
© Screenshot: Paffendorf
Bürgermeisterkandidaten tummeln sich auf Facebook, Instagram und Co.
Wahlkampf
Facebook statt Wahlkampf an der Haustür: Die fünf Kandidaten für das Castrop-Rauxeler Bürgermeisteramt tummeln sich gerne in sozialen Netzwerken. Aber wer ist besonders aktiv? Und wer nicht?
Nicht erst seit Corona ist der klassische Wahlkampf an der Haustür merklich zurückgegangen. Politiker setzen immer mehr via Social Media auf den Kontakt zu den Bürgern. So auch die Castrop-Rauxeler Bürgermeisterkandidaten.
In welchen Facebook-Gruppen sind Rajko Kravanja (SPD), Oliver Lind (CDU), Nils Bettinger (FDP), Manfred Fiedler (Grüne/FWI/Linke) und Mario Rommel (parteilos) anzutreffen? Wo bieten sie den Wählern den Dialog an? Was für Inhalte verbreiten sie? Und: Welche Beiträge bieten sie den Followern auf Twitter oder Instagram?
Wir haben uns die Social-Media-Aktivitäten der Kandidaten näher angeschaut, analysiert, wer welche Beiträge teilt, wer in welchen lokalen Gruppen schreibt, oder den Bürgern mit ihren Anliegen im Netz ein offenes Ohr anbietet.
Rajko Kravanja
Facebook: Der Amtsinhaber ist schon längere Zeit mit zwei Profilen beim größten Social-Media-Netz aktiv. Im Profil unter dem Namen „Rajko Kravanja“ präsentiert sich der Bürgermeister als Privatperson, aber durchweg teilt er auf dieser Seite auch die Beiträge des Zweitaccounts „Bürgermeister Rajko Kravanja“. In den vergangenen Wochen werden beide Profile gleichermaßen mit Wahlkampf-Inhalten gefüllt.
Alle zwei bis fünf Tage gibt’s von Kravanja Neuigkeiten. Öffentliche Auftritte des Bürgermeisters werden von ihm selbst durchgängig und lückenlos präsentiert. Es gibt viele Fotos und ab und an auch Videoinhalte dazu. 3572 Personen haben das Politiker-Profil abonniert, dem Privatprofil folgen 4141 Freunde.
In den lokalen Castrop-Rauxeler Gruppen bei Facebook meldet sich Kravanja seltener zu Wort.

Auf dem privaten Facebook-Profil von Rajko Kravanja ist immer was los. © Screenshot: Paffendorf
Twitter: Hier ist Kravanja aktiver unterwegs als bei Facebook. Sogar private Urlaubsbilder zeigt der Bürgermeister dort. Seit Juni 2020 hält er sich aber vornehm mit Kurzmeldungen zurück. 308 Nutzer verfolgen das Profil.
Instagram: Auf Instagram ist der Bürgermeister voll in seinem Element. Wer Kravanja bei der (politischen) Arbeit, im Urlaub und in der Freizeit erleben will, dem wird viel geboten. 1475 Nutzer folgen dem Profil.
Oliver Lind
Facebook: Der Bürgermeisterkandidat der Union betreibt zwei Profile bei Facebook, die hauptsächlich seine politische Arbeit und einen klitzekleinen Teil des Privatmanns Oliver Lind darstellen. Dem Politikerprofil folgen 174 Nutzer, die Freundesliste des privaten Profils ist nicht einsehbar. In den lokalen Facebook-Gruppen ist Lind kaum bis überhaupt nicht mit eigenen Beiträgen aktiv.

Der Wahlkampf vor Ort wird auf den Seiten von Oliver Lind (CDU) thematisiert. © Screenshot: Paffendorf
Twitter: Einen Twitter-Account, der eindeutig Oliver Lind zu zuordnen ist, haben wir nicht gefunden.
Instagram: Oliver Lind hat bei Instagram 188 Abonnenten. Das mag mitunter daran liegen, dass er erst seit Februar 2020 die Plattform mit Inhalten bedient. Der Account wirkt gefühlt wie eine Wahlkampfpflichtübung.
Nils Bettinger
Facebook: In Castrop-Rauxels Kommunalpolitik ist Nils Bettinger der ungekrönte Facebook-König. Der Politiker hat zwar nur ein Profil, aber da ist immer was los. Bettinger zeigt sich gleichermaßen als Privatmann wie auch als Politiker. 875 Freunde hat das Profil.
Fast täglich (und nicht nur während des Wahlkampfes) teilt der Castrop-Rauxeler Beiträge, richtet das Wort an die Wähler oder dreht Videos. Neben dem, was auf seiner Profilseite so passiert, ist Nils Bettinger mehr als nur engagiert in den lokalen Castrop-Rauxel-Gruppen bei Facebook vertreten. Der BM-Kandidat der Liberalen kommentiert und diskutiert ausufernd, ist sachlich unterwegs.

FDP-Kandidat Nils Bettinger fühlt sich bei Facebook heimisch. © Screenshot: Paffendorf
Twitter: Bei Twitter ist Nils Bettinger erst seit Juni 2020 angemeldet und bisher kaum aktiv. 9 Follower hat er dort.
Instagram: Wer Nils Bettinger bei Instagram folgen möchte (112 Nutzer tun dies aktuell), der muss dem Profilbetreiber eine Anfrage stellen, denn hier ist der FDP-Mann nicht mit einer öffentlichen Seite aktiv
Manfred Fiedler
Facebook: Manfred Fiedler ist bei Facebook aktiv, hat ein Profil (121 Freunde), aber dort ist nicht so viel los, wie man erwarten könnte. Bei den öffentlichen Beiträgen wird die Bürgermeisterkanditatur bis jetzt nicht thematisiert.
Stattdessen erfährt man zum Beispiel, dass Fiedler in der Freizeit als Musiker aktiv ist oder was aktuell kommunal, auf Bundes- und Landesebene bei den Bündnisgrünen los ist.
In den Castrop-Rauxel-Gruppen ist Manfred Fiedler ein relativ stiller Teilnehmer. Einzelnen Beiträgen von Diskussionsteilnehmern gibt er Likes, ansonsten findet keine direkte Diskussion statt.

In den Sozialen Medien hält sich Manfred Fiedler mit Beiträgen zurück. © Screenshot: Paffendorf
Twitter: Auf Twitter ist Manfred Fiedler nicht eindeutig identifizierbar zu finden.
Instagram: Seit kurzer Zeit findet man Manfred Fiedler auch bei Instagram. Bisher hat er dort nur wenige Beiträge abgesetzt. Bei denen handelt es sich durchweg um die Aktivitäten der Bündnisgrünen in Castrop-Rauxel. Es gibt derzeit 38 Abonnenten.
Mario Rommel
Facebook: Rommel pflegt ein einziges Facebook-Profil. Die Freundesanzahl ist öffentlich nicht einsehbar. Beiträge die er dort regelmäßig teilt, haben in den wenigsten Fällen etwas mit seiner Kandidatur zum Bürgermeister zu tun. Unter den Beiträgen finden sich vermehrt AfD-Postings, Links zu Meldungen sogenannter „Alternativer Medien“ oder zu Youtube-Videos zweifelhafter Urheberschaft.
Rommel bekundet Solidarität mit Xavier Naidoo und immer wieder wird Migrantenkriminalität thematisiert. Aktiv ist der parteilose Bürgermeisterkandidat beispielsweise in der lokalen Facebook-Gruppe „Castrop ich komm aus dir“, in der Gruppe „Du bist Castroper wenn...“ wurde er schon vor einiger Zeit von den Administratoren gesperrt.
Twitter: Seit Juli ist Mario Rommel bei Twitter. In einem der drei bisherigen Beiträge dort beschwert er sich über den Umgang mit ihm beim Netzwerk Facebook. Eine Person folgt ihm.

Mario Rommel tut auf Social Media kund, dass er sich ungerecht behandelt fühlt. © Screenshot: Paffendorf
Instagram: Auf Instagram ist Mario Rommel erst sehr kurze Zeit angemeldet. Es gibt vier Beiträge bisher von ihm, aber mit der Bürgermeisterkandidatur oder politischer Arbeit haben sie augenscheinlich nichts zu tun. Das Ganze hat 15 Abonnenten.
Fabian Paffendorf, Jahrgang 1978, kam 2003 zum Journalismus. Ursprünglich als Berichterstatter im Bereich Film und Fernsehen unterwegs, drehte er kleinere Dokumentationen und Making-Of-Berichte für DVD-Firmen. In diesem Zusammenhang erschienen seine Kritiken, Interviews und Berichte in verschiedenen Fachmagazinen und bei Online-Filmseiten. Seit 2004 ist der gebürtige Sauerländer im Lokaljournalismus unterwegs. Für die Ruhr Nachrichten schreibt er seit Herbst 2013.