Einen großen Weihnachtsmarkt gibt es aufgrund der Konkurrenz der umliegenden Städte nicht in Castrop-Rauxel. Die Schausteller haben hier etwas aufgebaut, um mit Scheune und Co. eine Alternative zu bieten. Doch dieses Jahr gibt es Kritik von den Besuchern: Viele Stände mussten ihren angestammten Platz verlassen, etwa das Karussell.
Die Scheune sorgt für vorweihnachtliche Stimmung, doch einige Buden drumherum fehlen in diesem Jahr.
Betreiber des Kinderkarussels Thorsten Philipp hört in diesen Tagen häufig Klagen von Eltern. Denn das Karussell stand sonst direkt gegenüber der Weihnachtsscheune, vor dem Schuhgeschäft Große-Kreul – und das länger als zehn Jahre. Die Besucher haben sich daran gewöhnt und suchen es dort zurzeit vergeblich. Denn in diesem Jahr steht es direkt am Adventszelt, neben dem Bratwurststand. Und genau das bereitet auch Thorsten Philipp Sorge. Die Umsätze seien eingebrochen, um etwa 45 Prozent, schätzt er. Der Grund für die Misere: Weil der Marktplatz umgebaut wird, muss der Wochenmarkt in die Innenstadt ausweichen. Nicht für alle Weihnachtsbuden ist daher in diesem Jahr Platz.
Auch Hans-Georg Dilker hatte früher noch eine eigene Bude, in der er zum Beispiel Hotdogs und Reibekuchen verkaufte – und das seit mehr als 30 Jahren. Jetzt verkauft er all das zusammen mit Grünkohl in der Weihnachtsscheune. Seinen Stand konnte er wegen Platzmangels nicht aufstellen. Auch er verzeichnet Umsatzeinbußen. „Es kommt zwar jetzt alles in eine Kasse, aber ich sehe ja am Warenbestand, wie viel verkauft wurde“, sagt er.
Der Stadt ist das Problem bekannt. Zufrieden ist Wolfgang Linke, stellvertretender EUV-Chef, mit der Lösung auch nicht. „Die Alternative wäre gewesen, ganz auf das Karussell zu verzichten“, sagte Linke auf Anfrage. „Und das wollten wir auf gar keinen Fall.“ Der Kompromiss in diesem Jahr sei mit viel Mühen und Tränen verbunden, der nicht alle zufrieden gestellt habe.
Vier Stände an einem anderen Ort in diesem Jahr
Das Bemühen der Stadt betont aber auch Thorsten Philipp: Sie habe Standort-Alternativen angeboten. Doch die seien nicht rentabel. Man habe auch Verständnis für die Situation der Markthändler, die nicht ständig ihren Standort ändern wollen. Vier Marktstände mussten laut Wolfgang Linke an einen anderen Standort, mehr ginge nicht. Bei kleineren Ständen sei das noch problemlos, aber etwa bei der Fischbude, die nur zu einer Seite öffnen und verkaufen kann, sei das schwieriger. „Der Wagen ist so groß, den konnten wir nirgendwo anders hinstellen“, sagt Wolfgang Linke. Deshalb musste dafür das Karussell weichen.
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Nikolaustag: Unser RN-Adventsengel war unterwegs in der Castroper Altstadt
Der RN-Adventsengel war in der Castroper Innenstadt unterwegs und hat kleine Schoko-Weihnachtsmänner an die Castroper-Rauxeler verteilt. Ein Foto mit dem Adventsengel Larisa gab's für jeden Castrop-Rauxeler noch dazu.
Philipp und Dilker wünschen sich, dass auch für die Stadtfeste wie Viktualienmarkt und Kirmes eine für alle erträgliche Lösung gefunden wird. Je nachdem, wie die Entscheidung zum Wochenmarkt-Standort demnächst ausfalle, müsse man im nächsten Jahr auf jeden Fall eine andere Lösung finden, sagt Linke. Das Problem in diesem Jahr wird das nicht mehr lösen. „Wir machen um 10 Uhr auf, 15 Uhr würde bei den Umsätzen aber auch reichen“, sagt Philipp.
Drei Fragen an Maresa Hilleringmann, Stadtsprecherin
Wie werden die Öffnungszeiten für Weihnachtsmarkt und Co. festgelegt?
Für sogenannte Veranstaltungen mit Handel gibt es eine Marktfestsetzung. Die beantragt der Veranstalter und gibt darin die Zeiten an, an denen die Buden geöffnet werden sollen. Im Fall des Weihnachtsmarkts in der Altstadt ist das die Standortgemeinschaft Cas-concept.
Was hat Casconcept in diesem Jahr beantragt?
Die gleichen Zeiten wie in den Jahren zuvor. Für die Scheune heißt das: montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr, freitags und samstags von 10 bis 23 Uhr und sonntags von 11 bis 22 Uhr.
Casconcept könnte also im nächsten Jahr andere Zeiten beantragen?
Ja, allerdings am Sonntag nur eingeschränkt. Denn laut Feiertagsgesetz darf der Handel nicht vor der ortsüblichen Zeit des Hauptgottesdienstes betrieben werden. Das ist in Castrop-Rauxel 11 Uhr.
Ein Kommentar von Redakteurin Ann-Kathrin Gumpert: "Es braucht Fingerspitzengefühl"
Es allen recht zu machen, ist meist unmöglich. Dass die Stadt weder die Markthändler, noch die Schausteller vergrätzen will, ist klar. Bei der Standortvergabe für alle Händler ist hier vor allem eins gefragt: Fingerspitzengefühl. Damit möglichst alle zufrieden sind, bedarf es ständiger Kommunikation und guter Absprachen. Und das nicht erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Wenn die Stadt auch im nächsten Jahr wieder vorweihnachtliche Stimmung in der Altstadt wünscht, muss sie handeln, und das jetzt! Sonst suchen sich die Schausteller lukrativere Standorte.