Castrop-Rauxel wird Wasserstoff-Pilotprojekt Dafür müssen die Stadtwerke keinen Cent zahlen

Grüne Zukunft? Castrop-Rauxel wird Wasserstoff-Pilotprojekt
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Castrop-Rauxel soll Testlabor in Sachen Wasserstoff werden – grünem Wasserstoff, wie Jens Langensiepen, Geschäftsführer der Stadtwerke klarstellt. In der Europastadt wurde dazu Anfang 2024 ein Werkstattprojekt gestartet. Die Stadtwerke wollen zusammen mit dem Fraunhofer-Institut, der Westfälischen Hochschule und der Gelsenwasser AG untersuchen, wo Wasserstoff in Castrop-Rauxel produziert -, wie es transportiert und wie es am Ende genutzt werden kann.

„Wird Castrop-Rauxel bald zu einem Reallabor für die Wasserstoffwende?“ Das titelte diese Zeitung schon im Dezember 2021. Vor allem Politiker der FDP, in Person insbesondere Nils Bettinger, fordern seit Jahren immer wieder, die positiven Standortfaktoren in Castrop-Rauxel zu nutzen.

Nun ist es also offenbar so weit. „Das ist ein extrem spannendes Projekt“, sagt Jens Langensiepen. Zudem sei es „völlig kostenneutral“. Stadt und Stadtwerke zahlen dafür also keinen Cent. Auch der Personalaufwand für die Stadtwerke gehe gegen null. Die Ergebnisse nach drei Jahren Projekt sollen Grundlagen für konkrete Umsetzungen sein. Nicht nur, aber besonders in Castrop-Rauxel. Dann könnte also etwa über eine Wasserstoff-Tankstelle entschieden werden.

Die Bedingungen sind gut

Doch warum ausgerechnet hier? Die Bedingungen in Castrop-Rauxel seien einfach gut, sagt Jens Langensiepen. Es gebe bereits Windräder, bald auch PV-Freiflächen und mit Rain Carbon auch einen Industriebetrieb, der schon mit Wasserstoff arbeitet. Außerdem liegt die Europastadt an der – mit 240 Kilometern – aktuell längsten deutschen Wasserstoff-Pipeline. Und: „Das Wasserstoffkernnetz, das in den nächsten Jahren in Deutschland aufgebaut werden soll, soll wohl perspektivisch auch hier liegen“, sagt Jens Langensiepen. Argumente, die die FDP im Ausschuss für Wirtschaft und an anderen Stellen immer wieder vorbrachte.

Das Projektteam will prüfen, wie Wasserstoff in Castrop-Rauxel am besten eingesetzt werden kann. „So gibt es etwa einen Windpark im Stadtteil Schwerin*, dessen grünen Strom man wiederum in grünen Wasserstoff umwandeln könnte“, schreibt das Fraunhofer-Institut in einer Pressemitteilung. Die Westfälische Hochschule übernimmt die Netzanalyse, um zu sehen, wo in der Europastadt Angebot und Nachfrage zusammenpassen und ob Speicher benötigt werden.

Ergebnisse nach drei Jahren

Außerdem soll untersucht werden, was passieren würde, wenn ein Unternehmen seine Produktion von Erdgas auf Wasserstoff umstellen würde.

Die Gelsenwasser AG ist vor allem an der Wirtschaftlichkeit möglicher Anwendungsbereiche von Wasserstoff interessiert: Industrie, Wärme oder die schon angesprochene Wasserstofftankstelle, etc. Jens Langensiepen, der von Gelsenwasser nach Castrop-Rauxel in den Geschäftsführer-Posten der Stadtwerke aufrückte, hofft, dass es nach drei Jahren „ein klares Bild davon gibt“, welche Produktion, welcher Transport und welche Anwendung von grünem Wasserstoff in Castrop-Rauxel auch langfristig sinnvoll sind. Gelsenwasser ist zu 49,9 Prozent Mutterkonzern der Stadtwerke. Den Rest-Anteil trägt die Stadt Castrop-Rauxel.

*Anmerkung der Redaktion: Hier haben wir das Zitat des Projektteams modifiziert. Dort war die Rede vom Windpark in Frohlinde. Der Windpark befindet sich aber auf dem Schweriner Berg.

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