Apotheker und PTA mischen die Impfstoffe von AstraZeneca und Biontech im Impfzentrum und ziehen die Spritzen für die Ärzte auf, die dann die Impfungen verabreichen.

© Apothekerkammer Westfalen-Lippe

AstraZeneca begehrt: Impfzentrum Recklinghausen öffnet nun alle Impfstraßen

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Volles Tempo und volle Fahrt voraus bedeutet diese Nachricht noch nicht, aber: Der Kreis Recklinghausen wird nächste Woche auch die letzten beiden seiner neun Impfstraßen im Impfzentrum öffnen.

Kreis Recklinghausen

, 04.03.2021, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Kritik am Impfstoff von AstraZeneca ist laut. Dass es im Kreis Recklinghausen anders läuft als anderswo, berichteten wir schon vergangene Woche: Hier bleibt kein Impfstoff übrig. Das bestätigte Kreis-Sprecherin Lena Heimers in dieser Woche auf erneute Anfrage unserer Redaktion. Und kündigte sogar eine Ausweitung der Impfungen an.

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Der Impfstoff von AstraZeneca ist anders als der von Biontech und der von Moderna ein Vektor-Impfstoff. Er führt zu mehr Impfreaktionen, die oft auch als Nebenwirkungen beschrieben werden – die aber eigentlich gewünscht sind, weil sie zeigen, dass die Impfung wirkt und der Körper sich mit Antikörpern gegen das verimpfte Virus in einer unschädlichen Form zur Wehr setzt.

Zweiter Klasse? Virologe sagt das explizit, aber...

Im Kreis Recklinghausen gebe es die woanders oft ablehnende Haltung zum Impfstoff zweiter Klasse, wie ihn selbst renommierte Virologen wie Alexander Kekulé bezeichnen, nicht. Im MDR-Podcast sagte er wörtlich: „Es gibt Leute, die sagen: ‚Das billige Zeug will ich nicht.‘ Das ist halt bei uns einfach so, so dekadent das sein mag.“

Er führte darin als Argumente die aus den Studien belegte geringere Wirksamkeit generell an, die offene Frage nach der Wirksamkeit gegen die südafrikanische Mutation, die geringe Anpassungsfähigkeit an spätere Virus-Varianten, aber auch die geringeren Kosten. „Aus all diesen Gründen: Ja, AstraZeneca ist ein Impfstoff zweiter Klasse. Das ist die zweite Wahl“, urteilte Kekulé.

Dennoch verweist er auf die Notlage. in der man sich befinde. Kekulé: „Dann ist es natürlich besser, den AstraZeneca-Impfstoff zu haben als gar nichts.“

Der Kreis Recklinghausen bestelle bedarfsgerecht, sagt Sprecherin Lena Heimers. „In der Anfangszeit hatten wir oft am Abend noch ein bisschen was auf Halde, aber das war kein Problem, denn die Dosen können auch für den nächsten Tag vorgehalten werden.“ Die angebrochenen würden hingegen immer spontan vergeben. „Es gibt eine Reserveliste, die ist jederzeit verfügbar, und die gehen wir durch“, so Heimers.

„Bei uns rennen die Menschen uns die Bude ein“

„Bei uns rennen die Menschen uns die Bude ein, die Drähte bei den nun gesondert Impfberechtigten laufen heiß. Wir spüren gar nichts davon, dass niemand AstraZeneca will“, sagt die Sprecherin des Kreises.

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„Die Bereitschaft ist hoch, sogar so hoch, dass wir die letzten beiden Impfstraßen auch noch öffnen. Wir sind derzeit bei sieben von neun, nächste Woche machen wir die letzten beiden auch noch auf“, so Heimers. Man habe trotzdem auch dann noch Tempo-Reserven: „Wir passen uns dort in der Taktung natürlich immer an“, sagt sie. Derzeit habe man viele Termine mit Menschen über 80 Jahren, darum plane man da etwas mehr Zeit für jeden einzelnen ein.

Die Aufstockung geschehe nun mit dem Blick auf die Neu-Priorisierung der Impfgruppen und die vielen Zweittermine, die nun anstehen. „Wir sehen uns in der Lage, zu sagen: Wir machen alle Impfstraßen auf und stocken das Personal auf.“ Die Kassenärztliche Vereinigung (KVWL) habe dazu das Signal bekommen: Sie stellt das medizinische Personal dafür zur Verfügung.

Wir beantworten Ihre Fragen zum Impfen

Wie wirksam ist der Impfstoff von AstraZeneca wirklich? Ist er gefährlich? Kann ich mir den Impfstoff aussuchen? Darum geht es im Live-Talk unserer Redaktion, bei dem Sie die Fragen an ausgewiesene Experten stellen. Ihre Fragen können Sie mailen an: reden@rnw.press. Den Livestream können sie am Freitag, 5. März, ab 18.30 Uhr kostenlos in unserem Internetportal verfolgen.