
© Schroeter/Montage Sauerland
Markantes Fachwerkhaus in der Castroper Altstadt wird jetzt verkauft
Immobilien
Ursula Hülsmann war in der Altstadt über 35 Jahre lang als Inhaberin des „Biesenkämpchens“ bekannt. Jetzt wird das markante Fachwerkhaus verkauft, das die Familie schon 1872 bezogen hat.
Seit genau 150 Jahren ist das Haus im Besitz der Familie, jetzt wird das herrliche Fachwerkhaus am Biesenkamp 8 verkauft. Ein Immobilienmakler aus Herten hat den Auftrag, das Gebäude an einen neuen Besitzer zu bringen.
Josef Koers war Ende des 19. Jahrhunderts mit seinen Eltern von Werne an der Lippe nach Castrop-Rauxel gezogen. Ursula Hülsmann kam hier zur Welt. Seitdem war das Fachwerkhaus unweit der Lutherkirche ihr Zuhause. Mittlerweile lebt die weit über 80-jährige Ursula Hülsmann, Castroper Urgestein, in einem Pflegeheim, wie Simone Hendrich weiß. Sie betreibt in dem zum Haus gehörenden Laden am Biesenkamp seit Jahren eine Strumpfboutique.
Verkauf bereitet Mieterin Kopfschmerzen
Der Verkauf des Hauses bereitet der Geschäftsfrau natürlich Kopfschmerzen. „Was der neue Besitzer plant, weiß ich ja nicht. Wenn er mir kündigen sollte, müsste ich gucken, wie es weiter gehen kann“, sagt Simone Hendrich. Durch die Corona-Krise sei sie halbwegs gut gekommen. „Das letzte Jahr war gar nicht so schlecht, jetzt aber ist es sehr ruhig gerade“, beschriebt sie die Geschäftslage.

Simone Hendrich in ihrem kleinen Laden. Der anstehende Verkauf des Hauses macht ihr Bauchschmerzen, denn welche Pläne ein neuer Besitzer mit dem Haus haben wird, steht in den Sternen. © Thomas Schroeter
Ihr 50 Quadratmeter großes Lädchen am Biesenkamp stemmt sie komplett alleine, vom Einkauf bis zum Putzen. Der Laden habe keine ideale Lage, da die Besucher der Altstadt eben schon ein paar Meter vorher zum Markt und in die Kern-Altstadt abbiegen. „Aber meine Stammkunden sind treu“, freut sie sich und würde ungern umziehen müssen.
Auch Wefringhaus war hier früher Mieter
Vor Simone Hendrich hatte eine andere Geschäftsfrau hier einen Strumpfladen betrieben, auch das Blumenhaus Ziska und bis 2004 eine Filiale von Blumen Wefringhaus aus Frohlinde hatten in dem Ladengeschäft am Biesenkamp zeitweise ein Zuhause. Die Familie Wefringhaus bedauerte damals den Rückzug aus der Altstadt, wollte sich aber völlig auf das Kerngeschäft in Frohlinde konzentrieren.

Auch Blumen Wefringhaus hatte am Biesenkamp 8 einige Jahre lang eine Filiale. © Martin Goldhahn (Archiv)
Noch im Jahr 2015 hatte die Haus-Eigentümerin Ursula Hülsmann das 35-jährige Bestehen ihres „Biesenkämpchens“ feiern können. Da war das väterlicherseits betriebene Geschäft für Beleuchtungskörper und Kleingeräte schon längst Geschichte. So wie die vielen anderen Fachwerkhäuser am Biesenkamp, die eine große Abrisswelle in den 1950er-Jahren erwischt hatte – bis auf die Hausnummer 8.
Ende 2017 wurde das „Biesenkämpchen“ geschlossen
Ende 2017 machte Ursula Hülsmann dann aber auch ihren eigenen Laden dicht, wo die dreifache Mutter und sechsfache Oma ein Paradies geschaffen hatte für alle Menschen, die handgearbeitete Dinge oder ein originelles Geschenk suchten. „Ich merke schon, dass ich 80 bin“, sagte sie damals.

Ursula Hülsmann 2016 in ihrem Kunstgewerbe-Lädchen im Hinterzimmer des Hauses Biesenkamp 8. © Abi Schlehenkamp (Archiv)
Sie war sich selbst aber sicher, dass ihre Stammkundinnen und -kunden sie vermissen werden. Weil immer auch ein kleines Gespräch dazugehörte, wenn man das „Biesenkämpchen“ besuchte. Und tatsächlich fragen auch heute noch Kunden bei Simone Hendrich, ob denn der kleine Kunstgewerbe-Laden nicht mehr geöffnet sei.
150 Quadratmeter Wohnfläche im Angebot
Ursula Hülsmann hat das Haus verlassen, nun wird es also auch verkauft. Das Wohnhaus unterteilt sich laut Immobilienanzeige im Netz in Erdgeschoss, erstes Obergeschoss und Dachboden. Insgesamt 8 Zimmer, Küche, Dielen und 1,5 Badezimmern finden sich auf den rund 150 Quadratmetern Wohnfläche und rund 70 Quadratmetern Nutzfläche.
Dazu kommen die zwei Gewerbeeinheiten mit insgesamt 72 Quadratmetern. Das ist Simone Hendrichs Laden vorne zur Straße und das 22 Quadratmeter große „Biesenkämpchen“, das im Inneren des Hauses liegt und seitlich des Hauses durch einen eigenen Eingang mit der markanten roten Holztür zugänglich ist. Die Grundstücksgröße beträgt rund 201 Quadratmeter.
Ein Haus mit Seele und lebendiger Vergangenheit, das trotz - oder sogar aufgrund - des Alters und der zwei überstandenen Weltkriegen „immer stets die Liebe erhielt, die es brauchte“, heißt es in der Immobilien-Anzeige. Das Dach wurde vor einigen Jahren neu gedeckt und verkleidet, neue Fenster im ganzen Haus verbaut und eine neue Gasheizung für die große Ladeneinheit wurde 2022 installiert.
Trotzdem hat das Haus wohl einigen Renovierungsbedarf, den auch der Makler nicht verschweigt. Da wird auch von „normaler Qualität“ der Ausstattung gesprochen und einer Verschachtlung der Räume, die „in den vergangenen Jahrzehnten besonders bei Kindern für Freizeitgestaltung beliebt“ gewesen sei, die aber eher nicht zum großzügigen Wohnen passt, das heute viele Menschen suchen.

Zum Biesenkamp hin liegt der eingeschossige Anbau, in dem derzeit Simone Hendrich ihre Strumpfboutique betreibt, in dem früher auch Blumenläden zu Hause waren und noch früher der Vater von Ursula Hülsmann ein Ladenlokal betrieben hat. © Thomas Schroeter
Dafür bietet das Haus eine ausgesprochen zentrale Lage, zwei zusätzliche Schlaf- oder Hobbyräume und einen 60 Quadratmeter großen Lagerraum im Dachgeschoss. Und einen kleinen, versteckt gelegenen Innenhof in Richtung Wichernhaus.
Trotz Makler wird das Gebäude übrigens für den Käufer provisionsfrei angeboten. Auf den aufgerufenen Preis von 350.000 Euro, den man für das Haus erzielen möchte, muss man also „nur“ noch 9 Prozent Nebenkosten für Grunderwerbssteuer, Notar und Grundbucheintrag hinzu addieren.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
