aufsicht Blut abzapfen. 66 taten es zum ersten Mal.
Möglicher Grund: Demografischer Wandel
„Der Rückgang des Blutspendeaufkommens ist eine Beobachtung, die wir bundesweit machen“, bestätigt Stephan Jorewitz, Pressereferent des DRK. Der Experte sieht einen der Gründe für den Rückgang an Spenden im demografischen Wandel. Die Rechnung ist ganz einfach. Weniger Menschen im spendenfähigen Alter bedeuten im Endeffekt weniger Blutkonserven.
Und noch einen Grund möchte der Experte aus Hagen nicht unerwähnt lassen. Das „Patient Blood Management“. Hinter dieser Aneinanderreihung von englischen Begriffen verbergen sich die Wunder der modernen Medizin. Bei Operationen werden beispielsweise die Schnitte und Narben immer kleiner. Der Bedarf an Blutkonserven sinkt.
„Allerdings sind wir auch weiterhin auf Blut angewiesen,“ schiebt Jorewitz noch eilig hinterher. „Wir können noch immer kein Blut herstellen und viele Formen von Krebsbehandlungen sind sehr blutintensiv.“ Blutengpässe seien aber nicht zu befürchten, auch wenn der Blutverbrauch in den Sommerferien erfahrungsgemäß steigt.
Geld ist wohl kein Ansporn
Der Rückgang an Spenden betrifft auch die Haema AG, die seit 2008 ein Spendezentrum in Hamm betreibt. 20 Euro gibt es hier pro Spende – doch die Bereitschaft geht zurück. „Durch unsere ganztägig geöffneten Zentren gewinnen wir aber Spender, die sonst nicht gehen würden“, erklärt Pressesprecher Jan Noack. „Natürlich auch junge Leute, die sich über 20 Euro freuen“, bestätigt Noack auf Nachfrage.
Als Konkurrenz zum DRK verstehe sich das Unternehmen aber nicht. „Wo mehr Anbieter sind, wird auch mehr gespendet.“