
© Volker Engel (Archiv)
Alte-Eiche-Besetzer HambiPotter will Wohnen am Emscherufer ganz verhindern
Baugebiet Am Emscherufer
Die Alte Eiche in Habinghorst bleibt. Jetzt plant die Stadtverwaltung an der Verwirklichung des Baugebietes. Die Politik geht mit, große Teile der Eichenfreunde auch. Aber es gibt Widerstand.
Als der Tagesordnungspunkt zum Bebauungsplan 245H „Am Emscherufer“ am Dienstag von der Umweltausschuss-Vorsitzenden Notburga Henke aufgerufen wurde, stand ein junger Mann Dienstagabend auf der Empore. Er entrollte ein Plakat und band es still am Geländer fest: „Castrop-Rauxeler Rat zerstört ein Paradies.“
Hinter dem Slogan zahlreiche Fotos aus der Flora und Fauna des Grünlandes zwischen Emscher und den Häusern nördlich der Heerstraße, zwischen Wartburgstraße und Friedhof.
HambiPotter hatte es angebracht. Das ist sein Spitzname. Johannes Wilkat, wie er bürgerlich heißt, ist als Baumbesetzer der Alten Eiche von Habinghorst Teil einer langen Geschichte rund um das Baugebiet „Wohnen an der Emscher“. Er ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Stieleiche, die seit etwa 250 Jahren dort wächst, ein Teil des neuen Baugebietes wird, statt einer Erschließungsstraße zum Opfer zu fallen.

Aktivist Johannes Wilkat, auch Hambi Potter genannt, Mitte Januar 2020 hinter dem Bauzaun: Der begrenzte damals die Fläche unter der rund 250 Jahre alten Stieleiche in Habinghorst. © Fabian Strauch (dpa)
Der Kompromiss zwischen Investor, Stadtverwaltung, Politik, Naturschutz-Verband BUND und großen Teilen des Vereins „Rettet die Alte Eiche“ lautete, das Baugebiet so umzuplanen, dass die Eiche stehen bleiben kann. Die Straße „Am Emscherufer“ wurde dafür ein wenig verlegt, der Baum künftig von einer Grünfläche eingefasst.
„Wir würden uns damit abfinden“
Das ist nun der Plan, mit dem die Vertreter des Umweltausschusses und auch das Dutzend Sitzungsgäste offenbar leben können. So fasste Thomas Krämerkämper, BUND-Vorstandsmitglied aus Henrichenburg und Sachkundiger Bürger im Umweltausschuss, zusammen: „Wenn zwei kleinere Punkte berücksichtigt werden, dann würden wir uns mit diesem Kompromiss abfinden und nicht mehr gerichtlich dagegen vorgehen.“ Unter dem Druck des von ihm vorangetriebenen Prozesses vor dem Verwaltungsgericht war am Ende der Kompromiss zustande gekommen.

Thomas Krämerkämper vom BUND gab im Frühjahr 2019 selbst zu, den umkämpften Baum bisher nicht gekannt zu haben. Mit seinen juristischen Schritten und dem daraus entstandenen verhalf er den Aktivisten zu großem Rückhalt. © Tobias Weckenbrock
Bei den Kleinigkeiten geht es um das korrekte jahreszeitliche Mähen der Grünflächen unter der Stromtrasse und um eine Einzäunung der Eiche schon vor oder zumindest während der Bauphase. Er schloss mit dem Nachsatz: „... auch wenn solche Planungen nicht mehr in unsere Zeit gehören“.
Krämerkämper sprach an, erst habe es geheißen, es sei unmöglich, die Eiche zu erhalten. „Es hieß, Ausgleichsflächen in Castrop-Rauxel seien nicht möglich. Jetzt geht plötzlich alles doch.“ Rückblickend könne man nur den Kopf schütteln. „Man hätte die Probleme früher lösen können, ohne das Motto: bauen, bauen, bauen.“
HambiPotter wälzt Gutachten
Er akzeptiert den Kompromiss, so wie weite Teile des Eichen-Vereins laut Vorstandsmitglied Leonore Schröder auch. HambiPotter mit einigen Mitstreitern nicht. Er will das gesamte Gebiet mit seinen über 200 Bäumen vor Bebauung bewahren. Dazu wälzt er nun Gutachten auf der Suche nach Lücken.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
