Zweifel an BVB-Trainer Peter Bosz nehmen Überhand
Nachfolger-Suche schwierig
Während die Zweifel an BVB-Trainer Peter Bosz zunehmen, gestaltet sich die Suche nach einem möglichen Nachfolger mitten in der Saison schwierig. Kandidaten gibt es eigentlich genug, doch aus unterschiedlichen Gründen gestaltet sich ein Engagement bei den Schwarzgelben als schwierig.

BVB-Coach Trainer Peter Bosz ist mit seiner Mannschaft vom Erfolgsweg abgekommen, sein Trainerstuhl wackelt. © dpa
Die Worte glichen sich. Egal ob Spieler, Sportdirektor oder Mitarbeiter, alle beschrieben im Sommer den neuen BVB-Trainer Peter Bosz als „ruhig“ oder als „einen ruhigen Typen“. Hinter der treffenden Charakterisierung steckte auch Wunschdenken: Nach zwei Jahren Dauertheater mit Thomas Tuchel, nach einem turbulenten Halbjahr mit der Randale rund um das Leipzig-Spiel samt Südtribünen-Sperre, mit Masken-Ärger im Derby und vor allem dem widerlichen Anschlag auf die Mannschaft sehnte sich der BVB nach dem, was ihn jahrelang ausgezeichnet hatte. Nach Ruhe im Verein.
Sympathischer, angenehm unaufgeregter Zeitgenosse
Da kam Peter Bosz, obwohl nicht erste Wahl der Bosse, fast wie gerufen. Bosz versprach viel von dem, was die Borussia und viele Spieler sich wünschten. Bis heute redet in Dortmund außerhalb des rein Fußballerischen niemand schlecht über den Niederländer, der sich den Ruf eines sympathischen, angenehm unaufgeregten Zeitgenossen erworben hat. Und wer Ajax Amsterdam im Husarenritt bis ins Finale der Europa League führt und sich mit Leib und Seele dem Offensivfußball verschrieben hat, der müsste doch als Trainer zum BVB passen.
Nach nicht einmal sechs Monaten als Cheftrainer in Dortmund nehmen die Zweifel daran Überhand. Nicht an Bosz als Mensch und Person, sondern vielmehr an seiner fachlichen Eignung. Nach der fast rätselhaft anmutenden Trendwende von einem überragenden Saisonstart zu einer diametral schlechten Fortsetzung scheinen ihm die Mittel zu fehlen, um gegenzusteuern.
Kein Coaching während des Spiels
Bei der Suche nach Lösungen fischt er im Trüben. Taktisch-systematisch ist der Niederländer auf sein 4-3-3-System fixiert. Gegneranpassungen oder Coaching während des Spiels bleiben aus. Zeichnet ihn sonst seine überlegte Art aus, verharrt der seit Dienstag 54-Jährige während der Partien am Spielfeldrand, dass es beinahe teilnahmslos wirkt. Zweifel am Fitnesszustand wischen Spieler und Trainer beiseite, dafür gebe es keine Belege. Der optische Eindruck ist ein anderer.
Im Hintergrund dürften längst Überlegungen laufen, wie es weitergehen könnte nach Bosz. Doch die Suche auf dem Trainermarkt ist schwierig. Von den Cheftrainern, die sich derzeit in der Bundesliga für höhere Aufgaben empfehlen, dürfte kaum einer verfügbar sein. Julian Nagelsmann von 1899 Hoffenheim nicht, Niko Kovac von Eintracht Frankfurt nicht, und wohl auch Hannes Wolf nicht. Der Dortmunder Junge hat noch am Freitag seines VfB Stuttgart eindrucksvoll nachgewiesen, dass er in der Bundesliga erfolgreich coachen kann. Trotz seiner großen Verbundenheit zum BVB und zur Stadt steht er jedoch bei seinem Arbeitgeber in der Pflicht, mit dem er gerade erst aufgestiegen ist.
Stöger kein Thema
Von den Kandidaten, die im Sommer vor und neben Peter Bosz auf der BVB-Liste standen, dürfte Peter Stöger kein Thema mehr sein, der mit dem 1. FC Köln gegen den Abstieg und eine schier endlose Niederlagenserie kämpft.
Lucien Favre, früher erfolgreicher Trainer von Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach, bekam im Sommer keine Freigabe von seinem Klub OGC Nizza. Dort ist er nach Platz 3 in der abgelaufenen Saison auf Rang 17 abgestürzt. Bei nur einem Sieg in acht Partien könnte das generelle Wechselverbot von Präsident Jean-Pierre Rivere, das im Sommer galt, womöglich aufgeweicht sein. Favre hat in Dortmund einige Fürsprecher, er brächte Autorität und Erfahrung mit. Er gilt allerdings auch als schwieriger Typ, in Berlin und Gladbach gehören seine eigenwilligen Abgänge nicht zu den glücklichsten Momenten der jüngeren Vereinsgeschichte. Und Favres Fußball basiert eher auf einer stabilen Defensive und Kontern, der BVB hat sich Offensivfußball auf die Fahnen geschrieben.
Breites Portfolio
Ein anderer Name: Matthias Sammer. Der vereint herausragendes Fachwissen mit Autorität, einer gekrönten schwarzgelben Vergangenheit als Spieler von 1993 bis 1998 und als Trainer von 2000 bis 2004 sowie einem breiten Portfolio an Expertise auch jenseits der Seitenlinie. Nach seinem Schlaganfall 2016 und dem Aus beim FC Bayern München hat er der irren Intensität im Fußball-Business jedoch eine Absage erteilt.
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