Zukunft von BVB-Juwel Julian Rijkhoff offen Toptalent noch weit weg vom Profi-Kader

Zukunft von BVB-Juwel Julian Rijkhoff offen: Durchbruch in Dortmund oder vorzeitiger Wechsel?
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Als Letzter aller Borussen schlich er nach Abpfiff vom Rasen. Bedächtig, immer wieder mit dem Kopf schüttelnd. Als wenig später die U19-Spieler von Mainz 05 die Schale für die Deutsche Meisterschaft entgegennahmen, betrachtete Julian Rijkhoff das Spektakel aus sicherer Entfernung. Einen Moment lang applaudierte er höflich, dann wendete sich der BVB-Angreifer ab. Enttäuscht und frustriert nach der 2:4-Niederlage im Finale.

BVB-Stürmer Rijkhoff zweimal Torschützenkönig

Es war ein bitterer Moment für den jungen Niederländer. Nach dem Meistertitel im Vorjahr, bei dem er 90 Minuten auf der Bank geschmort hatte, sollte dies die Krönung der Saison werden. Doch ihr Ende wollte nicht so recht passen zu den Monaten zuvor, in denen Rijkhoff zum zweiten Mal in Folge Torschützenkönig in der Junioren Bundesliga West geworden war und seinem Team mit einem Viererpack im Halbfinal-Hinspiel bei Hertha BSC den Weg ins Endspiel geebnet hatte.

15 Tore hatte er als Jungjahrgang in 15 Spielen erzielt – exakt derselbe Wert wie in der Vorsaison: Auch hier gelangen ihm (als U17-Spieler) 15 Treffer in 15 Partien in der Junioren Bundesliga West. Der 18-Jährige gilt nicht umsonst als eines der hoffnungsvollsten Stürmer-Talente in Europa. Nach seinem Wechsel im Januar 2021 von Ajax Amsterdam zu Borussia Dortmund hat sich der Vertrag des Niederländers mit Erreichen der Volljährigkeit durch eine im Kontrakt enthaltene Option um zwei weitere Jahre bis 2025 verlängert.

BVB sieht Rijkhoff weiter in der U19

„Ich möchte hier Profi werden, so früh wie möglich. Aber ich mache mir selbst keinen Stress. Wenn die Zeit reif ist, möchte ich da sein“, sagt Julian Rijkhoff in einem Video-Porträt, das der BVB zu Saisonbeginn Anfang September veröffentlicht hat. Darüber, ob die Zeit nun schon reif ist, gibt es durchaus unterschiedliche Auffassungen.

Edin Terzic spricht mit Justin Njinmah und Julian Rijkhoff.
BVB-Cheftrainer Edin Terzic hat die Entwicklung von Julian Rijkhoff (rechts) im Blick. © picture alliance/dpa

Beim BVB wissen sie, welch ein Juwel sie in ihren Reihen haben. Dennoch vertreten sie bei Borussia Dortmund mehrheitlich die Ansicht, dass ein Sprung in den Profi-Kader für Rijkhoff noch zu früh käme. Der 18-Jährige muss vor allem körperlich noch zulegen. Schon jetzt hat er gegen physisch starke Gegner Probleme. Das zeigte sich auch im DM-Finale gegen Mainz, als er gegen die beiden Innenverteidiger Maxim Dal und Philipp Schulz weitgehend abgemeldet war. Der BVB würde es daher begrüßen, wenn Rijkhoff ein weiteres Jahr in der U19 absolviert und an seiner Konstitution arbeitet.

Plant Ajax eine Rückholaktion?

Rijkhoff selbst traut sich dem Vernehmen nach durchaus den nächsten Schritt bei den Profis zu. Nach RN-Informationen wollen sich der BVB und Rijkhoff sowie dessen Berater, Ex-Bundesliga-Profi Dick van Burik, zeitnah zusammensetzen und in gemeinsamen Gesprächen ausloten, was der beste Weg für den Niederländer sein könnte.

Zuletzt trat auch Ajax Amsterdam auf den Plan. Gerüchte von einer möglichen Rückholaktion machten die Runde. Nach Informationen dieser Zeitung soll Ajax allerdings nicht hoch im Kurs stehen. Stattdessen will Rijkhoff unbedingt beim BVB den Durchbruch schaffen. Dessen Ex-Klub war schon im Januar 2021 wenig begeistert vom Wechsel des jungen Angreifers nach Dortmund. Bei Ajax hätten sie ihn gerne in der eigenen Akademie weiter ausgebildet. „Wenn ich bei Ajax geblieben wäre, wäre ich nicht der Mensch, der ich jetzt bin“, sagt Rijkhoff im Video-Porträt des BVB.

Welcher Weg bietet beste Perspektive?

Er weiß, was er an der Borussia hat. „Dortmund ist eine große Mannschaft in der Welt und sie haben einen guten Plan mit mir. Ich hoffe, dass diese Entwicklung so weitergeht“, sagte Julian Rijkhoff Anfang Februar nach seiner Vertragsverlängerung im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Nun steht die Frage im Raum, was für dessen weitere Entwicklung am förderlichsten ist. Ein Verbleib beim BVB mit klarer Perspektive oder womöglich eine Leihe, um auf noch höherem Niveau Spielpraxis zu sammeln?

Julian Rijkhoff hebt sein Trikot an den Schultern an.
Ließ sich für seine vier Treffer im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gegen Hertha BSC feiern: Julian Rijkhoff. © IMAGO/Patrick Ahlborn

Beim BVB präferieren sie ein Modell, das sie zuletzt auch bei Nnamdi Collins und Tom Rothe angewandt haben. Rijkhoff soll im ersten Halbjahr der kommenden Saison noch in der U19 spielen. Dort warten viele Einsätze in drei Wettbewerben auf ihn. Neben der Junioren Bundesliga und dem DFB-Pokal sind vor allem auch die Vergleiche in der Youth League mit der europäischen Konkurrenz enorm wertvoll. Hinzu kommen die Länderspielreisen mit der niederländischen U19-Nationalmannschaft. All das garantiert reichlich Spielpraxis. Parallel dazu soll Rijkhoff körperlich weiter zulegen. Darauf liegt ohnehin einer seiner Schwerpunkte in der täglichen Arbeit.

Über BVB-U23 zu den Profis?

Im zweiten Teil der Saison könnte Rijkhoff dann über die U23 an die Bedingungen des Profifußballs herangeführt werden. In der 3. Liga könnte der 18-jährige Angreifer unter Wettkampfbedingungen feststellen, inwieweit er physisch dazu in der Lage ist, mit der dort geforderten Intensität und Aggressivität mitzuhalten.

Sebastian Kehl verfolgt die Entwicklung Rijkhoffs ebenso wie Cheftrainer Edin Terzic genau. „Wir werden mit dem Spieler und seinem Berater besprechen, wie der weitere Weg aussehen könnte“, kündigt der BVB-Sportdirektor im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten an. Die Personalie Rijkhoff ist eine von vielen personellen Herausforderungen, die Kehl in den nächsten Wochen mit Blick auf die kommende Saison zu bewältigen hat.

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