Diese Szenarien stellte der Krisenstab Energie vor. Die Frage dahinter: Was bringt es an Einsparungen, wenn… Leiter Jens Langenspielen (r.) erläuterte die Überlegungen dahinter der Politik im Hauptausschuss. Bürgermeister Rajko Kravanja unterstrich, wie sie gemeint sind.

Diese Szenarien stellte der Krisenstab Energie vor. Die Frage dahinter: Was bringt es an Einsparungen, wenn… Leiter Jens Langensiepen (r.) erläuterte die Überlegungen dahinter der Politik im Hauptausschuss. Bürgermeister Rajko Kravanja unterstrich, wie sie gemeint sind. © Tobias Weckenbrock

Castrop-Rauxeler Politik arbeitet an Alarmstufe Gas: Aber was heißt das?

rnEnergiekrise

Draußen wird es langsam kühler. Und drinnen wird es ernst: Verwaltung und Politik haben sich am Dienstag über das Ausrufen der Alarmstufe Gas unterhalten. Vorbereitend gibt es nun sechs Szenarien.

Castrop-Rauxel

, 31.08.2022, 15:42 Uhr / Lesedauer: 3 min

Aus den 35 Grad von vergangener Woche sind 23 Grad in dieser Woche geworden. Man merkt: Der Herbst rückt näher. Und damit wird es kühler. Die Heizperiode beginnt bald. Aber wie wird sie im Winter 2022/23? Darüber rätselt halb Deutschland. Die Kommunalpolitik in Castrop-Rauxel hat sich nun zumindest was öffentliche Gebäude angeht verständigt.

Die Castrop-Rauxeler Politik ruft nun die Alarmstufe Gas aus. Zuerst im Haupt- und Finanzausschuss am Dienstag (30.8.), dann auch am Donnerstag (1.9.) im Stadtrat. Aber was heißt das nun genau? Ziel sollte sein, den kommunalen Gasverbrauch deutlich zu senken, heißt es in der entsprechenden Vorlage der Verwaltung. Um X Prozent steht darin wörtlich. Das X ist zu füllen. Die Bundesregierung peilt beim Gasverbrauch 20 Prozent an, die EU 15 Prozent.

Sensible Bereiche sind Kitas, Schulen, Jugendtreffs

Sensible Bereiche wie Kindergärten, Schulen und Jugendzentren sollten, soweit möglich, von Einschränkungen freigestellt sein. Darin war sich der Haupt- und Finanzausschuss einig, so, wie es auch Bürgermeister Rajko Kravanja im Interview mit unserer Redaktion angekündigt hatte.

Jetzt lesen

Die Stadt rief im Juli einen verwaltungsinternen Krisenstab Energie ins Leben. Jens Langensiepen, Geschäftsführer der Stadtwerke, leitet ihn. Aufgabe: sich auf die drohende Gasknappheit und Energiekrise im Herbst und Winter vorzubereiten. Ein Punkt, der von der Opposition kritisiert wird: Man müsse Politiker in diesen Krisenstab aufnehmen, meint FDP-Chef Nils Bettinger, und dürfe sie nicht vor vollendete Tatsachen stellen.

Jetzt lesen

Erste Maßnahmen wurden bereits auf den Weg gebracht, es bringt aber nur einen Bruchteil dessen, was nötig sein könnte:

  • die Einstellung der Warmwasserbereitung im Rathaus
  • die Absenkung der Wassertemperatur im Hallenbad um 2 Grad Celsius
  • die Reduktion der Beheizung des Freibades auf die Erwärmung durch einen Solarabsorber.

„Weitere Maßnahmen sind notwendig, da die bisher getroffenen nicht ausreichen, um den kommunalen Gasverbrauch in relevanter Größenordnung zu reduzieren“, heißt es in einem Papier der Stadt.

Sechs Szenarien als Debatten-Leitplanken für die Politik

Als Hilfestellung für anstehende Entscheidungen gibt es sechs Szenarien, die der Krisenstab aufgestellt hat. Basis ist eine Energie-Auflistung von 2013, die die städtischen Immobilien damals letztmals genau erfasst hat. Diese Werte dienen als Fingerzeig, auf die genauen Werte komme es nicht an. Die Szenarien sind ausformuliert, aber „werden so niemals umgesetzt“, sagte Bürgermeister Rajko Kravanja am Dienstag mit Nachdruck. Man dürfe das nicht falsch verstehen: Sie sollten ein Gefühl geben für das, was man machen kann und was es brächte.

  • Szenario 1: Man senkt die Raumtemperatur im Rathaus, in Veranstaltungshallen und in Bädern auch die Wassertemperatur um 1 Grad. Das brächte eine Einsparung von 0,8 Prozent. Bisher liegt die Stadt bei 20 Grad Raumtemperatur, empfohlen wird im Bund 19 Grad.
  • Szenario 2: Man senkt die Raumtemperatur zusätzlich zu Szenario 1 auch bei Feuerwehr und Sporthallen um 1 Grad. Einsparung: 1,7 Prozent.
  • Szenario 3: Man senkt die Temperaturen nicht wie in Szenario 2 um 1 Grad, sondern um 2 Grad. Ergebnis: 2,52 Prozent.
  • Szenario 4: Man schließt zusätzlich zu den Absenkungen aus Szenario 3 Sporthallen und Hallenbad. Ergebnis: 18,5 Prozent.
  • Szenario 5: Man schließt zusätzlich zu Szenario 4 einen Büroblock im Rathaus. Ergebnis: 19,4 Prozent.
  • Szenario 6: Man ergänzt Szenario 5 noch um die Absenkung der Raumtemperatur in Schulen, Kitas und Jugendzentren um 1 Grad. Ergebnis: 22,8 Prozent.

Bürgermeister Rajko Kravanja sagte: „Keines dieser Szenarien wird so kommen, wie es skizziert ist. Aber es sind Bestandteile darin, die man auch anders miteinander mischen kann.“ Entscheidend sei, besonders sensible Bereiche zu definieren und den Menschen zu ersparen, dass es zu Hause besonders kalt wird. Und Schwimmkurse, die nach Corona endlich wieder anliefen, seien auch wichtig. Man müsse aber abwägen.

Man dürfe auch nicht die eine Gruppe gegen die andere ausspielen, sagte Kravanja und bekam Zustimmung aus der Politik. Fest steht aber: Allein die Senkung der Raumtemperatur und Wassertemperatur in Hallenbad und Lehrschwimmbecken bringt nicht genug. Es wird also deutlicher spürbar. Der Rat wird am Donnerstag (1.9., ab 17 Uhr, Stadthalle) auch darüber diskutieren.

Jetzt lesen