
Von einer Zeitenwende bei der FDP muss man nicht sprechen. Dazu ist Nils Bettinger viel zu sehr das aktuelle Gesicht der Castrop-Rauxeler Liberalen. Mit der Wahl von Tom Roehl zum neuen Stadtverbandsvorsitzenden profiliert der sich aber als kongeniales Pendant des 50-jährigen Bettinger.
Noch keine Mitte 20, vereint Roehl so langsam ebenfalls ein Amt und Mandat nach dem anderen auf seinen schmalen Schultern: stellvertretender Fraktionschef, Kreisvorsitzender der Julis und und und. Eine ähnliche Fülle an Aufgaben wie Bettinger, der sich nun nach eigenen Worten auf die Fraktionsarbeit und die im Kreis konzentrieren will.
Enttäuschung erlitten
Dass Nils Bettinger sich noch einmal einen Bürgermeisterwahlkampf antun wird, ist zweifelhaft. Beim letzten Versuch bekam er schließlich böse Haue, erreichte 2020 nicht einmal so viele Stimmen wie der unabhängige Kandidat Mario Rommel. Damals schloss er eine erneute Kandidatur rigoros aus. Wird für diesen Wahlkampf nun also rechtzeitig Tom Roehl aufgebaut?
Der Stadtverband der FDP ist nicht sehr groß. Die damit zusammenhängende Arbeit dürfte es nicht sein, an der ein solcher Plan scheitern müsste. Roehl ist ein noch unverbrauchtes Gesicht, polarisiert in den sozialen Medien nicht so sehr wie Bettinger, könnte damit ein echtes Pfund für die FDP werden.
Traumzahlen erreicht
Das hatte man bei den Liberalen auch von Anne Krüger gehofft, die den Stadtverbands-Vorsitz 2018 ebenfalls von Bettinger übernommen hatte. Mit ihm zusammen zog sie auch 2020 noch in den Stadtrat ein, verabschiedete sich dann aber aus der Politik. Wieder musste Bettinger die Doppel-Rolle übernehmen, die er seinerzeit von Christoph Grabowski „geerbt“ hatte.
Der war vor Bettinger der absolute Mr. FDP in Castrop-Rauxel, hatte den Stadtverband ab 1995 gut 20 Jahre lang angeführt, war auch im Stadtrat Gesicht und Stimme der Freien Demokraten. Und hatte als Bürgermeister-Kandidat 2009 sogar satte 13,7 Prozent der Stimmen bekommen (Bettinger 2020: 4,5 Prozent). Eine Marke, von der die FDP heute nur träumen kann.
Schwerer Stand
Aber vielleicht schafft es das neue Spitzen-Duo ja, die FDP in der Europastadt bis zur Wahl im September 2025 in der Gunst der Wähler wieder nach vorne zu bringen. Keine leichte Aufgabe angesichts der derzeitigen bundesweiten Stimmungslage, die der FDP in der klassischen Sonntagsfrage ein Scheitern an der 5-Prozent-Marke prognostiziert.
Als Opposition im Castrop-Rauxeler Rat aber spielt die FDP eine wichtige Rolle. Und dabei kann neben dem angriffslustigen Nils Bettinger ein profilierter zweiter Frontmann nur guttun.
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